ALBANIA

 
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Autor Beitrag
Latifa
Experte


Beiträge: 2004


New PostErstellt: 20.04.11, 10:30     Betreff: Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April"

Also, Arbria, Bardha und Ismini zuliebe will ich mich auch nochmal äußern, ich finde es schön, dass zumindest ihr mitgemacht habt:

1. Mir hat das Buch sogar sehr gut gefallen, hat sich gut gelesen, war ein spannender Stoff, konnte mich in die Hauptdarsteller einfühlen

2. Mir fiel mal wieder ins Auge, welche Stellung dort die Frauen haben. Als die Frau des einen Mannes von den Brüdern vergew...tigt wird, bietet man ihm als eine Möglichkeit der Buße an, dass er im Gegenzug mit den Frauen der Brüder xx darf. Das ist ja dann doch sehr aufschlußreich. Beim Mann ist es das Blut, das in den Sohn übergeht, bei der Frau die Milch. Frauen und Kinder leben in einem anderen Stockwerk als die Männer, auch das ein Hinweis, dass Frauen nicht als gleichwertig gesehen werden. Und wer sind die Leidtragenden, wenn die Äcker brachliegen und kein Gewinn erwirtschaftet wird? Frauen und Kinder.

3. Ich hab mich natürlich auch gefragt, was in dem Turm vor sich gegangen ist, dass Diana dermaßen erschüttert wieder raus kam. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, was für psychische Defekte da im Laufe der Jahre bei diesen untoten Männern aufgetreten sind, die ja kein Leben in diesem Sinne führen, also dürften allein die schlimmen Zustände so ein zartes Wesen wie Diana schon schockiert haben.

4. Besian hat einen hohen Preis dafür bezahlt, dass er mal schauen wollte, wie das in Wirklichkeit so aussieht, worüber er die ganze Zeit so positiv geschrieben hat. Aber er ist und bleibt ein so ignoranter Kerl, dass er nicht aufhört, zu hoffen, dass sich Diana wieder einkriegt und er nicht groß drüber reflektiert, ob das nicht doch völlig irre ist, dieses System des Kanuns und was ihm der Doc an den Kopf geschmissen hat.

5. Interessant die Erklärung, dass andere Bergvölker die Berge den Göttern überließen, während die Nordalbaner gezwungen sind, ihr Leben in den Bergen direkt zu fristen und deshalb haben sie so etwas wie einen Halbgott geschaffen, den Gast (wobei mir vorkommt, dass beim Gast auch wieder nur an Männer gedacht wird, denn hallo- wenn eine Frau als Gast vergew...wird, ist das doch eigentlich das Schlimmste, was passieren kann)

6. Sehr schön fand ich auch, wie durch diesen Verwalter Mark klar gemacht wird, dass die Blutrache auch eine äußerst lukrative Sache war und es allein schon deshalb ein großes Interesse daran gab, das alles aufrechtzuerhalten. So wie jetzt der Kanun vorgeschoben wird, wenn in Wirklichkeit was Kriminelles dahintersteht(stand hinten in den Erklärungen). Mark erstellte sogar Geschäftsprognosen für seinen Dienstherren, also wie sich der Umsatz an Blutrachegeldern im nächsten Jahr weiter entwickeln wird- wie herrlich böse vom Autoren, das zu erwähnen, dass die das ganz kaltschnäuzig als Geschäftszweig behandelt haben.

7. Warum sich der Kanun so lange halten konnte- ok, wenn man überlegt, dass sich diese Tradition hartnäckig gegenüber Fremdbesetzungen oder die Islamisierung gehalten hat oder gegen Versuche, eine staatliche Verwaltung dort zu etablieren, versteht man es schon ein winziges kleines bisschen besser. Die waren da oben so abgeschieden, dass sie eben der Meinung waren, manche Dinge regelt man besser unter sich. Nur, was das für irrwitzige Ausmaße angenommen hat, ist unglaublich. Dass Männer ins Blut kamen, nur weil ein Gast, der noch nicht mal im Haus drin war, den keiner kannte, etwas bestimmtes gerufen oder geklopft hat, ist schon heftig.      

8. Wurde irgendwas durch den Kanun verhindert? nein, es wurde trotzdem gemordet, außerehelich geschwängert und vergew...tigt. Also völliger Blödsinn.

9. Arbria, das hab ich mich auch gefragt, ob Gjorgs Mörder den Hinweis auf die Kreuzung gegeben hat, weil er im Sterben noch diese Kuh vor sich sah.

Fazit: Ich hätte es bereut, wenn ich es nicht gelesen hätte, denn es gab unglaublich spannende Einblicke in eine Welt, von der man vor 50 Jahren noch keine Ahnung hatte.





Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen. Oscar Wilde

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