Aus für das Kohlekraftwerk
Gesellschafterversammlung der Südweststrom
beerdigt 3,2 Milliarden teures Vorhaben/Freude auf der einen, Bedauern
auf der anderen Seite
Brunsbüttel
Die Nachricht kam gestern Nachmittag per Mail: Das Tübinger
Enregiekonsortium Südweststrom (SWS) verkündete in knappen Worten das
Aus für ein seit Jahren umstrittenes Milliardenprojekt in der
Schleusenstadt: „Südweststrom baut kein Kohlekraftwerk in Brunsbüttel.“
Dies war der von Vielen zuletzt erwartete Schlussstrich, den die
Gesellschafterversammlung gestern unter das Projekt zog. Fehlende
bundespolitische Gesetze mit Aussagen zur Zukunft der Stromerzeugung aus
fossilen Energiequellen, die aktuell mangelnde Wirtschaftlichkeit und
die Ablehnung des Projektes durch die neue Landesregierung von Schleswig-Holstein hätten zu dem Beschluss geführt, so SWS-Sprecher Alexander Raithel.
Rainer Kübler, Aufsichtsratsvorsitzender der Südweststrom, machte den
Kurswechsel in der neuen Landesregierung mitverantwortlich für diese
Entscheidung. Der Optionsvertrag für das Grundstück sollte nicht
verlängert werden. Kübler dazu: „Bisher hat die Landesregierung unser
Projekt stets unterstützt, dies hat sich mit dem Regierungswechsel
geändert. Wir Stadtwerke bauen kein Kraftwerk gegen den Willen der
schleswig-holsteinischen Landesregierung.“ Daher sei den 61 Gesellschaftern das Aus empfohlen worden.
„Großen Respekt“ zollte SWS-Geschäftsführerin
Bettina Morlok den Verantwortlichen in der Schleusenstadt. Das Projekt
sei „immer fair begleitet“ worden. Auch „mit den wenigen Gegnern vor
Ort“ hätte man immer gut zusammenarbeiten und offene Diskussionen führen
können. Morlok hält Brunsbüttel unverändert für einen der attraktivsten
Standorte für ein Steinkohlekraftwerk in Deutschland: „Es ist schade,
dass die ständigen Richtungswechsel und die Verzögerungen von
Entscheidungen in der bundesdeutschen Energiepolitik letztendlich zu dem
Beschluss geführt haben, das Projekt nicht mehr zu realisieren.“
Auch Bürgermeister Stefan Mohrdieck bedauert diesen Schritt. „Wir
sind ein Stück enttäuscht, angesichts der Arbeit, die wir hier
reingesteckt haben.“ Die Entscheidung der Landesregierung, den
Optionsvertrag nicht zu verlängern, sei „der finale Blattschuss“
gewesen. Jetzt gelte es, neue Chancen für Brunsbüttel zu suchen.
Zukunft, so Mohrdieck, liege im Offshore-Markt.
Als Rückschlag für den Energiestandort empfindet der Brunsbütteler Landtagsabgeordnete Jens Magnussen (CDU) das Kraftwerks-Aus.
Sein Landtagskollege Oliver Kumbartzky (FDP) betont, er sähe die Stadt
weiterhin als Energiestandort. Das unterstreicht auch Landrat Dr. Jörn
Klimant mit Verweis auf den Koalitionsvertrag. Er bedauert: „Wir haben
unglaublich viel Zeit in das Antragsverfahren gesteckt.“ Die sei
zunächst mal verloren.
Fast fünf Jahre lang machte sich die Bürgerinitiative Gesundheit und
Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel gegen die Kraftwerkspläne stark mit
Demos, Unterschriftssammlungen und Klagen. Die Freude war gestern groß:
„Das ist ein Supererfolg.“ Der viele Väter habe, nicht nur die BI. Nach
dem Ausstieg des schweizer Mehrheitsgesellschafters Repower sei das Ende
absehbar gewesen.
Zufriedenheit auch bei den Grünen. Bernd Voß, Landtagsabgeordneter aus
der Wilstermarsch, erklärte: „Mit diesem Beschluss ist auch am
Industriestandort Brunsbüttel der Weg frei für den Einstieg in die
Erneuerbaren Energien. “
Ralf Pöschus