Martin Hinze
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Erstellt: 24.03.05, 16:10 Betreff: Re: Was denkt ihr über die 4te Adrenalin??? |
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Kann und wann kann physische Gewalt als politischer Protest legitim sein? Pancho kommt zu dem Schluß, daß Gewalt legitim ist, aber nur, wenn „[m]ilitante Aktionen[…] an öffentliche Projekte angebunden“ sind. Nicht legitim ist sie also, wenn es nur um den persönlichen Nervenkitzel und um Abenteuerspiel geht. Keine blinde Rebellion also. Ist damit das Entscheidende gesagt? Dann wäre Gewalt ja einfach ein Mittel, dem sich jede politische Gruppierung bedienen könne. Aus dem Kontext wird klar, daß es Poncho um „linksradikale“ Gewalt geht, an der Abstraktheit der Schlußfolgerung ändert das aber nichts. Das ist heikel, denn wenn Faschisten Intellektuelle und andere fremd wirkende durch die Straßen jagen oder Städte bombardieren, dann wenden sie ja Gewalt ebenfalls mit „Einbettung in [eine] inhaltliche Position“ an.
Das entscheidende Kriterium zur Bewertung der Legitimität eines Gewaltaktes wurde in der Diskussion der letzten Adrenalin nicht genannt. Dieses Kriterium ist die Motivation, die hinter einem Gewaltakt steht. Gewalt kann verübt werden, um Leben zu zerstören, als Ausdruck von Haß und Zerstörungslust(wie bei einem Großteil der Führungsschicht des Nazireiches). In dieser Form ist sie abzulehnen. Gewalt kann aber auch eingesetzt werden, um Leben zu bewahren und es vor drohender Vernichtung zu schützen. Ein Mensch, der eigentlich unbedingt friedlich leben will, kann also durch seinen ethischen Hintergrund, der Liebe zum Menschen, gezwungen sein sich mit „Hand und Mund“ sich drohendem Verderben entgegenzustellen; defensive Gewalt. Die Möglichkeit zu dieser Form von Gewalt ist ein Teil von Freiheit.
„[… G]egen jede Form Gewalt richtet man sich doch, wenn man seinen Protest zuende denkt.[…] Jeder Gewaltakt ist ein neuer Herrschaftsakt“ - Clemens Haug erweckt den Eindruck, Gewalt könne kein Mittel sein, eine bessere Gesellschaft zu formen, die dem Menschen besser entspricht. Wie war es in Frankreich, während es von den Nazis besetzt war – hatten die Widerstandskämpfer, die von einem Fahrrad aus Bomben in Naziversammlungen warfen eine andere moralisch vertretbare Wahl? Was ist wenn Menschen sich in einem Haus einrichten, daß abgerissen werden soll, und dieses gegen die Polizei erbittert verteidigen – wollen sie damit einen „Herrschaftsakt“ über die Polizei ausüben, oder ihren Lebensraum verteidigen? Als Alternative zur Gewalt nennt Clemens die Studentenproteste des letzten Jahres. Wenn man nackt auf dem Kröpcke dagegen protestiert, ‚das letzte Hemd weggenommen zu bekommen’ bekommt man – als Mädchen – vielleicht eine Seite im Playboy, den Gesetzen, gegen die man protestiert, entgeht man aber nicht. Welchen Frieden unterstützen wir, wenn wir friedlich bleiben? Die Stille nach dem Sturz der Bomben, die den Irak und Afghanistan beregnen, finanziert durch unsere Steuergelder? Den Ausbeutungsfrieden, der ganze Kontinente ausbluten und veröden läßt, forciert durch unseren Konsum? Führt der, der friedlich bleibt, nicht Krieg diese für Gesellschaft?
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