Den meisten Menschen ist es ein Bedürfnis, die gewissen drei Worte zu hören. Und ab und zu hören sie sie auch genau im richtigen Moment.
Ich begegnete Mari am Tag ihrer Einlieferung ins Hospiz, in dem ich arbeitete. Bill, ihr Mann, stand nervös daneben, als sie von der Krankentrage ins Bett gehoben wurde. Obwohl Mari sich im Endstadium ihres Kampfes gegen den Krebs befand, war sie doch bei klarem Bewußtsein und guter Dinge. Wir halfen ihr, sich einzurichten. Ich schrieb ihren Namen auf all die hospizeigenen Gegenstände, die sie benutzen würde, und fragte sie dann ob sie noch etwas bräuchte. O ja sagte sie, würden sie mir bitte zeigen, wie man den Fernseher bedient? Mir bereiten diese Soaps grosses Vergnügen, und ich will nichts verpassen. Mari war eine Romantikerin und liebte Soap Operas, Liebesromane und Filme mit einer guten Liebesgeschichte. Als wir miteinander vertrauter wurden, gestand sie mir, wie frustrierend es sei zweiunddreissig Jahre mit einem Mann verheiratet zu sein, der sie oft eine törichte Frau nannte. Oh ich weiss, Bill liebt mich sagte sie, aber er war nie einer, der mir gesagt hätte, dass er mich liebt, oder der mir ein Kärtchen schickte. sie seufzte und blickte hinaus auf die Bäume im Hof. Ich gäbe wer weiss was, wenn er ich liebe dich sagen würde, aber das ist einfach nicht seine Art. Bill besuchte mari jeden Tag. Angfangs sass er neben ihrem Bett, während sie sich die Soaps ansah. Später, als sie mehr zu schlafen begann,wanderte er den Korridor vor ihrem Zimmer auf und ab. Als sie dann überhaupt mehr fernsah und nur noch selten wache Momente hatte, begann ich, Bill mehr von meiner Zeit zu widmen. Er erzählte mir, dass er als Zimmermann gearbeitet hatte und gerne zu Angeln ging. Er und Mari hatten keine Kinder, aber sie hatten ihr Rentnerdasein genossen, indem sie auf Reisen gingen, bis Mari krank wurde. Bill konnte seinen Gefühlen über die Tatsache, dass seine Frau im Sterben lag, keinen Ausdruck geben. Eines Tages saßen wir bei einer Tasse Kaffe in der Cafeteria, und ich kam auf das Thema Frauen zu sprechen und darauf, wie sehr wir die Romantik im Leben brauchen und es lieben, wenn wir sentimentale Postkarten und Liebesbriefe bekommen. Sagen sie Mari, dass sie sie lieben? fragte ich (im Wissen um seine Antwort), und er sah mich an, als ob ich verrückt sei. Das braucht`s nicht, erwiderte er. Sie weiss doch, dass ich das tue!
Ich bin sicher dass sie es weiss sagte ich und berührte seine Hände- die rauhen Hände eines Zimmermanns, die die Tasse umklammerten, als wäre sie das einzige, woran er sich festhalten konnte, aber sie muss es hören, Bill. Sie muss hören, was sie ihnen all diese Jahre bedeutet hat. Bitte denken sie darüber nach. Wir gingen zurück zu Maris Zimmer. Bill ging hinein, und ich besuchte einen anderen Patienten. Später sah ich Bill auf Maris Bett sitzen. Er hielt ihre Hand, wärend sie schlief. Es war der 12 Februar.
Zwei Tage später kam ich Mittags zur Station. Da stand Bill im Flur gegen die Wand gelehnt und starrte auf den Fussboden. Mari war um elf Uhr morgens gestorben. Als Bill mich sah, liess er es zu, von mir in die Arme genommen und fest und lange umarmt zu werden. Sein Gesicht war tränennass, und er zitterte. Schliesslich lehnte er sich wieder gegen die Wand und atmete tief durch. Ich muss etwas sagen begann er. Ich muss sagen, wie gut ich mich fühle, dass ich es ihr gesagt habe. Er hielt inne, um sich zu schneuzen. Ich habe eine Menge über das nachgedacht, was sie gesagt haben, und heute morgen habe ich ihr gesagt, wie sehr ich sie liebte und es liebte, mit ihr verheiratet zu sein. Sie hätten ihr Lächeln sehen sollen!
Ich ging ins Zimmer, um selbst von Mari Abschied zu nehmen. Auf dem Beistelltisch lag eine grosse Valentinskarte von Bill. Sie wissen schon, eine dieser sentimentalen Dinger, auf der stand Für meine wunderbare Frau........ich liebe dich