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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 20.07.12, 22:33     Betreff: Re: Kein Kohlemeiler in Brunsbüttel

Wilstersche Zeitung vom 20.07.2012:

Seite 1:

Pläne für Kohlekraftwerk in Brunsbüttel geplatzt

Tübingen/Brunsbüttel/sh:z

Der Stadtwerkeverbund Südweststrom gibt seine Pläne für ein Kohlekraftwerk in Schleswig-Holstein endgültig auf. Das teilte Südweststrom gestern mit. Die anfangs rund 90 beteiligten Stadtwerke vor allem aus Baden-Württemberg
hatten vor, in Brunsbüttel an der Elbe für 3,2 Milliarden Euro das
größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands zu bauen. Doch zuletzt hatte das
Projekt zahlreiche Rückschläge zu verkraften. So gelten neue
Kohlekraftwerke durch die Energiewende als nicht mehr wirtschaftlich,
und auch die neue Landesregierung in Schleswig-Holstein
lehnt das Projekt ab. Umweltschutzorganisationen waren Sturm gelaufen
gegen die vermeintliche CO2-Schleuder. „Es ist schade, dass die
ständigen Richtungswechsel und die Verzögerungen von Entscheidungen in
der bundesdeutschen Energiepolitik letztendlich zu dem Beschluss geführt
haben, das Projekt nicht mehr zu realisieren“, sagte Südweststrom-Geschäftsführerin Bettina Morlok.


Auf ein Wort:

Viel Zeit verloren

Es war ein guter
Tag für die Umwelt und ein schlechter Tag für Brunsbüttel: Gestern
verkündete die Südweststrom das endgültige Aus für das geplante
Kohlekraftwerk. Das Milliardenprojekt im Industriegebiet wird nach
Jahren intensivster Planung beerdigt. Besonders freuen wird dies die
Menschen in der Wilstermarsch, die im Zentrum der Abgasfahne aus den
Kraftwerksschloten gelegen hätte. Doch nun heißt es, Ärmel hochkrempeln
und mit aller Macht nach einer sinnvollen Alternative suchen. Im
Interesse der Schleusenstadt und der gesamten Region. Viel Zeit ist seit
gestern ergebnislos verloren gegangen. rp


Kommentar von Seite 2:



Herber Rückschlag

Kohlekraftwerk für Brunsbüttel ist endgültig gescheitert

Wolfgang Buhmann

Bevor die Energiewende, das „größte Industrieprojekt der
Nachkriegsgeschichte“ (Bundesumweltminister Peter Altmaier), Früchte
tragen kann, fordert sie Opfer. Völlig frustriert steigt die Tübinger
Südweststrom, die mit einem Aufwand von 3,2 Milliarden Euro im
Brunsbütteler Industriegebiet Europas leistungsstärkstes und
umweltschonendstes Kohlekraftwerk bauen wollte, aus dem Vorhaben aus. 20
Millionen Euro Planungskosten sind in den Sand gesetzt. 320
Arbeitsplätze werden nicht entstehen. Und das, obwohl jeder weiß und es
auch regierungsamtlich festgehalten ist, dass der Umstieg auf Sonne,
Wind und Biomasse nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn mindestens 17
leistungsfähige konventionelle Kraftwerke auf Gas- oder Kohlebasis als
Reserve- oder Sicherheitskapazität zur Verfügung stehen.


Aber wer investiert schon gern in „Notstromaggregate“? Und wer
investiert gern in einem Land, dessen politische Führung ihm
unmissverständlich klar macht, dass er nicht willkommen ist. Nichts
anderes aber hatte der Kieler Energiewendeminister Robert Habeck getan,
als er unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Investoren aus dem
Südwesten aufforderte, den Bauantrag für ihr über Jahre geplantes,
durchgeprüftes und inzwischen genehmigungsreifes Vorhaben auf der
Zielgeraden zurückzuziehen.


