Karla
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 10.04.11, 23:51 Betreff: Re: Ismail Kadare - "Der zerrissene April" |
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Besian empfinde ich als Kanun-Fan, der wie ein Besessener durch das Hochland zieht, um Menschen anzugaffen, die sich tagtäglich mit diesen archaischen Gesetzen herumschlagen müssen. Am Ende des Buches stellt sich ja heraus, dass er wohlwollende Bücher zum Thema in der Stadt veröffentlicht hat und so das System unterstützt, welches die Hochland-Bewohner zunehmend ablegen wollen. Er muss sich von einem Arzt, der auch für den "Prinzen"arbeitet zu dem Thema eine Menge Entrüstung für seine Meinungsmache anhören.
Diana ist für mich eine Art Zuschauerin, die ungewollt in den Bann der Situation gezogen wird. Sie scheint sehr naiv zu sein und ist für mich stellvertretend für Menschen, die "edle Wilde" durch Liebe ausgedrückt bewundern. das soll es ja heute noch geben.
Für mich ist es dazu noch unverständlich, was damals wirklich für ein eigenartiges politisches System regiert hat. Die Handlung muss ja in der Zeit unter Enver Hoxha stattfinden. Wie kann eine Regierung zulassen, dass große Bevölkerungsteile mit eigenen Gesetzen leben und zusätzlich eine Region bzw. das ganze Land im Vergleich zum Rest von Europa so zurückfallen lassen kann, dass man Kutschen braucht, um ein Land zu bereisen. Auch der Zustand der sogenannten Gasthäuser ist im Buch erbärmlich. Es scheint dort nur Bohnen, Eier, Brot und Kaffee im Angebot zu geben.
Das Buch animiert sich (noch) besser mit dem Land und der jüngeren Geschichte auseinanderzusetzen.
Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibts nicht. Konrad Adenauer
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