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Autor Thomas Kujawa
Datum 08.11.04, 21:30
Betreff Mehr Wachstum durch bevölkerungsorienterte Familienpolitik


BDI, IW Köln und Bundesministerium legen gemeinsames Strategiepapier vor

Der demographische Wandel stellt die Familienpolitik in Deutschland vor neue
Herausforderungen. Aufgabe einer nachhaltigen Familienpolitik ist es, auch
bevölkerungspolitische Aspekte aufzunehmen. Langfristige Erfolge sind nur
mit einem ''Politik-Mix'' aus Wirtschafts-, Bildungs- und
Arbeitsmarktpolitik und betrieblicher Personalpolitik zu erwarten. Das sind
die zentralen Ergebnisse des gemeinsamen Symposiums ''Wachstumsfaktor
bevölkerungsorientierte Familienpolitik'' des Bundesverbands der Deutschen
Industrie (BDI), des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) heute
in Berlin.

Bundesministerium, BDI und IW Köln legten ein gemeinsames Strategiepapier
vor.
Darin werden die positiven Auswirkungen einer höheren Geburtenrate auf den
wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand Deutschlands beschrieben und
konkrete Handlungsfelder benannt, die aus der demographischen Krise
herausführen können.
Als zentrales Problem wird in dem Papier der absehbare Rückgang des
Arbeitskräfteangebotes hervorgehoben, der sich negativ auf das
Wirtschaftswachstum in Deutschland auswirkt.

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate
Schmidt, hob hervor: ''Mit einer nachhaltigen, bevölkerungsorientierten
Familienpolitik wollen wir einen Trend zu mehr Kindern anstoßen.
Bevölkerungsorientierung bedeutet nicht, dass Menschen Kinder bekommen
sollen, die sie sich nicht wünschen - sondern sie dient dazu, dass Menschen
ihre vorhandenen Kinderwünsche verwirklichen können. Das Beispiel
Deutschland hat gezeigt, dass reine Transferleistungen ohne eine generelle
Verbesserung der Infrastruktur hinsichtlich der Geburtenentwicklung
wirkungsschwach sind. Deshalb haben wir einen Strategiewechsel eingeleitet:
Weg von der Fixierung auf immer mehr Geldleistungen hin zu einer
Familienpolitik besserer Infrastrukturen, begleitet von einer neu
zentrierten finanziellen Förderung und einer familienfreundlichen
Unternehmenskultur.''

Nach Ansicht von BDI-Präsident Michael Rogowski müsse das heutige
Erwerbspotenzial besser ausgeschöpft werden. ''Die Unternehmen sind auf die
sehr gute Qualifikation der Frauen angewiesen. Berufstätige Frauen müssen
sich häufig nach der Geburt eines Kindes für längere Zeit aus dem
Berufsleben verabschieden oder aber sie verzichten ganz auf Nachwuchs, weil
eine Kombination von Kind und Beruf nicht möglich erscheint. Hier ist auch
die Wirtschaft aufgefordert, flankierende Maßnahmen zu ergreifen, um Familie
und Beruf zu vereinbaren.
Flexible Arbeitszeitmodelle, Wiedereinstiegsprogramme nach der Elternzeit
und Betriebskindergärten können hier helfen und werden bereits schon  in der
betrieblichen Praxis angeboten.''

Der IW-Direktor Prof. Hüther betonte, dass durch einen Ausbau der
Kinderbetreuung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert werden
könne. ''Dadurch werden zwei Ziele gleichzeitig erreicht: Müttern wird die
Möglichkeit gegeben, trotz der Kindererziehung einer Erwerbstätigkeit
nachzugehen. Gleichzeitig werden durch den Besuch einer
Kinderbetreuungseinrichtung familiär bedingte Bildungsunterschiede der
Kinder verringert und die Chancengerechtigkeit verbessert. Damit wird die
Wissensbasis für die Zukunft verbreitert und der Zugang von Akademikerinnen
zum Arbeitsmarkt trotz Familiengründung verbessert.''

BDI, IW Köln und Bundesministerium sehen fünf zentrale Handlungsfelder, an
denen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam ansetzen müssen:

1) Kinderbetreuung ausbauen
Der Ausbau der Kinderbetreuung hilft, das Spannungsverhältnis zwischen Beruf
und Familie aufzulösen und könnte Frauen und Männer dazu motivieren, nach
der Elternzeit wieder schneller in den Beruf zurückzukehren. Eine gut
ausgebaute Kinderbetreuung auch für die unter Dreijährigen ist ein wichtiger
Standortfaktor.

2) Kinder früh fördern
Die frühe Förderung von Kindern ist eine entscheidende Wachstumsgröße. Neben
dem quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung gewinnt deshalb auch der
qualitative Ausbau eine große Bedeutung. Die Lehrinhalte müssen stärker als
bisher in den Focus des öffentlichen Interesses rücken.

3) Finanzielle Förderung effizienter einsetzen Aus wirtschaftspolitischer
sowie aus bevölkerungsorientierter Sicht ist eine schnelle Rückkehr von
Müttern und Vätern in den Beruf wünschenswert. Denn in Ländern mit guten
Kinderbetreuungsangeboten und einer hohen Erwerbstätigkeit von Müttern liegt
auch die Geburtenrate höher. Ein Elterngeld nach skandinavischem Vorbild
trägt dazu bei, den Verdienstausfall abzufedern und die Entscheidung für
Kinder zu erleichtern.

4) Unternehmenspolitik familienorientiert gestalten Eine zukunftsorientierte
Personalpolitik ist familienfreundlich und bringt für Unternehmen
betriebswirtschaftliche Vorteile, Wettbewerbs- und Standortvorteile.
Eine familienorientierte Unternehmenspolitik leistet einen wichtigen Beitrag
für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit auch für eine
weitere Erhöhung der Frauenerwerbsquote.

5) Familienfreundliche Initiativen vor Ort unterstützen Die Aktivitäten
kommunaler Akteure vor Ort tragen entscheidend dazu bei, Deutschland
familienfreundlicher zu gestalten. Die Initiative ''Lokale Bündnisse für
Familie'' zeigt, welche Potenziale hier aktiviert werden können.

Kontakt:
Thomas Hüne, Bundesverband der Deutschen Industrie, Tel.: (030) 2028 1449




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