Das Aus aus Tübingen – man kann es drehen oder wenden wie man will –
ist ein Fußtritt für die vom neuen Wirtschaftsminister Reinhard Meyer
ausgerufene Wachstumsorientierung schleswig-holsteinischer
Wirtschaftspolitik. Es ist zugleich ein herber Schlag für den einzigen
echten Industriestandort im Land. Nur von Sanatorien und der Vermietung
von Fremdenzimmern sowie von der Durchleitung in Zukunft auf hoher See
erzeugter Strommengen wird dieses Land nicht leben und sich seine hohen
sozial- und bildungspolitischen Ansprüche leisten können. Zu einer
stabilen Wertschöpfung gehört zwingend eine gesunde industrielle Basis
mit einem breiten Branchenmix.





Seite 3:



„Kohlekraft hat keinen Platz in Schleswig-Holstein“

Brunsbüttel /wob

Das zurzeit größte schleswig-holsteinische Industrieprojekt, ein 1800-Megawatt-Kohlekraftwerk,
das der Tübinger Energiekonzern Südweststrom in Brunsbüttel bauen
wollte, ist der Energiewende zum Opfer gefallen. Gestern wurde das 3,2
Milliarden Euro teure Vorhaben offiziell beerdigt. Damit sind
Planungskosten in Höhe von 20 Millionen Euro in den Sand gesetzt; 120
direkte Arbeitsplätze und 200 weitere im Umfeld werden nicht entstehen.


Südweststrom (SWS), ein Zusammenschluss von 61 regionalen
Stadtwerken, begründete den Schritt gestern im Anschluss an eine
außerordentliche Gesellschafterversammlung mit einer fehlenden
bundespolitischen Perspektive für die Stromerzeugung aus fossilen
Quellen sowie der Ablehnung des Projekts durch die neue Küstenkoalition
in Kiel. „Bisher hat die Landesregierung unser Projekt stets
unterstützt, dies hat sich mit dem Regierungswechsel geändert“, so der
SWS-Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Kübler in
dem Ausstiegsbeschluss: „Wir bauen kein Kraftwerk gegen den Willen der
Landesregierung.“


So begrüßte der Kieler Energieminister Robert Habeck (Grüne) denn
auch umgehend die Entscheidung aus Tübingen: „Kohlekraft hat keinen
Platz in der künftigen Energieversorgung in Schleswig-Holstein“,
erklärte er. Die neue Koalition aus SPD, Grünen und SSW hatte sich
dagegen ausgesprochen, neue Kohlekraftwerke im Land zu bauen.
Brunsbüttel gehöre aber weiterhin zu den attraktivsten Standorten für
ein Steinkohlekraftwerk in Deutschland, bescheinigt das Unternehmen dem
Industriegebiet an der Unterelbe. Zugleich hebt es die „hohe Kompetenz
der Behörden und der Standortgemeinde“ hervor. Man habe großen Respekt
vor den Behörden der Stadt, die das Vorhaben immer fair begleitet
hätten, sagte SWS-Geschäftsführerin Bettina
Morlok. Auch mit den wenigen Gegnern vor Ort habe man immer gut
zusammenarbeiten und offene Diskussionen führen können.


Mit einer in zwei Blöcken erzeugten elektrischen Leistung von 1800
Megawatt und einem Wirkungsgrad von mehr als 46 Prozent hätte die Anlage
zu den modernsten Steinkohlekraftwerken Europas gehört. Für die in
Brunsbüttel ansässigen Unternehmen der chemischen und anderer
Grundstoffindustrien ist ein leistungsstarkes Kraftwerk von großer
Bedeutung. Zurzeit ist einzig das Kernkraftwerk Brokdorf am Netz. Der
Atommeiler Brunsbüttel ist abgeschaltet. Pläne für ein Kohlekraftwerk
des belgischen Electrabel-Konzerns sind ebenfalls geplatzt.





