Standort Brunsbüttel ernst genommen
Wirtschaftsminister auf Rundtour im Hafen,
bei Bayer und Südweststrom.
Brunsbüttel
– „Für diesen Standort sehe ich durchaus positive Aussichten.“ Das erklärte Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Jörn Biel nach seinem Antrittsbesuch im Industrierevier Brunsbüttel.
Dort standen neben einem Gespräch mit Bürgermeister Wilfried Hansen
auch Abstecher zu Bayer MaterialScience, Brunsbüttel Ports (ehemalige
Hafengesellschaft) und Südweststrom auf dem Programm. Biel wollte
wissen, wo die Firmen der Schuh drückt, wie sie aufgestellt sind.
Für den Minister sei das ein Heimspiel gewesen, stellte Wilfried
Hansen gegenüber unserer Zeitung fest. Nicht zu Unrecht, schließlich
war Biel früher einmal Brunsbüttel-Beauftragter
der Landesregierung. Daher verspricht sich der Verwaltungschef auch ein
gewisses Maß an Aufmerksamkeit aus Kiel für die Belange der
Schleusenstadt.
Während Brunsbüttel Ports als gut aufgestellt gilt, mit der
Erwartung eines deutlichen Wachstumsschubs, sollten die bis zu drei
Kohlekraftwerke im Industriegebiet realisiert werden, hat Bayer
MaterialScience mit den Folgen der Wirtschaftsflaute zu kämpfen. Ein
Umsatzrückgang um ein Drittel macht der Bayer-Sparte
zu schaffen. Dass in Brunsbüttel 100 Arbeitsplätze zur Disposition
stehen, sei schwierig. „Es ist dann aber immer noch besser, als einen
Standort ganz zu schließen“, so der Minister.
Im Baubüro der Südweststrom erkundigte sich Biel nach dem Fortschritt bei der Realisierung des 1800-Megawatt-Projekts. Dort gab es noch Erklärungsbedarf im Zusammenhang mit dem Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet Vaaler Moor. Das könnte sich auf den Zeitplan auswirken.
Gleichzeitig berichtete Geschäftsführerin Bettina Morlok, dass Südweststrom den Antrag für die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesettz
eingereicht habe. Morlok betonte, die Antragsabgabe unterstreiche die
Absicht, sich in Brunsbüttel ansiedeln zu wollen. Biel ist denn auch
„zuversichtlich, dass die geplanten Kohlekraftwerke gebaut werden“. Und
weiter: „Ich hoffe alle drei, gehe aber von zweien aus.“
Dem gerade erst 14 Tage zuvor am Rande des Nautischen Essens
vereinbarten Besuchstermin des Wirtschafts- und Verkehrsministers misst
Bürgermeister Hansen einige Bedeutung zu. „Ich sehe das als
Wertschätzung des Standorts und der Investoren“, erklärte er – wohl
wissend, dass Biel landesweit in den Kommunen gefragt ist. Dass die
Schleusenstadt eine schnelle Terminzusage bekommen habe, werte er als
Zeichen an die Unternehmen, dass der Standort wichtig sei, so Hansen.
Als verbesserungswürdig sei aus Brunsbütteler Sicht der Brandschutz
auf der Südseite. Dort, wo auch das Industriegebiet liegt. Denn die vom
Gesetzgeber geforderte Ausrückzeit von acht Minuten sei durch die Fähre
von der Nordseite aus nicht zu halten. Daher wünscht Hansen sich
Unterstützung der Landesregierung beim Einrichten einer
Feuerwehrdependance auf der Südseite. Denn: Investoren achteten auch
auf die Qualität des Brandschutzes.
Hansens Fazit nach der Ministervisite: Der Besuch sei keine Pflichtaufgabe gewesen, sondern von Interesse geprägt.
Ralf Pöschus