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holzhiasl
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Erstellt: 01.01.07, 12:13 Betreff: Re: Meine ist auch "schwarz"... |
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Hallo an alle, also ich bin der Matthias (46 Jahre alt) und habe im Forum Südamerika schon ein paar Worte über meine Frau Soledad geschrieben (wohlgemerkt: nicht verloren). Unsere Geschichte ist, nach allem was ich so höre und lese, so einzigartig, dass ich sie gerne hier erzähle und vielleicht auch ein paar Gedanken zu manchen Äußerungen in den Raum werfe, um die Diskussion wieder anzuheizen. Also, Peter T., ich habe Dein Buch zwar noch nicht gelesen, Deine Beiträge zu diesem Thema auf Deiner Homepage jedoch schon. Wie ich im Forum „Heimatfrust – Warum eine Selbstständigkeit weltweit Sinn macht“ schon in meinem Beitrag sagte, es gibt keine „Gültig-für-Alles-und-Jeden“-Formel, weder in der Liebe, noch im Geschäft oder im Leben generell. Jeder ist anders, lebt anders, lebt woanders und trifft auch andere Leute.
Anfang der 90-er Jahre hatte ich eine Phase, in der ich mich fragte „Wenn Du einmal 70 Jahre alt bist und auf Dein Leben zurückschaust – was würdest Du da gerne sehen?“. Nun, 45 Jahre in derselben Fabrik dieselben Löcher in dieselben Platten zu stanzen war jedenfalls nicht das Ergebnis. Die deutsche Philosophie „Beständigkeit, Bodenständigkeit –steter Tropen höhlt den Stein- usw. war bei mir auch nicht so ausgeprägt. Nachdem ich dann lange hin- und herüberlegt habe, was ich denn eigentlich will, habe ich einfach mein Bündel geschnürt und bin auf die „Walz“ gegangen. Ich bin erst von Norwegen über Dänemark über die Schweiz nach Belgien gekommen und, als ich dann merkte, dass mein Englisch nicht reichte, habe ich mich dazu entschlossen, erst einmal eine Weile in England zu leben. Habe ich dann auch rund 18 Monate gemacht. Ich war Farmarbeiter, Packer in der Fleischfabrik, „Mädchen für alles“ auf einer Hunderennbahn bis ich dann schließlich in einer Fabrik in King’s Lynn landete. Dort habe ich mir übrigens in fast 10 Monaten US$ 14.000 zusammengespart. Während meiner Reisen habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, was ich eigentlich erleben will. Nun, wie vorher schon gesagt, ich wollte auf keinen Fall in einer Fabrik enden – auch wenn’s gut bezahlt wird.
Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich gerne mal Goldsucher wäre. Nachdem ich einige Research gemacht habe, wo es Gold gibt musste ich mich wieder mal entscheiden, in welche grobe Richtung ich gehe. Also Nordamerika, Kanada, Australien und Neuseeland war’s nicht, da es da meiner Meinung nach nicht verschieden genug zu Deutschland war. Afrika und Asien reizte mich auch nicht – so blieb dann (wohlgemerkt: für mich) nur noch Südamerika übrig. Dann ging es nur noch ums Reinkommen. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich dann für Peru.
Als ich im Juni 94 in Lima ankam, konnte ich noch kein Wort Spanisch. Ich hatte jedoch von England aus schon für Unterkunft und Sprachschule gesorgt, so dass ich übergangslos in meine erste Lernphase einstieg – Sprache, Sitten und Gebräuche. Ich lebte für einen Monat bei einer peruanischen Familie und erhiehlt täglich 4 Stunden Sprachunterricht von Lucha, einer Literaturprofessorin der Universidad Cathólica de Lima. Lucha und auch andere Mädchen fanden mich wohl unwiderstehlich – ob das an meinem Aussehen, meinem Witz, meinem Intellekt, meiner Nationalität oder meinem Ersparten lag – nun, das kann ich nicht sagen. Ich hatte jedoch das feste Ziel, im Madre de Dios nach Gold zu suchen, da hatte ich keine Zeit und Lust für feste Beziehungen, ein kurzes Abenteuer war jedoch drin.
Dann kam ich endlich im Land meiner Träume an: Puerto Maldonado, Madre de Dios. 27.000 Einwohner, immer noch Pfandflaschen und so weit ab vom Schuss, dass man sich von der Hektik der Welt erlöst fühlt. Ich nahm ein Hotel und machte mich an die Verwirklichung meines Projekts „Goldsuche“. Puh, ich kann Euch sagen, fremd, ohne Bekannte und Schutzengel hatte ich zuerst meine liebe Not mit den Behörden. Um an ein Arbeitsvisum zu kommen, nahm ich mir einen Anwalt. Nun, der meinte nach einigen Hundert Soles, (damals rund US$ 300,00) dass ich mit einem Ovulus von US$ 2000 das Visum praktisch schon in der Tasche habe – da klingelte bei mir der Geier-Alarm und da ich schon einige Leute in Kneipen und Restaurants kennen gelernt habe, fragte ich diese um Rat. Die sagten mir nun „Klar, da bleibt nur eines: Heiraten!“.
So, im Hotel Wilson, wo ich seinerzeit lebte, hat sich meine heutige Frau Soledad (kurz Soli) um meine Wäsche gekümmert. Nachdem ich ihr von meinen Träumen und Plänen erzählt habe, hat sie sich angeboten, als Köchin mit mir in den Dschungel zu gehen und mir bei meinen Angelegenheiten zu helfen. Mein Spanisch war noch recht dürftig, sie verstand aber, um was es geht und mir WIRKLICH sehr viel geholfen.
