Krebs: Stadt will Sorgen nehmen
Infoveranstaltung im Bildungszentrum – Experten sollen „Eindruck relativieren“
Brunsbüttel (beh) Der Bürgermeister höchstpersönlich lädt für Freitag, 3. April, 19 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung in die Aula des Bildungszentrums ein: Der Eindruck, in Schleusennähe gebe es eine erhöhte Anzahl von Krebsfällen, möglicherweise hervorgerufen durch giftige Schiffsabgase, soll durch harte Zahlen aus der Welt geschafft werden.
Nachdem Allgemeinmediziner Dr. Christian Schöning vor einem Monat von einer auffällig hohen Krebsdichte im Bereich Trischenring, Goethestraße und Schillerstraße berichtet hatte, ist man nicht nur in der Stadt aufgeschreckt. Auch große Zeitungen und mehrere Fernsehsender nahmen dies zum Anlass, sich mit dem Thema giftiger Schiffsemissionen auseinanderzusetzen. Im Fokus: Schiffe, die Schweröl verbrennen, dabei Stoffe freisetzen, die gesundheitsschädlich sein können: Feinstaub, Schwefeldioxide, Stickoxide, Krebs erregende Stoffe wie Benzol.
Forscher gehen davon aus, dass weltweit 60 000 Menschen aufgrund von Schiffsemissionen sterben. In Hamburg nimmt man die Problematik ernst: So ist im Bebauungsplan der Hafencity geregelt worden, dass es unmittelbar neben dem Kreuzfahrt-Terminal keine Wohnbebauung geben darf. Die Abgase aus Schiffsdieseln bedrohe die Gesundheit von Anwohnern und Beschäftigten, war dort das Ergebnis einer Luftschadstoff-Prognose.
Auch in Lübeck steht das Thema im Fokus: Durch Landstromversorgung hat man dort den Ausstoß von Schadstoffen um insgesamt 75 Prozent verringert, Krebs erregende Stoffe wie Benzol wurden um 60 Prozent reduziert.
Jahr für Jahr tuckern auch in den Brunsbütteler Schleusen tausende Schiffe vor sich hin. Doch in der Stadt mag man dieses heiße Eisen offenbar nicht in voller Entschlossenheit anfassen – und stützt sich stattdessen auf bereits verfügbares Zahlenwerk, in dem sich ein solches Gefahrenpotenzial am Ort nicht explizit niederschlägt: nicht im Krebsregister, dessen Leiter Professor Dr. Alexander Katalinic am Freitag auf dem Podium sitzen wird, und auch nicht in den Aufzeichnungen, die periodische Luftmessungen ergeben, wie Dr. Birger Heinzow, Umwelttoxikologe vom Landesamt für Soziale Dienste, darstellen wird.
Bürgermeister Wilfried Hansen versichert, die Ängste ernstzunehmen, nimmt gleichwohl das Ergebnis der Veranstaltung vorweg: „Die Experten können im erheblichen Maße dazu beitragen, dass der oberflächlich vermittelte Eindruck der Krebshäufigkeit am Standort Brunsbüttel im erheblichen Maße relativiert werden kann.“
DLZ 01.04.09