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Autor Thomas Kujawa
Datum 20.03.04, 13:55
Betreff "Kinderbildung"


Aus der samstäglichen Bildungsseite des ND

Was Hänschen nicht weiß ...
Frühkindliche Bildung: Kindergärten können die PISA-Probleme nicht lösen


Von Nils Floreck

Aufbewahrung und Bildung – zwischen diesen Polen bewegen sich deutsche
Kitas. Nach PISA werden die Kindergärten oft als Bildungsstätten gepriesen.
Dass frühkindliche Bildung im Kindergarten auch Risiken birgt, kommt selten
zur Sprache. In der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin wurde kürzlich über
Bildung in der Kita diskutiert.
Genau 140 Kinder sind im Haus der kleinen Strolche in Woltersdorf in
Brandenburg – das Angebot reicht von der Kindergrippe bis zum Hort. 13
Pädagogen kümmern sich um die Kinder, altersgemischte Gruppen und
Bildungsauftrag gehören hier ganz selbstverständlich dazu. Da es in
Deutschland bis heute keine Universitätsausbildung für Erzieher gibt, haben
sich die Mitarbeiterinnen aus Woltersdorf selbst fortgebildet. Die Leiterin,
Andrea Nöske, beschrieb auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung
in Berlin aber auch eine Gefahr der frühkindlichen Bildung. Die »kleinen
Strolche« lernen oft schon im Kindergarten Zahlen und Buchstaben. In der
Schule langweilen sie sich dann, weil die Lehrer selten auf die
individuellen Leistungsunterschiede der Kinder eingehen können.
Die Folgen frühkindlicher Bildung sind in Deutschland kaum erforscht.
Ganze vier Stellen gibt es im Universitätsbereich, die sich mit
frühkindlicher Bildung beschäftigen, betonte Hans-Joachim Laewen vom
Institut für angewandte Sozialisationsforschung/Frühe Kindheit e.V.
Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich weit zurück. So gibt es in
Griechenland über 100 Stellen an Universitäten, die sich mit dem Thema
auseinander setzen. Nötig ist aber nicht nur eine qualitative Verbesserung
in deutschen Kitas. Petra Merkel, SPD-Bundestagsabgeordnete, wies darauf
hin, dass insbesondere in Westdeutschland auch eine deutliche Verbesserung
der quantitativen Versorgung erreicht werden muss.
Modellprojekte wie das in Woltersdorf sind inzwischen bekannter als vor
einigen Jahren. Ziel der Bildungsprojekte kann aber nicht sein, dass alle
Kinder schon in der Kita Rechnen und Schreiben lernen. Auch die Forderung
nach Deutschunterricht in Kindergärten klingt nur im ersten Moment gut. Denn
viele Kinder aus Migrantenfamilien gehen gar nicht in den Kindergarten. Wenn
also André Schindler vom Berliner Landeselternausschuss als Aufgabe für die
Kitas formuliert, dass alle Kinder ab dem ersten Schultag fit für die Schule
sein müssten, fordert er Unmögliches. Bildung im Kindergarten kann nur ein
Angebot sein. Die unterschiedlichen Niveaus der Kinder auszugleichen bleibt
gerade nach PISA die Aufgabe der Schulen.
So wichtig die Debatte um frühkindliche Bildung ist, an der Realität vieler
Kitas geht sie völlig vorbei. Denn in Westdeutschland ist schon eine
bedarfsgerechte Betreuung mit Ganztagskindergärten kaum durchzusetzen. Hier
eine Bildungsdebatte zu führen, ist schlicht im negativen Sinne elitär.
Tolle Modellprojekte ändern nämlich an der strukturellen Unterversorgung in
vielen Regionen überhaupt nichts. In Ostdeutschland gibt es zwar in den
meisten Fällen genügend Kindergartenplätze, doch steigende Kitagebühren
sorgen dafür, dass aus Kostengründen Kinder von Geringverdienern nicht mehr
in den Kindergarten gehen können. Häufig sind das die Kinder, für die
frühkindliche Bildung besonders wichtig wäre.
Die von PISA beklagte Spaltung beginnt also oft genug schon im Kindergarten.
Nötig wäre eine deutliche Senkung der Kitagebühren – bis hin zu einem
kostenlosen Kindergarten für Kinder aus sozial schwächeren Familien, um zu
erreichen, dass die frühkindliche Bildung allen Kindern zugute kommt. Dass
das möglich ist, zeigt das Nachbarland Frankreich:
Dort sind die Kindergärten kostenfrei. Niemand käme in Frankreich auf die
Idee, einem Kind den Kitaplatz zu verweigern, nur weil die Mutter oder der
Vater nicht berufstätig ist. Das aber geschieht derzeit in Berlin. Hier wird
nur noch dann ein Ganztagsplatz genehmigt, wenn von den
Erziehungsberechtigten eine Berufstätigkeit bzw. eine Ausbildung
nachgewiesen werden kann.
Die Reduzierung der kommunalen Ausgaben für deutsche Kindertagesstätten ist
im Übrigen auch rein fiskalisch kontraproduktiv. Jeder in Kitas investierte
Euro bringt dem Staat vier Euro. Das hat eine Studie ergeben, die 2002 an
der Universität Bielefeld erstellt wurde.





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Kinderbetreuung in Deutschland
• In Westdeutschland gab es Ende 2002 rechnerisch für 88 Prozent der 3- bis
6,5-jährigen Kinder einen Kindergartenplatz, aber nur für 3 Prozent der
Krippenkinder (unter 3 Jahre) und 5 Prozent der Hortkinder (6,5 bis
11 Jahre). In Ostdeutschland konnten 37 Prozent der Krippenkinder und 41
Prozent der Hortkinder Tagesbetreuung in Anspruch nehmen. Für jedes Kind im
Kindergartenalter stand hier statistisch gesehen ein Platz zur Verfügung
(105 Prozent).
• Beim zeitlichen Betreuungsumfang sind die Unterschiede groß: So boten im
Westen erst 24 Prozent der Kindergartenkinderplätze eine Ganztagsbetreuung,
während diese im Osten die Regel war (98 Prozent).
• Kinder vom Baby- bis ins Schulalter werden zunehmend gemeinsam betreut.
Der Anteil der Kombi-Einrichtungen lag bei 32 Prozent aller
Kindertageseinrichtungen und hat sich gegenüber 1990/1991 (11 Prozent)
verdreifacht.
• Im Westen war das Personal fast zu gleichen Teilen in Voll- oder Teilzeit
beschäftigt, im Osten arbeiteten dagegen 80 Prozent als Teilzeitkräfte.
Unterschiede zeigen sich auch in der Altersstruktur des
Personals: Im Westen waren 42 Prozent der Beschäftigten über 40 Jahre alt,
im Osten dagegen 69 Prozent.
Quelle: Statistisches Bundesamt (2002)
(ND 20.03.04)




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