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Autor Thomas Kujawa
Datum 12.09.04, 17:10
Betreff oecd-bericht, pressemitteilung


BILDUNGSEXPERTEN-WARNUNG

"Deutschland fällt weiter zurück"

In wenigen Tagen wird die OECD ihren neuen Bildungsbericht veröffentlichen.
Schon jetzt sagte ihr Bildungsexperte Andreas Schleicher, als Organisator
der Pisa-Studien bekannt, Deutschlands Bildungsreformen kämen viel zu
langsam voran.

Berlin - "Eine Debatte über grundlegende Reformen des Systems bleibt aus.
Deutschland fällt beim Aus- und Umbau der Bildungssysteme weiter zurück und
droht den Anschluss zu verlieren", sagte Schleicher in der "Welt am
Sonntag".


DPA
Falsche Rechnung: Deutschland gebe zu wenig für Primärausbildung aus,
kritisiert Schleicher - und relativ viel für Spezialisierung Deutschland
müsse im neuen Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung wieder mit deutlicher Kritik rechnen. Die
verantwortlichen Politiker handelten "weitgehend visionslos". Es mangele vor
allem an der Umsetzung von bereits gewonnenen Erkenntnissen. Dadurch werde
das Potenzial junger Menschen in den Schulen nicht genutzt.

Bekannt geworden war Schleicher als Organisator der Pisa-Studien. Vor drei
Jahren hatte Deutschland unter 31 Nationen nur Rang 21 belegt.

Veröffentlichung der Studie am Dienstag

Schleicher wird am Dienstag zusammen mit Bundesbildungsministerin Edelgard
Bulmahn (SPD) und Steffen Reiche (SPD), dem Kultusminister von Brandenburg
und Vizepräsidenten der Kultusministerkonferenz, die Studie "Bildung auf
einen Blick" vorstellen. Jedes Jahr vergleicht diese Studie die
Leistungsfähigkeit der Systeme in den Mitgliedsländern.

Deutschland investiere unterdurchschnittlich in sein System, sagte
Schleicher. Hinzu komme, dass die gegenwärtige Verteilung der Ausgaben wenig
Sinn mache. Für Kinder in den ersten Lebensjahren, bei denen Pädagogen am
meisten erreichen könnten, seien die Ausgaben niedrig.

Bei Studium und Berufsqualifikation investiere der Staat viel. Dies
widerspreche allen Erkenntnissen der OECD zu effektiver Investition in
Bildung. Auch brauche der Lehrerberuf in Deutschland ein neues Profil, sagte
Schleicher. Das Lernen müsse den Bedürfnissen des einzelnen Schülers
angepasst werden.

Bei den Kultusministerien seien die Impulse der OECD auf wenig Interesse
gestoßen, sagte Schleicher. Die ersten Analysen einer vergleichenden
Lehrerstudie hätten die Ministerien im März erreicht, sie seien dort aber
kommentarlos verschwunden. Dies stimme ihn nicht optimistisch.




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