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Autor Jens Rehde
Datum 16.10.03, 10:06
Betreff Weiterentwicklung der Tageseinrichtungen fürKinder


Quelle: Die Mailingliste ``Aktion-Bildung'


Im Bereich frühkindlicher Erziehung ist Deutschland Schlusslicht


Weiterentwicklung der Tageseinrichtungen für Kinder


Deutschland hat im Europavergleich einen erheblichen Nachholbedarf, wenn
es um die Förderung der Tageseinrichtungen für Kinder geht. Die
ErzieherInnen-Ausbildung ist die schlechteste in Europa. Zu diesem
Ergebnis, verbunden mit 100 Forderungen an Politik, Wissenschaft und
Praxis, kommt ein Gutachten, das von Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben und jetzt veröffentlich
wurde. So meint Renate Schmitt, dass "der Ausbau der Kinderbetreuung eines
der wichtigsten gesellschaftspolitischen Vorhaben der Bundesregierung in
der 15. Legislaturperiode ist."

Am 7. Oktober stellten in Berlin die Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, Renate Schmidt, und Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis,
Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP), München, das
Gutachten "Perspektiven zur Weiterentwicklung des Systems der
Tageseinrichtungen für Kinder in Deutschland" vor.

Ob Menschen sich für Kinder entscheiden oder nicht, ist nach Erkenntnissen
der OECD in besonderer Weise eine Frage der Betreuung, d.h. eine Frage der
Vereinbarkeit von Familie und Arbeitswelt. Der Ausbau der Kinderbetreuung
ist deshalb nicht nur mit erheblichen sofortigen Aufwendungen für Länder
und insbesondere Kommunen verbunden, sondern mittelfristig eine
Investition von hohem volkswirtschaftlichem Ertrag. Die Ausweitung der
Kinderbetreuung trägt auch entscheidend zur Verbesserung der
Lebensbedingungen von Familien bei: der Zugang zu Kindertageseinrichtungen
erhöht die Chancen von Kindern auf eine umfassende Bildung und Erziehung.
Er unterstützt individuelle Lebensplanungen, verbessert die Vereinbarkeit
von Familie und Arbeitswelt und wirkt damit langfristig negativen
Partnerschaftsentwicklungen im Familienalltag entgegen. Nicht zuletzt
verhindert die mögliche Erwerbstätigkeit beider Elternteile Familien- und
Kinderarmut.

Tageseinrichtungen sind in der Sichtweise der Bundesregierung keine
'Verwahranstalten', sondern wichtige Orte der frühkindlichen Förderung.
Der Elementarbereich ist die erste Stufe im Bildungsverlauf. Die
Eigenständigkeit des Elementarbereichs im Verhältnis zu den anderen
Bildungsstufen muss gewahrt werden. Dabei geht es nicht um eine zeitliche
Vorverlegung der Schulbildung. Die frühkindliche Förderung muss sich in
erster Linie daran orientieren, was Kindern gut tut, was ihrem Alter und
ihren Bedürfnissen entspricht.

Vor diesem Hintergrund will die Bundesregierung in mehreren Politikfeldern
aktiv werden:

* Durch inhaltliche Impulse, Gutachten, den (neuen) Kinder- und
Jugendbericht

* Gezielte Modellversuche zeitgemäßer Organisationsformen, in denen
familienorientierte Angebote gebündelt werden, zum Beispiel analog zu den
britischen Early Excellence Centres.

* Durch Evaluationsmaßnahmen zur Qualität - gemeinsam mit den
Bundesländern im Rahmen der 'Nationalen Qualitätsinitiative'.

* Durch Konsultationen mit wichtigen Partnern: Bundesländern und Kommunen,
Wohlfahrtsverbänden und Kirchen, Wirtschaft und Gewerkschaften ab
November.

Das von Prof. Dr. Fthenakis erstellte Gutachten kommt zu zehn zentralen
Schlussfolgerungen, die als Leitlinien Orientierung geben können für eine
mittel- und längerfristige Weiterentwicklung der Tageseinrichtungen für
Kinder:

1. Frühkindliche Förderung umfassend verbessern
Kinder von null bis sechs Jahre sind besonders lernwillig. Die
erfolgreichen "PISA-Ländern" machen sich diese Erkenntnis zu eigen.Auch
in Deutschland muss frühkindliche Förderung den anderen Bildungsbereichen
im Stellenwert gleichgestellt werden, ohne eine Verschulung von Kindheit
einzuleiten.

2. Kindertageseinrichtungen auf westeuropäisches Niveau ausbauen
Es wird ein zeitlich flexibles Angebot benötigt, das sowohl den
Bedürfnissen der Kinder entspricht als auch den Alltagsrealitäten von
Eltern, die erwerbstätig sein wollen. Mit Blick auf die bislang
unbefriedigende Situation der Tagesbetreuung in Deutschland wird der
weitere quantitative Ausbau des Systems der Tageseinrichtungen dringend
empfohlen. Als mittelfristige Ausbauziele werden ein Platzangebot für 20
bis 30 Prozent der Kinder unter 3 Jahren und für mindestens 40 Prozent der
Schulkinder im Alter bis zu 14 Jahren genannt.

