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azeriler.de
Ein Forum für Aserbaidschaner in Deutschland und deutschsprachigen Länder.
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hamburglu_neo
Moderator
Beiträge: 1032 Ort: Hamburg
Ich komme aus: Baku, Aserbaidschan
Verhältnis zu Aserbaidschan: Nett, aber etwas langweilig
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Erstellt: 16.11.06, 23:57 Betreff: Borat
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Hallo Leute, ich hab neulich den Film „Borat“ gesehen. Sie kennen den Film bestimmt, überall läuft dessen Werbung. Hier möchte ich meine Eindrücke vom Film schreiben und, falls jemand den Film auch angeschaut hat, Eindrücke anderer lesen. Kurz vorweg: - im Film werden echte Staatssymbole Kasachstans verwendet, - die kleine Ortschaft, wo Borat wohnt (im Trailer zum Film gezeigt) existiert tatsächlich – es ist ein Dorf in Rumänien, - der zweite Hauptdarsteller ist ein Armenier, - am Ende des Films wird Präsident Aserbaidschans Ilham Aliyev abgebildet. Konkret: „Borat“ ist ein guter Film. So witzig ist der Film nicht, das ist keine echte Komödie. Alles enthält eine fette Portion Sarkasmus und Ironie. Die Witze im Film sind sehr platt und schräg, wie alles, was Borat im Film macht (und zwar die ganze Zeit). Dabei waren viele Szenen gar nicht so lustig. Humor ist generell nur die Oberfläche des Films. Im Prinzip erzählt der Film von kultureller Unterschieden in moderner westlicher Gesellschaft mit so gut wie allen deren Minderheiten. Borat, der durch die Vereinigten Staaten reist, trifft auf all diese Minderheiten bzw. soziale Gruppen: Feministinnen, Gay-Society, Burschenschaften, kirchliche Gemeinden, Konservativen usw. Grundsätzlich macht Borat dasselbe, was er früher als Ali G im MTV gemacht hat: er trifft sich mit Vertreter zahlreichen Interessengruppen und stellt ihnen Fragen, die komisch vorkommen. Komisch – weil uns die Antwort so banal eindeutig (und umgekehrt: eindeutig banal) scheint, in sich aber einen anerkannten Konflikt enthält. Im „Borat“ wird gezeigt, wie eine Person aus einem anderen kulturellen Kreis kommt, der unserem diametral unterscheidet. In Borats Gesellschaft wird fast alles gemacht, was hier als negativ bewertet ist, für ihn aber eine Normalität ist und umgekehrt sieht er unsere Sitten komisch an. Z.B. nach Borat ist es in Ordnung, wenn Männer sich selbst auf der Strasse sexuell befriedigen; nach Borat dürfen Frauen männliches sexuelles Verlangen nicht abweisen; nach Borat müssen Juden gejagt werden; nach Borat darf man sich über behinderten Menschen lustig machen, nach Borat schützt man Tiere nicht usw. Dabei ist Borat kein schlechter Mensch: er prügelt sich mit niemandem, quält und disrespektiert Tiere nicht, er geht nicht fremd (obwohl er von Pamela Anderson träumt und versucht sie zu heiraten), raucht nicht, achtet auf Ehre und Ehrlichkeit. Er trifft auch während seiner Reise keine schlechten Menschen. Besser gesagt keine „eigentlich“ schlechte Menschen. Denn in jeder Personengruppe, auf die er stößt, gibt’s auch „komische“ Seiten (als Paralell zu Borats). So findet er Gays sehr nett und höfflich (besser als Normalmenschen), obwohl er deren sexuelle Orientierung gar nicht teilt. In einer von Borat besuchten Kirche, wo in der Messe nichts außer „Jesus liebt euch“ gepredigt wird, tritt ein amerikanischer Bundesrichter auf und sagt „Amerika ist ein christliches Land“. Danach wird die Predigt so getrieben, dass Borat in Unmacht fällt: wie in als verächtlich gezeigten extremen islamischen Messen. Feministinnen wollen mit Borat überhaupt nicht reden, und zwar nur weil er einer anderen Ansicht ist. Leute aus Burschenschaft (die im Film saufen und von Weib reden) beklagen, Minderheiten seien besser behandelt als normale Menschen (stimmt zum Teil). Gezeigt werden dort auch wohlhabende und anständig aussehende Menschen, die ernsthaft meinen, dass Muslime Terroristen sind. Insgesamt steckt der Film sehr viele Widersprüche, gedeckt mit platten und geschmacklosen Witze. Im Ergebnis sagt der Film nicht, dass etwas Fehlerhaftes in Wirklichkeit richtig ist, sondern dass auch bei uns vieles fehlerhaft ist, und zwar zum Teil sehr ähnlich wie bei anderen. Es gab da eine Szene, die ich wirklich übertrieben fand: Borat kämpft dort gegen seinen mitreisenden Landsmann… und zwar nackt. Beide völlig nackt (und haarig), so dass teilweise Geschlechtsorgane zu sehen sind. Sehr abartige Ansichten; kaum jemand im Saal hat dabei gelacht. Generell habe ich gemerkt, dass bei sehr vielen Witzen nur Teile der Zuschauer lachten. Die meisten Besucher, wie ich merkte, waren Deutsche, dabei waren auch spürbar viele ältere Personen. Der Borats „mitreisende Landsmann“ ist ein Schauspieler armenischer Nationalität, was ich aber nur am Ende des Films in Titeln lesen konnte (vom Gesicht her jedoch auch zu vermuten). Ich kann den Film gut empfehlen, aber nur den Leute, die über sich selbst lachen können, denn sonst ist der Film etwas langweilig und flach (wie Jackass oder Scary Movie). So, das war’s, und ich warte auf euere Kritik (bin sicher, es kommt viel).
____________________ There is no knowledge, that is not power.
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Suave
Ehemaliges Mitglied
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hamburglu_neo
Moderator
Beiträge: 1032 Ort: Hamburg
Ich komme aus: Baku, Aserbaidschan
Verhältnis zu Aserbaidschan: Nett, aber etwas langweilig
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Erstellt: 30.11.06, 12:44 Betreff: Re: Borat
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und was ist da erniedrigend?
____________________ There is no knowledge, that is not power.
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Suave
Ehemaliges Mitglied
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Erstellt: 30.11.06, 13:45 Betreff: Re: Borat
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Drei Hamburger sehen es anders.Weiss du warum???Weil sie Kasachen sind. http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,446216,00.html Ich darf darüber nicht diskutieren, habe nicht gesehen. Ich bleibe bei meiner Meinung. Ich lach auch oft über "meine Traditionen", aber nur mit meinem Volk. Dabei wünsche ich mir mein Volk wäre einzigartig. Sind sie auch im Grunde genommen. Ich meine es nur anders, Ihr wisst das schon, wie? Aber weiss du, ein Volk kann man nicht aufklären, wenn man über sie lustig macht. Nur die Satire wäre angesagt. Das trifft aber in diesem Falle nicht zu.
[editiert: 30.11.06, 13:58 von Suave]
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Samar
Expert
Beiträge: 434 Ort: Hamburg
Ich komme aus: Aserbaidschan
Verhältnis zu Aserbaidschan: Ich liebe dieses Land
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Erstellt: 01.12.06, 14:17 Betreff: Re: Borat
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Habt ihr den Film "Meine türkische Hochzeit" gesehen. Da werden doch auch türkische Traditionen ausgelacht. Die Türken empfangen es allerdings nicht so wie Kasachen. Ich meine, wenn man alles glauben würde, was in Filmen gedreht wird..... Die Sache wird schon bald vergessen.
hier bin ich!
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_kismet_
Свой человек
Beiträge: 287 Ort: Saarbrücken
Ich komme aus: da wo mein Herz schlägt - Baku!
Verhältnis zu Aserbaidschan: Ich liebe dieses Land
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Erstellt: 01.12.06, 15:20 Betreff: Re: Borat
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kak raz bura odin anikdot KVNden jadima dushdu:
- Hara gedirsen?
