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Stade: "Ingenieure arbeiten unter Volldapf", Tageblatt - 07.08.2008

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Arne

Beiträge: 539

BI Teilnehmernummer: 98

New PostErstellt: 23.08.08, 19:54  Betreff: Stade: "Ingenieure arbeiten unter Volldapf", Tageblatt - 07.08.2008  drucken  weiterempfehlen

Stade - 07.08.2008

Ingenieure arbeiten unter Volldampf

TAGEBLATT-Gespräch mit Dow-Manager Rolf Nettersheim über die Pläne – Konzern fällt Entscheidung im Herbst

Die endgültige Entscheidung fällt zwar erst im Herbst, aber alle Zeichen stehen bei der Dow auf Grün. Der US-Konzern verfolgt mit aller Intensität seine Pläne zum Bau eines kombinieren Gas-Kohle-Kraftwerks. Fest steht inzwischen auch der Einsatz von Wasserstoff als Energiequelle. Hierüber und über den weiteren Stand der Planungen sprach das TAGEBLATT mit Dow-Manager Rolf Nettersheim, der als Programmdirektor das Gesamtprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro auch mit dem Parter EnBW (Energie Baden-Württemberg) koordiniert.

80 Ingenieure und andere Experten von Dow und EnBW arbeiten derzeit mit Hochdruck an dem Kraftwerksprojekt. Kompliziert ist es vor allem deshalb, weil mit der Kombination von Gas, Kohle und Wasserstoff absolutes Neuland betreten wird. „Das ist echte Entwicklungs- und Forschungsarbeit“, sagt Rolf Nettersheim, der bis dato als stellvertretender Stader Werksleiter und europaweit als Sicherheitschef tätig war. Als Programmdirektor für das neue Projekt wird er, wenn es zur Umsetzung kommt, über Jahre mit dem Großprojekt beschäftigt sein.

Für Nettersheim ist die Entscheidung für ein Kraftwerk auch eine Entscheidung für den Standort und dessen langfristige Absicherung. Denn das wirtschaftliche Interesse der Dow ist es, für sich selbst zuverlässig und langfristig kalkulierbar Strom zu produzieren. Dow Stade ist neben der Bundesbahn der größte Einzelverbraucher in der Bundesrepublik mit einer Kapazität von 600 MW.

Für Nettersheim steigen auch die Ansiedlungschancen auf dem Dow-Gelände für Weiterverarbeiter oder auch für weitere Dow-Anlagen durch das Kraftwerk erheblich. Vor allem die Möglichkeit, Dampf preiswert zur Verfügung stellen zu können, sei ein großes Plus.

Folgende Eckdaten stehen mittlerweile fest, nachdem die Dow ihre Pläne im Frühjahr bekanntgegeben hatte:

Es soll ein kombiniertes Gas- und Kohlekraftwerk gebaut werden mit einer Gesamtkapazität von 1000 Megawatt (MW). Davon werden 200 MW (plus 300 MW Dampf) mit dem Gaskraftwerk erzeugt sowie 800 MW Strom mit dem Kohlekraftwerk. Durch den Einsatz von Gas werden 20 bis 30 Prozent weniger Kohle verfeuert. Außerdem böten zwei Energieträger mehr Unabhängigkeit, so Nettersheim.

Fest steht der Einsatz von Wasserstoff, der bei bestimmten Dow-Prozessen quasi als Neben- oder Abfallprodukt anfällt. Dadurch werden nochmals rund zehn Prozent weniger Kohle benötigt.

Mit dem Dow-EnBW-Konzept wird der Wirkungsgrad auf 55 bis 60 Prozent gesteigert. Die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme wird zum Teil für den Produktionsprozess benötigt (Kraft-Wärme-Kopplung). Herkömmliche moderne Kohlemeiler bringen es auf 46 Prozent.

Fest steht der Standort zwischen Elbe und Schwinge bei Stadersand. „Das ist weit weg von der Wohnbebauung“, betont Nettersheim.

Weitere innovative Technik ist geplant, weil ein kleiner Kühlturm mit einer Höhe von 80 Metern, der hinter dem 120 Meter hohen Kraftwerk verschwindet, im Sommer das Wasser herunterkühlen und damit die Elbe entlasten soll.

Das gesamte Investment schätzt Nettersheim auf rund 1,5 Milliarden Euro – eine Summe, die selbst für Dow-Verhältnisse gigantisch ist. Dow und EnBW sind gleichberechtigt an dem Projekt beteiligt.

Unterm Strich mache er sich keine Sorgen, dass die Dow das Nachsehen haben könnte im Genehmigungsverfahren, weil sie als letzte nach Electrabel und Eon die Antragsunterlagen beim Lüneburger Gewerbeaufsichtsamt einreichen werden. „Wir sind einfach die Innovativsten“, gibt sich der Dow-Manager selbstbewusst.




[editiert: 23.08.08, 19:54 von Arne]
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