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Beitrag 62 von 912 (7%)
Autor
Jens Rehde
Datum
04.11.03, 21:46
Betreff
Wollschwein Arnold freut sich mächtig auf den Besuch der ...
Quelle:
http://www.lvz.de/lvz-heute/79350.html
© Leipziger Volkszeitung vom Montag, 3. November 2003
Wollschwein Arnold freut sich mächtig auf den Besuch der Steppkes
Die Mannschaft des Bauernhof-Kindergartens in Mölkau wächst: Seit gestern zählen fünf weitere Mädchen und Jungen zur vorher neunköpfigen Gruppe. Unter den Neulingen ist auch ein autistisches Kind - bei dieser Krankheit haben die Betroffenen Probleme, ihre Umwelt wahrzunehmen. Gemeinsam mit den anderen Kindern erleben nun bereits zwei verhaltensgestörte Jungen abwechslungsreiche Tage in dem noch sehr jungen Projekt.
Jeden Morgen das selbe Spiel im Bauernhof-Kindergarten Mölkau: Nach dem Frühstück herrscht wildes Durcheinander. Beim so genannten Morgenkreis will jeder der Knirpse unbedingt mitbestimmen, was am Tag gemacht wird. "Vieles wird von uns vorgegeben", erklärt Leiterin Katrin Goldhardt. "Aber ein bisschen können die Kleinen auch selbst entscheiden." Die klare Einteilung sei vor allem für die autistischen Kinder wichtig, so die Leipzigerin. "Auf diese Weise können sie das Geschehen besser nachvollziehen."
Neben der Leitung des Kindergartens hat Katrin Goldhardt auch Aufgaben in der Autismus-Ambulanz Leipzig, die der Träger des Kindergartens ist. "Wir versuchen, autistische Kinder in die Gesellschaft zu integrieren", sagt sie. Richtig ins Rollen gebracht hat das ganze Projekt der Verein Stadtelternrat ohne Grenzen. Auch die Leipziger Volkszeitung unterstützte den Kindergarten. Wie berichtet, erhielt die Redaktion im Sommer dieses Jahres den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und reichte die 5000 Euro Preisgeld nach Mölkau weiter.
Die Kleinen vor Ort bekommen von den schwierigen Fragen der Anyschub-Finanzierung natürlich nichts mit. Für sie ist es momentan wichtiger, ihren Vorschlag für die Tagesplanung durchzusetzen. Ein letztes Mal brabbeln alle durcheinander, dann steht der Ablauf fest. Zunächst geht es raus, um Wollschwein Arnold und die gackernden Hühner zu besuchen. Die Gruppenälteste Melissa hilft den Kleineren beim Anziehen. Schließlich ist sie mit sechs Jahren schon (fast) groß. "Die anderen sind drei und vier Jahre alt", sagt Erzieherin Peggy Rietzschel. Nur Nesthäkchen Clara tanzt mit zweieinhalb etwas aus der Reihe.
Noch den Reißverschluss hochziehen, dann geht's dick eingemummelt im Gänsemarsch ab in den Park. Der verhaltensgestörte Tommy (Name geändert) fasst beim Spazierengehen allerdings nicht so gern ein anderes Kind an - er läuft nur an der Seite der Großen. "Trotzdem hat er sich gut in die Gruppe eingefügt", meint Katrin Goldhardt. Von der dicken Platane sprinten die Steppkes auf Kommando zur gegenüberliegenden Kastanie. Für die kleine Clara ist das gar nicht so einfach. Warum sind der Anorak und die Regenhose aber auch immer im Weg? Bloß gut, dass es beim gemeinsamen "Häschen in der Grube"-Spiel ein bisschen ruhiger zugeht. Die kleine Verschnaufpause können jetzt alle gut gebrauchen.
Aber auch sie ist schnell vorbei. Schließlich freut sich das runde Wollschwein Arnold bereits mächtig auf den Besuch seiner jungen Fans. "Arnold, Arnold!" Schon von weitem locken die Kinder lautstark den Eber. Auch Tommy nennt den Vierbeiner laut beim Namen - dies aber besonders gern, wenn gerade kein anderes Kind das Tier ruft. Und tatsächlich: Langsam bewegt sich das Schwein zum Zaun. "Arnold ist toll", stellt Melissa mit roten Wangen fest.
Nach ausgiebigem Staunen marschieren die Knirpse ein Stückchen weiter zu den Hühnern. Auch das gackernde Federvieh kommt auf ihr lautes Rufen sofort an den Zaun gerannt. Noch schnell ein Lied gesungen, dann geht's zurück in den Kindergarten. Das zweite Frühstück ist überfällig. Nach dem Vitaminschub wird spielerisch was für die Motorik getan. Von einer dünnen Schnur müssen die Kinder mit dem Mund Apfelringe herunterziehen. Ohne Benutzung der Hände, versteht sich. Der vierjährige Max hatte den richtigen Dreh raus und holte sich den Leckerbissen am schnellsten.
Anschließend gibt es Mittagessen in der Gutsgaststätte und endlich fallen die Steppkes erschöpft in ihre Betten. Durch so manchen Traum trottet nun das Wollschwein Arthur, das schon auf den nächsten Besuch wartet.
Linda Polenz
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