- Nazarbajevi garshilimaga.
- Nazarbajev kimdir?
- ...emm, Türkmenbashi.
____________________ Baku, moj dom radnoj, Nash Malakanskij dvor - ja tvoj...
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hamburglu_neo
Moderator
Beiträge: 1032 Ort: Hamburg
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Verhältnis zu Aserbaidschan: Nett, aber etwas langweilig
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Erstellt: 05.12.06, 23:43 Betreff: Re: Borat
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sind es nur Exclisiv-witze? Man lacht dort doch nicht über Kasachen als solche. Ausser Namen wird im Film nichts über Kasachstan gezeigt. Warum ist es gut, über die Türken zu lachen, aber nicht über ein anderes Volk?
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Gurban Alakbarov
Dauerschreiber
Beiträge: 237 Ort: Kiel
Ich komme aus: Kiel, BRD
Verhältnis zu Aserbaidschan: Ich liebe dieses Land
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Erstellt: 09.12.06, 02:59 Betreff: Re: Borat
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OK, jetzt paar Wörter von mir.
Generell bin ich mit Neo eniverstanden. Im Film kommt wenig Wort über Kasachstan. Außer dem Namen vielleicht. Man vergißt Kasachstan fast beim Anschauen des Films. Der Armenier ist witzig. Borat steht in der Tradition des britischen Humors. Erinnert euch an "Das Leben des Brian" von Monthy Python. Unter dem Deckmantel der angeblichen Bibelgeschichte und der Blasphemie kommt die deftige Kritik der damaligen (60-70er Jahre des verg. Jh.) Linken und der britischen Kolonialgeschichte. Nun nochmals zu Borat. Sein Nachbar im Dorf heißt Nursultan Tujakbaj. Das fand ich super, nämlich das ist eine Anspielung an den jetzigen kasachischen Präsidenten Nursultan Nazarbayev und den führenden oppositionellen des Landes Scharmachan Tujakbaj (den hatte im letzten Jahr in Almaty getroffen). Also Borat macht von zwei Personen eine. Das war echt witzig. Außerdem beneidet dieser Nachbar Borat. Das ist wiederum eine Anspielun an beide. Sie beneiden sich natürlich, sie sind Rivalen. Scharmachan Tujakbaj war der Generalstaatsanwalt und der erste Mann auf der Liste der präsidialen Partei "Otan". Dann trennte er sich von Nazarbayev. Also, Suave, die Kasachen kann ich zwar verstehen, aber so weit sollten sie nicht gehen. Erinnert euch an den aserbaidschanischen Film "Anekdote" von 1989. Manche Leute hassen diesen Film immer noch. Aber was soll es. Manche Leute hassten auch Aziz Nesin in der Türkei, weil die Erzählungen schrieb wie die ehrwürdige türkische Armee durch einen üblichen Putsch die Ehre der Prostituierten rettete, die ohnehin per definitionem nicht zu retten war. Insgesamt war Borat gut beraten. Auch was die "Liebe" zwischen Kasachen und Usbeken angeht. Am Ende kommt Ilham Aliyev. Hmm, ich rate, was das bedeuten sollte. Solche Regimes wie bei uns brauchen solche Satiren. Was kann man da noch machen. Deftige Staire ist das einzige, was noch übrig bleibt. In solchen Fällen sind nicht die Länder oder gar Nationen, sondern gesellschaftlichen und politischen Strukturen das Objekt der Satire. Ein Film dieser Art über Aserbaidschan würde mich überhaupt nicht stören. Meinen Patriotismus sehe ich dadurch nicht in Frage gestellt.
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hamburglu_neo
Moderator
Beiträge: 1032 Ort: Hamburg
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Samar
Expert
Beiträge: 434 Ort: Hamburg
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Verhältnis zu Aserbaidschan: Ich liebe dieses Land
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Erstellt: 15.12.06, 14:07 Betreff: Re: Borat
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Neo,
ich habe aber niemals gesagt, dass man Türken auslachen darf oder muss. Du verstehst mich leider falsch.
hier bin ich!
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