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Autor Jens Rehde
Datum 16.12.03, 10:33
Betreff "Betreuung ist auch ein Standortfaktor"


quelle: http://www.lvz-online.de/lvz-heute/85883.html


© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 10. Dezember 2003

"Betreuung ist auch ein Standortfaktor"




Zedtlitz. Einen großen Bogen schlugen die Teilnehmer eines Podiums zur Bildungspolitik am Dienstag in der Pfarrscheune Zedtlitz. Ausgangspunkt: die Finanzprobleme im Neukirchener Kinderhort.


Gert Forst sah darin Anzeichen für ein gesellschaftliches Problem. Der Elternratsvorsitzende hatte das Podium organisiert. Thema: "Kindertagesstätten und Schulhorte im Spannungsfeld zwischen Bildungsauftrag und leeren Kassen (!?)".


Kritik musste Rolf Jähnichen (CDU) einstecken. Der Landtagsabgeordnete folgte der Einladung nicht - die sächsische Regierungspartei war nicht vertreten. Dabei hätte Wolfgang Ewald den Gesetzgebern gern ein paar Takte erzählt. Sie hätten die Misere heraufbeschworen, erklärte der Kindertagesstätten-Leiter der Volkssolidarität, die Träger des Neukirchener Hortes ist. Die Probleme seien Folge der zu niedrigen und stichtagsbezogenen Landespauschale.


Sparmaßnahmen passten nicht zum pädagogischen Konzept, erklärte Hortleiterin Helga Schlenzig. Christine Birkner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verwies auf Untersuchungen, nach denen Deutschland in der frühkindlichen Förderung unterentwickelt sei. Thomas Kujawa vom Gesamtelternrat der Leipziger Kindertagesstätten stimmte zu. Keinem Kind dürfe erklärt werden, dass es nach Hause muss, weil die Mutter keine Arbeit hat, beschwerte sich Kujawa über Zugangsbeschränkungen. "Betreuung hat nichts mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu tun", meinte der Landtagsabgeordnete Falk Neubert (PDS). Der Wert sei größer. In den letzten Jahren seien Kostensteigerungen bei den Kommunen hängen geblieben.


Die GEW-Landesvorsitzende Sabine Gerold verwies auf Probleme durch das Kindertagesstättengesetz. Gerold forderte auch eine Aufwertung der Erzieherinnen-Ausbildung, plädierte für eine Hochschulausbildung und höhere Bezahlung. Die Qualität der Betreuung sei auch ein ökonomischer Standortfaktor. Gert Forst forderte, zur Finanzierung von Bildung die Vermögenden stärker heranzuziehen.


Gisela Schwarz, familienpolitische Sprecherin der sächsischen SPD, erklärte, dass Politik Prioritäten setzen müsse. "Will ich Bildung finanzieren oder die dritte Querstraße?" Alle Podiumsteilnehmer riefen die Eltern dazu auf, stärker für ihre Kinder zu kämpfen. Zur Veranstaltung waren knapp zehn Besucher erschienen.


Björn Meine






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