Hafengesellschaft stellt sich neu auf
Mit einem Rekordjahr 2008 im Rücken setzt der Elbehafen auf die Ansiedlung der Kohlekraftwerke und den Umschlag des Rohstoffs.
Brunsbüttel
– Angesichts einer Steigerung des Umschlags im Elbehafen im
vergangenen Jahr um drei Prozent gegenüber 2007 und einem
Gesamtumschlag von zehn Millionen Tonnen in allen drei Brunsbütteler
Häfen ist die Hafengesellschaft optimistisch in das neue Jahr gestartet.
Allerdings fallen die Erwartungen der Hafengesellschaft für das
laufende Geschäftsjahr verhaltener aus als noch vor einigen Wochen.
Grund ist die internationale Wirtschafts- und Bankenkrise, die auch die
heimische Großindustrie nicht verschont. So schrillten beim
Geschäftsführer der Hafengesellschaft, Frank Schnabel (42), die
Alarmglocken, als die Norddeutsche Affinerie AG – jetzt umbenannt in
Aurubis AG – Kurzarbeit angemeldet hat. Noch bleibt der Affinerie-Bereich
ausgespart, aber Schnabels Sinne sind geschärft: „Grundsätzlich sehen
wir das laufende Geschäftsjahr gedämpft optimistisch, aber wir schauen
schon täglich auf Veränderungen in der Wirtschaft.“
Nicht ohne Grund. Immerhin gehört die Aurubis zu den Großkunden der
Hafengesellschaft. Für die Affinerie wurden im vergangenen Jahr zwei
Millionen Tonnen Kupfererz umgeschlagen. „Wir sind zwar als
Universalhafen insgesamt gut aufgestellt, aber wenn ein Bereich
einbrechen würde, hätte das natürlich auch für uns Folgen“, erläutert
der Geschäftsführer. Vor allem die Krise um die HSH Nordbank verfolge
man mit Sorge. Schnabel: „Die Bank engagiert sich ja auch in der
maritimen Industrie.“
Ungebremst laufen hingegen die Verhandlungen für die Erweiterung des
Hafens gen Osten mit den potenziellen Kohlekraftwerksbetreibern GDF
Suez (vormals Electrabel) und Getec weiter. Das
Planfeststellungsverfahren für die Verlängerung des Kais um 350 Meter
ist angeschoben worden. 50 Millionen Euro kostet die neue
Infrastruktur, den Löwenanteil tragen die Kraftwerksbetreiber. Das Land
ist bei der Finanzierung raus, für den Kohleumschlag will die
Hafengesellschaft eine neue Gesellschaft gründen. Obwohl sich GDF Suez
und Getec noch mitten im Genehmigungsverfahren für ihre Kraftwerke
befinden, wertet Schnabel den Beginn des Planfeststellungsverfahrens
für den Ausbau des Elbehafens als positives Signal. „Das zeigt nicht
nur, dass wir es ernst meinen, sondern auch die zukünftigen Betreiber.“
Auch mit Südweststrom (SWS), für die sich der Elbehafen bereits
verpflichtet hat, den Umschlag der Kohle abzuwickeln, steckt die
Hafengesellschaft in Verhandlungen. Auf 40 bis 60 Millionen Euro werden
die Investitionen in eine neue Infrastruktur sowie die Vertiefung im
mittleren Hafenbereich geschätzt. An der Finanzierung wollen sich
sowohl SWS, das Land als auch die Hafengesellschaft beteiligen.
Schnabel: „Auch hier sind wir auf einem guten Weg.“
Die anstehenden Wachstumschancen bleiben nicht ohne Auswirkungen auf
die Hafengesellschaft selbst: Zum 1. April wird die Gesellschaft in
„Brunsbüttel Ports“ umfirmieren. Gleichzeitig wurde das Management neu
strukturiert. Schnabel: „Wir sehen auch darin den Aufbruch in die
Zukunft.“
Stefan Schmid