Nach Vorwürfen von Brokdorf akut:
E.ON Kernkraft betont lückenlose Kontrolle
Brokdorf /rg
In einer Pressemitteilung weist die Initiative Brokdorf-akut darauf hin, dass der Betreiber E.ON-Kernkraft
das Kernkraftwerk Brokdorf zur Jahresrevision abgefahren hat und wirft
dem Betreiber schlechte Informationspolitik vor.
Im Verlauf der Arbeiten werde der Deckel des Reaktordruckbehälters
geöffnet, wobei mehr Nuklide als im so genannten Normalbetrieb an die
Umgebung abgegeben würden. Die frei werdende Radioaktivität habe bei der
Revision im vergangenen Jahr stundenweise um das Hundertfache über den
sonstigen Stundenwerten gelegen. E.ON Kernkraft habe es abgelehnt, den
Zeitpunkt der Deckelöffnung kurzfristig bekannt zu geben. Auch die
Reaktoraufsichtsbehörde habe die Bitte um Information der Öffentlichkeit
verweigert. Der Initiative, so deren Sprecher Karsten Hinrichsen in der
Pressemitteilung weiter, lägen Anfragen von besorgten Bürgern vor, die
im fraglichen Zeitraum zumindest Fenster und Türen schließen und mit
ihren Kleinkindern weg fahren würden.
„Brokdorf akut versucht mit seinen Äußerungen die umliegende
Bevölkerung bewusst in die Irre zu führen und in Angst und Schrecken zu
versetzen“, heißt es dazu in einer Stellungnahme der E.ON Kernkraft auf
Anfrage unserer Zeitung. „Dieses Verhalten ist unverantwortlich. Das
verurteilen wir aufs Schärfste“, so die Pressestelle des Unternehmens.
Beim Betrieb von Kernkraftwerken entstehen radioaktive Stoffe, so der
Betreiber weiter.
Verschwindend gering
Emissionen mit geringen Mengen radioaktiver Stoffe erfolgten über den
Fortluftkamin und das Abwasser gemäß den Bestimmungen der jeweiligen
Genehmigung. „Die Ableitung wird lückenlos überwacht und von Behörde und
Gutachter kontrolliert.“ Dabei handelt es sich um eine
betreiberunabhängige behördliche Kontrolle über das Kernreaktor-Fernüberwachungssystem
(KFÜ) und indirekte Prüfung im Rahmen einer umfangreichen
Umgebungsüberwachung (Integriertes Mess- und Informationssystem für die
Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt, kurz: IMIS). Zusätzlich
werde die Umgebung der Kernkraftwerke kontinuierlich auf radioaktive
Stoffe überwacht. Eon Kernkraft unterstreicht: „Die Strahlenbelastung
für einzelne Personen durch Ableitungen aus Kernkraftwerken ist so
gering, dass sie trotz des Einsatzes bester Messtechnik nicht gemessen
werden kann. Daher wird sie rechnerisch unter Annahmen ermittelt, die
eine Unterschätzung der tatsächlichen Belastung ausschließen.“
Richtig sei, dass zu Beginn der Revision die ohnehin verschwindend
geringen Abgabewerte von radioaktiven Emissionen leicht erhöht seien.
„Für die genehmigten Ableitungen werden Höchstwerte für das Gesamtjahr,
für das halbe Jahr und für einen Tag festgelegt. Die tatsächlichen
Abgabewerte sind zum Teil so gering, dass wir für eine Nuklidgruppe
(z.B. Edelgase, Jod, Aerosole) addiert über die gesamte Revision nicht
einmal einen genehmigten Tagesgrenzwert ausschöpfen“, betont der
Kernkraftwerksbetreiber. „Beispielsweise haben wir im Kernkraftwerk
Brokdorf über die gesamte Revisionsdauer 2011 hinweg bei den Edelgasen
gerade einmal fünf Prozent eines Tagesgrenzwerts ausgeschöpft, bei
Jod-131 waren es weniger als zehn Prozent.“