Freitag, 3. April 2009 Brunsbütteler Zeitung Seite 10 der Text
Frühlingsgefühle für Kraftwerksbetreiber
Südweststrom feiert die Einweihung des Containerdorfs – Gegner protestierten vor der Tür
Von Stefan Schmid
Brunsbüttel - Das moderne Containerdorf in Nachbarschaft zur SAVA signalisiert: Der künftige Betreiber des geplanten 1800-Megawatt-Steinkohlewerks, die Südweststrom Stadtkraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co KG , meint es ernst. Doch gestern Abend stand bei einer frühsommerlichen Einweihungspartie erst das Vergnügen im Vordergrund, die harte Arbeit folgt in den kommenden Monaten.
Mit Transparenten und verkohlten Grillbratwürstchen signalisierten die Kohlekraftwerks- gegner vor der Zufahrt zum Containerdorf ihren Willen zum Widerstand und Protest, im Zelt selbst feierten die Gäste aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft in entspannter Atmosphäre nicht nur die neuen Büros (400 Quadratmeter) von Südweststrom, sondern vor allem auch eine „richtige Entscheidung für die Energiepolitik mit Augenmaß und Sachverstand“, wie es Wirtschaftsminister a.D. Dietrich Austermannn (CDU) als einer der Gastredner formulierte. Er forderte die „schweigende Mehrheit“ unter den Gästen auf, endlich öffentlich und vor allem Brunsbüttel selbst für den Bau des Werkes einzustehen.
Ihrerseits ließ die spendable Gastgeberin des lockeren Abends, Südweststrom-Geschäftsführerin Bettina Morlok, keine Zweifel am Milliarden-Projekt. „Wir wollen heute Abend zeigen: Wir sind hier.“ Was vor vier Jahren auf dem Golfplatz mit dem Grundstücksdeal angefangen habe, führe jetzt zur nächsten Etappe des Unternehmens. In diesem Monat werden die Genehmigungsunterlagen für die erste Teilgenehmigung im Rahmen des 13. Bundesimmissionsschutzverfahrens (BimSchV) und für das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren bei der zuständigen Behörde in Itzehoe eingereicht, kündigte Bettina Morlok an.
Sie rechnet mit einem Erörterungstermin bereits nach den Sommerferien und mit einer ersten Teilerrichtungsgenehmigung Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres, so dass dann mit dem Bau des Kraftwerkes begonnen werden könne. Und die Schwäbin versicherte: „Wir werden eine saubere Anlage hinstellen.“
Dafür soll die Projektgruppe vor Ort sorgen. Vier neue Mitarbeiter, - darunter der Mann von Bürgervorsteherin Rita Audiger – sind neu eingestellt worden, auf insgesamt 40 Mitarbeiter wird die Crew in den nächsten Monaten anwachsen.
Während Bürgermeister Wilfried Hansen die „partnerschaftliche“ Zusammenarbeit mit Südweststrom lobt, hebt Dr. Gustav Sauer vom Kieler Wirtschaftsministerium die Bedeutung des Kraftwerksprojektes hervor. „Damit stellt auch das Land sicher, dass es ein Energiestandort bleibt und mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.“
Die Kraftwerksgegner der Bürgerinitiative „Gesundheit und Klimaschutz Unterelbe“ sehen in der Einweihungsfeier nur einen öffentliche Werbemaßnahme. Pastor Martin Storm, „Das ist reine Stimmungsmache, dabei verfügt Südweststrom weder über eine Genehmigung noch über genügend Anteilseigner an dem Kraftwerk.“ Die Umweltschützer halten das Kraftwerk nicht nur für einen Klimakiller, sondern bezweifeln dessen Wirtschaftlichkeit. Karsten Hinrichsen: „Man sollte wenigstens das Projekt realistisch durchrechnen.“
Derweil ist man bei der Feier beim gemütlichen Teil angelangt, schlürft man in der Cocktail-Lounge mit passendem Café de Mar-Sound bereits einen „Sex on the Beach“. So eine gekonnte Show könnte nur ein Kraftwerksbetreiber hinbekommen, meinte ein Gast beeindruckt.