Bürgerinitiative kritisierte Emissionswerte an der Obergrenze der Grenzwerte
Lägerdorf
Ausstöße von Quecksilber und Schwermetallen sowie permanenter
Kreidegrubenlärm – weiterhin viel zu tun gibt es für die Lägerdorfer
Initiative „BIAB“ („Bürger-Initiative zur Verhinderung gesundheitsgefährdender Abfallbeseitigung bei Holcim“, früher „Alsen-Breitenburg“). Das wurde bei der Mitgliederversammlung im Tennisheim im Mittelweg deutlich.
Vorsitzende Ingrid Kratzenberg stellte den Umweltbericht 2008 vor,
der als Auflage der Genehmigung für den Ofen 11 von 1996 einmal
jährlich wiederkehrend von der Firma Holcim erstellt werden muss. „Im
vergangenen Jahr hat das Unternehmen in einem Versuch bewiesen, dass
Stickoxyd-Emissionen erheblich gesenkt werden
können“, so Ingrid Kratzenberg. „Leider stößt Holcim in der
Zwischenzeit wieder an die Obergrenze der Grenzwerte und dies nur aus
rein wirtschaftlichen Gründen“. Stickoxyde reizten die Atemwege und
sorgten für die Überdüngung der Flüsse und Nordsee, gab sie zu bedenken.
Die BIAB habe immer wieder auch die (Kohlenmonoxyd) CO-bedingten
Abschaltungen im Ofen 11 kritisiert, so Ingrid Kratzenberg. Im Bericht
2008 wurde darauf verwiesen, dass Häufigkeit und Dauer der
Abschaltungen minimiert werden konnten. Dies sei durch Schulung der
Prozess-Steuerer und Anlagenverbesserungen geschehen. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser Entwicklung“, sagte Ingrid Kratzenberg.
Die Vorsitzende stellte weiter fest, dass die Quecksilber-Emissionen
im Ofen 11 seit 2006 bis 2008 um 20 Prozent zugenommen haben. „Obwohl
diese auch 2008 noch deutlich unter den Grenzwerten lagen, belasteten
sie unsere Region trotzdem mit zusätzlich 10 bis 15 Kilogramm
Quecksilber allein im Jahr 2008.“
Ein weiteres Problem sei der Abbaulärm aus der Kreidegrube gewesen, wie Silke Lange aus dem BIAB-Vorstand berichtete. 1999 wurde eine Genehmigung für den Abbau in der neuen Grube Heidestraße hinter der Schillerstraße/Klaus-Groth-Straße
erteilt mit der Auflage eines Geräuschpegels von 50 Dezibel am Tage und
35 Dezibel in der Nacht an den nächstgelegenen Häusern einzuhalten.
„Fälschlicherweise wurden die nächstgelegenen Häuser mit Ecke
Jahnplatz/Ringofen angegeben. Unsere Siedlung liegt aber 400 Meter
davon entfernt direkt hinter der Kreidegrube“, so Silke Lange.
2004 wurde dem Antrag von Holcim, den Lärm um jeweils fünf Dezibel
zu erhöhen, vom Staatlichen Umweltamt STUA stattgegeben, obwohl das
nach BIAB-Meinung nicht korrekt gewesen wäre.
„Das wären Werte für ein ,Allgemeines Wohngebiet'. Wir wohnen aber in
einem ,Reinen Wohngebiet', für das strengere Grenzwerte gelten“, so
Kratzenberg.
Eine öffentliche Bekanntgabe der Änderungsgenehmigung sei nicht
erfolgt. Auch die Gemeindevertretung Lägerdorf hat die Auswirkungen
dieser Änderungsgenehmigung nicht erkannt, so dass der damalige
Bürgermeister Uwe Gaetje 2007 mit einem Schreiben an Landrat und
Staatliches Umweltamt Itzehoe auf Grund der Lärmbeschwerden aus der
Bevölkerung darum gebeten hat, die Lärmemissionen aus der Grube zu
kontrollieren und zu dokumentieren und diese dem Amt Breitenburg zur
Verfügung zu stellen.
Dem bei der BIAB-Versammlung nun anwesenden
Bürgermeister Heiner Sülau war dieser Vorgang auf Rückfrage der BIAB
nicht bekannt. Er gab zu bedenken: „Die Schallübertragung ist bei
gutem, klarem Wetter besser als bei schlechtem. Bei Beschwerden bin ich
aber gleich tätig geworden.“
Silke Lange ließ aber nicht locker: „Ich stelle bei der Gemeinde die
Nachfrage, was mit der Thematik in der Gemeindevertretung passiert und
ob es eine Wiedervorlage gibt. Bürgermeister Heiner Sülau entgegnete:
„Ich habe zwar einen guten Draht zu dem Unternehmen, aber man muss sich
argumentativ auseinander setzen.“ Silke Lange kündigte an: „Ich werde
das Amt anschreiben. Wenn ich eine Antwort habe, komme ich zu Ihnen.“
Ludger Hinz