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aminaH
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Beiträge: 12

New PostErstellt: 17.02.06, 09:25     Betreff: Re: Marokko

Hallo Stevia,

mein Mann kommt aus Tetouan in Nordmarokko, ca. 50 km von Tanger entfernt. Es ist eine sehr schöne Stadt mit Rifgebirge, Meer und ca. 350-400 000 Einwohnern.

Wir haben seit wir uns kennengelernt haben, jeden ersparten Pfenning in Marokko investiert, zuerst Hausbau mit meinem Schwiegervater (eine Wohnung gehört offiziell uns), dann Landkauf nebenan, Bebauung dieses Stückes Land. Jetzt haben wir in diesem Gebäude unten die Bäckerei und oben eine Wohnung, die aber leider durch schlechte Dachisolierung(miserable Handwerker, mehrmals neue Anläufe zur Verbesserung)sehr feucht und damit unbewohnbar geworden ist. Handwerker kann man im großen und ganzen vergessen, sogar die die sich Meister nennen.

Die Probleme im Geschäftsleben sind ja vielfältig:

  1. Korruption (ganz schlimm) auf allen Ebenen.
  2. Personal (sehr unzuverlässig)
  3. Preisbindung bei bestimmten Waren.

Da das Brot der staatlichen Preisbindung unterliegt, darf der Bäcker ohne Zustimmung seinen Brotpreis nicht erhöhen, selbst wenn das Mehl immer teurer wird. Die Verdienstspanne ist gering und mein Mann muß schuften bis zu 18 Stunden am Tag. Und das 7 Tage in der Woche.

Er ist bisher nicht in der Lage gewesen, einen einzigen seiner Angestellten (einschl. sich selbst) in irgendeiner Art und Weise zu versichern, weil es finanziell nicht drin war.
Durch die zu geringe Kapitaldecke konnte er nur alte Autos zum Liefern kaufen (er verdient mehr an Zulieferungen an kleine Läden als im eigenen Geschäft), die regelmäßig kaputt sind. Außerdem fahren die Marokkaner sehr abenteuerlich und es wurde ihm mindestens schon ein Wagen zu Schrott gefahren. Im moment hat er 3 Stück am Laufen, davon ein neuer, den aber nur er fährt.

In der Backstube arbeitetet er (neben dem Liefern) und sein Bruder, die beide den Bäckerberuf gelernt haben. Alles andere sind angelernte Jugendliche bzw. Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen können oder wollen. Davon gibt es in Marokko sehr viele, leider. Die Eltern bringen ihre Kinder zu meinem Mann, damit sie wenigstens einen Beruf lernen.

Es wird fast rund um die Uhr in der Backstube gearbeitet, nachmittags bis ca. 16.30 das letzte warme Brot und abends wieder ab 22 Uhr. Sie arbeiten in Schichten.
Oft gehen die Kinder der Tagesschicht erst nachhause, wenn die Sonne untergeht. Sie bleiben lieber da und spielen mit den anderen Fußball. Da die Familien groß sind, werden sie scheinbar nicht vermißt.

Im Sommer während der Badezeit oder der Zeit wenn viele Hochzeiten gefeiert werden kann es sein, daß sie garnicht zur Arbeit kommen oder einfach aufhören. Er ist also froh, wenn er mal einen Stamm an Arbeitern hat, die regelmäßig da sind. Es gibt keinen Vertrag, also sind sie frei zu kommen und zu gehen, genau wie er frei ist, sie zu feuern.
Die Zustände sind schlimm. Damit die Kinder nicht einfach wegbleiben, fährt er in den Sommermonaten oft Freitags nach dem Freitagsgebet mit den Jungen zum Schwimmen und bleibt dort mit ihnen ein paar Stunden.Freie Tage gibt es nicht für alle. Allerdings werden die Kinder auch bezahlt, wenn sie krank sind und er läßt sie manchmal auch noch zwischendurch spielen, weil sie noch kindlich sind.

So, das war es mal fürs erste.
Werde morgen weiterschreiben.

Gruß
aminaH


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