Da sie bereits 3 Kinder hatte, (8, 16 und 18 Jahre alt wovon eine schon wieder ein eigenes Kind hatte) suchte sie nach einem Job, bei dem man regelmäßig und vernünftig bezahlt wird. Nun, kurz und gut: wenn ich nicht arbeiten konnte, hatte sie auch keinen Job. Da haben wir halt geheiratet. Jawohl, so war’s. Ich kam am 15. Juli nach Puerto Maldonado und am 15. August haben wir geheiratet. Da war ich dann Großvater, ohne je ein eigenes Kind gehabt zu haben.
Soli ist mit mir in den Dschungel gegangen. Sie ist mir überall hin gefolgt, hat mir bei der Führung meiner Leute unschätzbare Dienste geleistet und war auch noch die Köchin, die aus allem etwas Essbares gemacht hat. So haben wir aus der Zweckehe dann nach und nach eine echte Ehe gemacht. Soli liebt und respektiert mich, weil ich ihr Umwelt von der Pike auf kennen gelernt habe und mich in ihrer Welt wie ein Einheimischer bewegt habe. Ich war nie der distanzierte Gringo, der mit den Indios nichts zu tun haben wollte sondern lebte wie einer von ihnen, mit und unter ihnen.
Dreizehn Monate nach unserer Heirat kam dann der Richard zur Welt. Knapp zwei Jahre später der Fritz und, zuletzt das Nesthäkchen, unsere Stefanie, die in unserem siebten Ehejahr das Licht der Welt erblickte. Ich war nach meinem Goldsucherabenteuer Dschungellodgemanager, Hotelmanager (4*), Manager of Ops in einem 5* Casino, OpsManager in einem großen Cateringunternehmen, Tourguide, GTZ-Berater, Regierungsconsultant für PROMPEX (Promotora Peruana de Exportaciones) und am Ende unserer Peru-Zeit, habe ich mich mit dem Export von Balsaholz beschäftigt. Soli hat mich bei allem tatkräftig unterstützt, war sich nie für eine Arbeit zu schade und hat mich aufgebaut, wenn mal nicht alles so lief, wie es sollte. Heute, nach fast 13 Jahren Ehe, kann ich nur sagen – Klasse, Wundervoll – jederzeit gerne wieder.
Sie hat in Deutschland „ihre Frau“ gestanden, als ich arbeitsmäßig nach Kosovo, Bosnien und Afghanistan musste. Jetzt leben wir in Luxemburg, für Soli noch viel schwerer, da sie außer ihrem dürftigen Deutsch auch noch gar kein Französisch versteht. Und ich bin wieder in Afghanistan. Nun, wir wollen dieses Jahr nach Peru zurück, uns eine Farm aufbauen und wie eine ganz normale Familie zusammenleben. In Europa kann ich mir das nicht leisten. Nur mit Auslandstätigkeiten - und die Trennungen gehen uns kräftig auf die Nerven. Wir mögen uns nämlich.
Ich lese hier immer wieder so Aussagen wie: „Ich steh auf Ausländerinnen, weil die im Bett Kanone sind“. Hey, wenn sich einer nur hinlegt, fürstlich bedienen lässt und selber nichts dazu beiträgt, braucht er sich nicht darüber zu wundern, dass dies seiner Angebeteten mit der Zeit zu langweilig wird und sie sich dann jemanden sucht, der mitmacht. Außerdem, auf welchem Planeten lebt Ihr eigentlich? Wollt ihr wirklich jahrelang eine Haus- und Sexdienerin für lau? Ohne Gegenleistung? Glaubt Ihr wirklich, dass die bloße Zur-Verfügung-Stellung Euerer Prachtkörper, Kost und Logie Lohn genug ist? Ist es denn nicht normal, dass sich eine Frau, die wegen der Kinder ihre Arbeit aufgibt und zuhause bleiben muss, Gedanken macht, mit wem sie diese Zeit verbringt weil es ja auch von dessen Einkommen abhängt, welches Leben sie und ihre Kinder führen? Im Fall von „Frank Hauser – Abgebrannt in Paraguay“ – ja was hat er sich denn dabei gedacht? Geht ins Puff und lässt sich von seiner Traumfrau für 9 Euro einen blasen – tolle Aussage. Und dann holt er sich dieses Mädchen zu sich nach Hause um so zu einem kostenlosen Dauerservice zu kommen? Klar, dass so einer auf die Schnauze fällt. Und, meine persönliche Meinung, richtig so. Kann er lange davon träumen, dass sie wieder zurückkommt.
Jeder Topf hat einen Deckel, das hat der Lenz (der im Liegen höher ist, als im Stehen) ja auch bewiesen. Und dass seine Frau nicht auf Abwege geht, hat nicht nur etwas mit Religion zu tun.
Respekt erzeugt Respekt. Liebe hat mit Geld und auch mit Zeit nichts zu tun. Klar, es gibt Millionen von Frauen und Mädchen, die ihrer Armut durch Heirat entkommen wollen, aber das sind Menschen die genau so handeln, wie wir das in ihrer Situation bestimmt auch machen würden, wenn wir die Gelegenheit dazu bekämen.
Also, immer schön locker und geschmeidig bleiben. Ich warte schon gespannt auf die Kommentare von den Dauerabonnenten.
Viel Glück fürs Neue Jahr, Matthias
Wer allein arbeitet, addiert. Wer zusammen arbeitet, multipliziert.
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