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Autor Jens Rehde
Datum 28.07.04, 11:15
Betreff "Traue mich kaum, das Bad zu zeigen"


uelle: http://www.lvz-online.de/aktuell/content/133680.html

"Traue mich kaum, das Bad zu zeigen"
Im Garten laufen die Arbeiten für einen Weidentunnel. Neugierig schauen die Knirpse zu, was die jungen Männer vom geförderten Beschäftigungsprojekt da für sie bauen. Der Integrationskindergarten in der Neuen Leipziger Straße 37B hat große Pläne für seinen Tobe-Bereich. "Die Kinder sollen sich bewegen, müssen sich aber auch zurückziehen können, um in Ruhe zu spielen oder ihre Umgebung zu erforschen", sagt Leiterin Helga Hensel, der künftig sogar ein kleines Indianerdorf vorschwebt. Die vom Verein Humanitas betriebene Integrationskindertagesstätte am Rande Grünaus ist sehr gefragt, die Eltern bringen ihre Sprösslinge aus der ganzen Stadt. Und helfen auch mal bei der Renovierung mit, damit "wenigstens die Optik" stimmt. Denn der Kita am Rande Grünaus geht es wie vielen anderen in Leipzig. Ihr Vermieter, die Stadt Leipzig, hat kein Geld, um ihre Häuser zu sanieren. "Die Eltern sind schon tolerant. Oft traue ich mich kaum, jemandem das Bad zu zeigen", sagt Helga Hensel.


Jürgen Hanisch, Chef der Humanitas in Leipzig, kann ein Lied davon singen: "Für die Werterhaltung eines Hauses bekommen wir 5000 bis 6500 Euro im Jahr. Das reicht hinten und vorne nicht." Neben dem Sanitärtrakt müsste die gesamte Elektrik in dem 1982 errichteten Zweckbau in der Neuen Leipziger Straße erneuert werden. Die Fensterfront auf einer Seite konnte ersetzt werden - die andere "heizt nach wie vor die Umgebung mit". Aus den Fugen bröckelt ab und an der Putz, das Dach ist undicht... Selbstverständlich werden die gröbsten Mängel sofort beseitigt, damit keinerlei Gefahren für die Knirpse entstehen, betont der Geschäftsführer und weiß: Am Grundproblem ändert das wenig.


Ähnlich sieht es im "Märchenland" in der Gerhard-Ellrodt-Straße 17a aus. Das engagierte Humanitas-Team, das ebenfalls neue pädagogische Konzepte wie den "lebensbezogenen Ansatz" ausprobiert und auf Sprachförderung großen Wert legt, stößt an Grenzen. Das 1972 als Betriebskindergarten der Gisag gebaute, sehr verwinkelte Haus muss ebenfalls erneuert werden. "Unser pfiffiger Hausmeister hat schon einige Notreparaturen am Dach selbst erledigt. Auf die Dauer ist das aber keine Lösung", sagt Leiterin Martina Fritsche. Um Unfallgefahren auszuschließen, wurden über Löcher im Boden bereits Teppiche gelegt. Auch an den unzumutbaren Sanitäranlagen musste schon viel geflickt werden. "Das Grundgerüst der Einrichtung ist sicherlich nicht schlecht, sie müsste nur dringend saniert werden", sagt Geschäftsführer Hanisch. Ideen dafür gibt es genug, er hat sogar schon von Architekten entwickelte Projekte in der Schublade. Allein fürs "Märchenland" würden 250000 bis 260000 Euro benötigt, damit es modernen pädagogischen Anforderungen gerecht wird.


Hanisch weiß, dass die Stadt das Geld kurzfristig nicht bereitstellen kann. Deshalb wäre der Verein Humanitas, der sechs Kitas in Leipzig betreibt, auch mit soliden Erbbaupacht-Lösungen einverstanden. Bei einer entsprechend langen Laufzeit könnte Humanitas Kredite aufnehmen. Darüber wird noch verhandelt: Die Stadt bietet 20 Jahre an, die Bank verlangt aber mindestens 40 Jahre. "Das Risiko liegt bei uns", sagt Hanisch: "Keiner weiß, wie es in 40 Jahren mit der Kinderbetreuung aussieht. Trotzdem würde ich es wagen, damit wir mit der Sanierung unserer Kindergärten endlich vorankommen."

© LVZ-Online vom: Dienstag, 27. Juli 2004






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