Luftballons und schwarze Zahlen
Kohlekraftwerk von Südweststrom: Betreiber betont Wirtschaftlichkeit
Von Stefan Schmid
Brunsbüttel – Das in Brunsbüttel geplante Steinkohlekraftwerk (1800 Megawatt) der Tübinger Südweststrom Kraftwerksgesellschaft wird auf wirtschaftlich solidem Boden stehen. Das bekräftigte Geschäftsführerin Bettina Morlok gestern auf einer Veranstaltung der Dithmarscher Sektion des CDU-Wirtschaftsrats in der Strandhalle.
Vor der Treppe zum Lokal am Elbdeich bekam die eingeladene Referentin zunächst eine druckfrische Studie der Fachhochschule Flensburg in die Hand gedrückt, in der die Wirtschaftlichkeit von neuen Kohlekraftwerken angesichts der zunehmenden Einspeisung von Windkraft angezweifelt wird. Vertreter des Umweltvereins hatten sich am Aufgang postiert und den Deichhang mit schwarzen Luftballons, auf denen in weißen Buchstaben CO2 zu lesen war, „geschmückt“. In einem Sandkasten lagen mehrere Stücke Kohle, übergroße Geldscheine steckten in dem Sand. „Man kann so ein Kohlekraftwerk auch in den Sand setzen“, meinte Pastor Hans-Martin Storm über die Symbolik.
Die aufgeschlossene Süddeutsche nahm das freundlich zur Kenntnis, beeindruckt war sie aber höchstens von den verkehrten Verhältnissen, wie sie kurz darauf zu Beginn ihres Vortrags in der Strandhalle deutlich machte: „Wir beschäftigen uns derzeit nur mit Umweltfragen, während sich die Gegner um die wirtschaftlichen Aspekte des Kohlekraftwerks Sorge machen.“ Dies müsse eigentlich umgekehrt sein, meinte sie, um den mehr als 30 Gästen des Mittagsgesprächs in einem Atemzug zu versichern: „Mit der Wirtschaftlichkeit haben wir uns schon lange vorher beschäftigt. Das Kraftwerk wird sich rechnen.“
Als Geschäftsführerin der 1999 von 30 Stadtwerken gegründeten Südwestdeutschen Stromhandels GmbH kennt sie sich auf dem Strommarkt aus. Zwar will und kann sie den Strompreis nicht prognostizieren, dafür aber den generellen Verbrauch: „Trotz Energieeinsparung wird der Strombedarf konstant bleiben.“ Bei den Berechnungen für die Wirtschaftlichkeit seien längere Laufzeiten von Kernkraftwerken und Off-Shore-Windkraftanlagen eingerechnet worden. Dabei habe sich gezeigt, betonte Morlock, dass das in Brunsbüttel geplante Steinkohlekraftwerk mit zwei Blöcken à 900 Megawatt gebraucht wird. Dies gelte auch dann noch, wenn man aufgrund der Einspeisung der billigen (subventionierten) Windenergie und der dadurch bedingten Enge der Netzkapazität die anvisierten 6000 Betriebsstunden des Kohlekraftwerks in Voll-Last um 400 Stunden nach unten korrigieren müsse. Der Punkt sei, dass immer das teuerste Kraftwerk in Deutschland – egal ob Kohle oder Atom – den Strompreis bestimme. Morlok absolut überzeugt: „Das Kohlekraftwerk wird laufen.“
Etwa drei Milliarden Euro wird der Bau des Werks auf dem 300000 Quadratmeter großen Gelände zwischen SAVA und Kernkraftwerk kosten. Mit dem Stand der Planungen ist Bettina Morlok zufrieden: Derzeit wird die Umweltverträglichkeitsuntersuchung vorbereitet, um die erste Teilgenehmigung zu bekommen. Im kommenden Jahr möchte man mit dem Bau der Infrastruktur beginnen. Der Absprung der Konstanzer Stadtwerke (Abnahme von 8 Megawatt) aus dem Verbund schade dem Projekt nicht: „Dann hätten wir falsch geplant.“ Bis Ende des Jahres habe man die kompletten 1800 Megawatt Strom an Abnehmer vergeben.
DLZ 16.07.2008