WZ vom 17.03.2012:
Leserbrief:
Mitarbeiter sind mündige Bürger
Zum Artikel „Ofen 11: Bürgerinitiative bereitet Klage gegen Holcim vor“ (Ausgabe vom 15. März):
Die BIAB
wendet sich gegen das Genehmigungsverfahren zum 100prozentigen Einsatz
von Ersatzbrennstoffen. Dafür habe ich eigentlich Verständnis, wenn
jemand eigene Interessen verfolgt. Nur werden in dem Artikel
verschiedene Behauptungen aufgestellt, die keinen Abgleich mit Tatsachen
standhalten. Die Verantwortlichen müssen sich die Frage gefallen
lassen, ob sie ihre Sichtweise mit falschen Dingen „untermauern“ müssen.
– Klärschlammverbrennung: bislang wird der Schlamm auf Feldern mit
der Quecksilberlast als Dünger eingesetzt. Die Verbrennung desselben
schont Brennstoffressourcen und die Quecksilbermenge bleibt gleich. Es
kann natürlich als positiver betrachtet werden, wenn die Nahrungskette
damit direkt angereichert wird.
– In dem Artikel wird behauptet, Holcim hätte 2008 mit 80 Kilogramm
„ein Fünftel des Quecksilberausstoßes der gesamten Bundesrepublik zu
verzeichnen gehabt“. Eine ganz einfache Internetrecherche bringt zutage,
dass Akzo-Nobel, Bayer, BASF, Evonik Degussa
und Ineos allein 696 Kilogramm Quecksilber emittiert hatten. Ich bitte
zu entschuldigen, wenn ich nicht begreifen kann, dass dann 80 Kilogramm
„ein Fünftel“ der gesamten Bundesrepublik ausmacht. Weiter finden sich
Hinweise, dass Waldbrände als Quecksilberschleudern klassifiziert
werden. Weiter hoffe ich, dass die BIAB Mitglieder keine
Energiesparlampen und/oder Leuchtstofflampen verwenden –
Quecksilberfracht.
– Weiter meine ich zu erinnern, dass eine Umweltuntersuchung vor dem
Genehmigungsverfahren durchgeführt wurde. War das vielleicht der jetzt
geforderte „Fingerabdruck“?
– Dann der Hinweis von Frau Kratzenberg, die Gemeinde schütze uns
nicht „bei einem Bürgermeister, der Betriebsratsvorsitzender und
Mitglied im Aufsichtsrat ist“. Das ist zumindest ehrverletzend und soll
ihn wohl als Büttel der Firma Holcim darstellen. Der Bürgermeister ist
nicht die Gemeinde, denn es gibt einen Gemeinderat. Weiter ist der
jetzige Bürgermeister seit 1993 kein Betriebsratsvorsitzender und seit
2002 nicht mehr im Aufsichtsrat, da er dann im Zuge eines Sozialplanes
bei Alsen ausgeschieden ist. Aber zur Stimmungsmache sind derlei
Unwahrheiten offenbar probates Mittel in der politischen Diskussion.
– In Lägerdorf gehen zirka 300 Personen ihrer Beschäftigung nach und
verdienen dort ihr Geld. Das Thema Gesundheitsschutz spielt eine sehr
wichtige Rolle im Betrieb. Die Mitglieder der BIAB können sicher sein,
dass diese Personen mündige Menschen sind, die sich nicht für ein
bisschen Geld in unüberschaubare Gefahren bringen lassen. Daraus folgt,
dass die Anliegen, für die BIAB stehen will, schon betriebsintern eine
entscheidende Rolle spielen. Oder soll geglaubt werden, diese Menschen
verhielten sich wie Prostituierte?
Uwe Barkmann, Hohenlockstedt
(bei Holcim beschäftigt)