Seite 22:



Aus für das Kohlekraftwerk

Gesellschafterversammlung der Südweststrom
beerdigt 3,2 Milliarden teures Vorhaben/Freude auf der einen, Bedauern
auf der anderen Seite

Brunsbüttel

Die Nachricht kam gestern Nachmittag per Mail: Das Tübinger
Enregiekonsortium Südweststrom (SWS) verkündete in knappen Worten das
Aus für ein seit Jahren umstrittenes Milliardenprojekt in der
Schleusenstadt: „Südweststrom baut kein Kohlekraftwerk in Brunsbüttel.“


Dies war der von Vielen zuletzt erwartete Schlussstrich, den die
Gesellschafterversammlung gestern unter das Projekt zog. Fehlende
bundespolitische Gesetze mit Aussagen zur Zukunft der Stromerzeugung aus
fossilen Energiequellen, die aktuell mangelnde Wirtschaftlichkeit und
die Ablehnung des Projektes durch die neue Landesregierung von Schleswig-Holstein hätten zu dem Beschluss geführt, so SWS-Sprecher Alexander Raithel.


Rainer Kübler, Aufsichtsratsvorsitzender der Südweststrom, machte den
Kurswechsel in der neuen Landesregierung mitverantwortlich für diese
Entscheidung. Der Optionsvertrag für das Grundstück sollte nicht
verlängert werden. Kübler dazu: „Bisher hat die Landesregierung unser
Projekt stets unterstützt, dies hat sich mit dem Regierungswechsel
geändert. Wir Stadtwerke bauen kein Kraftwerk gegen den Willen der
schleswig-holsteinischen Landesregierung.“ Daher sei den 61 Gesellschaftern das Aus empfohlen worden.


„Großen Respekt“ zollte SWS-Geschäftsführerin
Bettina Morlok den Verantwortlichen in der Schleusenstadt. Das Projekt
sei „immer fair begleitet“ worden. Auch „mit den wenigen Gegnern vor
Ort“ hätte man immer gut zusammenarbeiten und offene Diskussionen führen
können. Morlok hält Brunsbüttel unverändert für einen der attraktivsten
Standorte für ein Steinkohlekraftwerk in Deutschland: „Es ist schade,
dass die ständigen Richtungswechsel und die Verzögerungen von
Entscheidungen in der bundesdeutschen Energiepolitik letztendlich zu dem
Beschluss geführt haben, das Projekt nicht mehr zu realisieren.“


Auch Bürgermeister Stefan Mohrdieck bedauert diesen Schritt. „Wir
sind ein Stück enttäuscht, angesichts der Arbeit, die wir hier
reingesteckt haben.“ Die Entscheidung der Landesregierung, den
Optionsvertrag nicht zu verlängern, sei „der finale Blattschuss“
gewesen. Jetzt gelte es, neue Chancen für Brunsbüttel zu suchen.
Zukunft, so Mohrdieck, liege im Offshore-Markt.


Als Rückschlag für den Energiestandort empfindet der Brunsbütteler Landtagsabgeordnete Jens Magnussen (CDU) das Kraftwerks-Aus.
Sein Landtagskollege Oliver Kumbartzky (FDP) betont, er sähe die Stadt
weiterhin als Energiestandort. Das unterstreicht auch Landrat Dr. Jörn
Klimant mit Verweis auf den Koalitionsvertrag. Er bedauert: „Wir haben
unglaublich viel Zeit in das Antragsverfahren gesteckt.“ Die sei
zunächst mal verloren.


Fast fünf Jahre lang machte sich die Bürgerinitiative Gesundheit und
Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel gegen die Kraftwerkspläne stark mit
Demos, Unterschriftssammlungen und Klagen. Die Freude war gestern groß:
„Das ist ein Supererfolg.“ Der viele Väter habe, nicht nur die BI. Nach
dem Ausstieg des schweizer Mehrheitsgesellschafters Repower sei das Ende
absehbar gewesen.


Zufriedenheit auch bei den Grünen. Bernd Voß, Landtagsabgeordneter aus
der Wilstermarsch, erklärte: „Mit diesem Beschluss ist auch am
Industriestandort Brunsbüttel der Weg frei für den Einstieg in die
Erneuerbaren Energien. “
Ralf Pöschus






[editiert: 20.07.12, 22:35 von Claudia]
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