3. Gemeinsame Bildungs- und Erziehungsstandards entwickeln
Spielerische Lernformen kennzeichnen das Verständnis früher Bildung.
Kinder brauchen auch vor der Einschulung eine bestmögliche Förderung. Das
Spektrum der kognitiven und sozialen Förderbereiche in
Kindertageseinrichtungen muss umfassend sein. Bildungsstandards, die
gemeinsam entwickelt werden müssen, sind wichtige Grundlagen für die
Bildungs- und Erziehungspläne der Länder, die ausbaufähig und evaluierbar
angelegt sein sollten.

4. Pädagogische Qualität steigern
Strukturelle Qualitätsaspekte wie Gruppengröße, Betreuungsschlüssel und
Qualifikation der Fachkräfte sind bedeutsam. Lern- und Entwicklungschancen
hängen jedoch auch maßgeblich von der Qualität der sozialen Beziehungen
und Prozesse ab, die zwischen Fachkräften und Kindern und jeweils
untereinander bestehen. Im Rahmen der 'Nationalen Qualitätsinitiative'
werden Verfahren zur Selbst- und Fremdevaluation erprobt, die breite
Anwendung finden sollten.

5. Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf früh integrieren
Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen spezifische Förderangebote
bereit gehalten werden. Gute Ergebnisse zeigen sich in integrativen
Einrichtungen, die Kinder mit Behinderung und Entwicklungsrisiken
aufnehmen und die durch regelmäßige Diagnostik und Präventionsarbeit sowie
Einzelförderung und Kleingruppenarbeit fachlich unterstützt werden. Bei
Migrantenkindern muss die Sprachförderung die Entwicklung systematisch und
unter Einbezug der Eltern von Anfang an begleiten.

6. Bildungs- und Erziehungspartnerschaft realisieren
Eltern tragen für die Erziehung ihrer Kinder die vorrangige Verantwortung.
Tageseinrichtungen erfüllen einen von den Eltern übertragenen Bildungs-
und Erziehungsauftrag. Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Eltern
und Fachkräften sollen zu neuen weitergehenden Formen der Mitbestimmung
der Eltern und zu mehr aktiver Mitarbeit beitragen. Die Tageseinrichtungen
sollten auch wesentlich stärker als Orte für Angebote der Elternbildung
genutzt werden.

7. Einrichtungen eltern- und kinderfreundlich organisieren
Krippe, Kindergarten und Hort in ihrer bisherigen Form sind noch
Einrichtungen des 20. Jahrhunderts. Für das 21. Jahrhundert werden neue
Formen benötigt, in denen vielfältige Angebote für Kinder, Angebote für
Eltern sowie Beratungs- und Qualifizierungsangebote für Fachkräfte unter
einem Dach miteinander verbunden sind. Es geht darum, den Bildungsverlauf
insgesamt in den Blick zu nehmen. Ein Vorbild können die Early Excellence
Centres aus England mit ihrer übergreifenden Förderungskonzeption und
ihren festen Kooperationsbeziehungen sein. Die Entwicklung von
Bewältigungsstrategien für Übergänge im kindlichen Bildungsverlauf (z.B.
vom Kindergarten in die Schule) kann positive Effekte haben.

8. In die Professionalisierung der Fachkräfte investieren
In Anlehnung an die meisten EU-Länder bedarf es in der mittelfristigen
Perspektive der Anhebung des Niveaus der Erzieherausbildung auf
Fachhochschul- bzw. Universitätsniveau mit einem modernen, auf eine
Erzieherbiographie ausgerichtetes Gesamtkonzept der Professionalisierung.
Um Fachkräften in der Praxis eine akademische Nachqualifizierung zu
eröffnen, sind berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme aufzulegen,
vorerst primär für Leitungen.

9. Staatliche Steuerung verändern
Nicht dass, wohl aber wo die Zuständigkeiten für das Aufwachsen von
Kindern und Jugendlichen in Regierungen gebündelt sein sollen, wird zu
klären sein. Von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Standards zum
Bildungs- und Erziehungsauftrag, zur Professionalisierung der Fachkräfte
oder zu Bau und Ausstattung lassen sich heute zumindest nicht mehr
wissenschaftlich begründen. Eine länderübergreifende Verständigung ist
nötig. Auf lokaler Trägerebene ist ein Abbau von zu starren Regelungen
möglich, der auch das Verhältnis zu den Eltern durch Abschluss von
Bildungs- und Erziehungsverträgen rechtlich neu konzipiert.

10. Knappe Mittel optimal einsetzen
Generell ist nach Lösungen zu suchen, die zu effizienterem Mitteleinsatz
und zur Budgetanhebung führen. Im internationalen Vergleich und im
nationalen Bildungsstufenvergleich sind in Deutschland der Elementar- und
Primarbereich deutlich unterfinanziert. Der hohe Stellenwert der
frühkindlichen Förderung und der hohe volkswirtschaftliche Nutzen
erfordern es, innerhalb der öffentlichen Haushalte umzuverteilen.


Die Kurzform des von Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis verantworteten
Gutachtens als Download: http://www.bmfsfj.de/Anlage25026/Gutachten.pdf






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