Alma Kleist liebt beharrliches Nachhaken
Burg
Sie ist ein Burger Original, eine echte Kämpferin: Alma Kleist ist in Steinburg geboren,
später hatte sie in Ostermoor glückliche Jahre verbracht – bis die
Industrieansiedlung kam. Immer gab es etwas, gegen das sie gekämpft hat.
72 Jahre ist sie inzwischen alt. Das Laufen fällt ihr schwer, aber sie
gibt nicht auf. Bei der Menschenkette gegen die weitere Nutzung der
Atomenergie am 24. April war sie auch dabei.
Nicht nur Kommunal-, auch Landes- und Bundespolitiker wissen nach
Diskussionsveranstaltungen ganz genau, wer Alma Kleist ist. Sie ist
immer gut informiert und hat meistens Unterschriftenlisten in der
Tasche. Sie ist ein „Auslaufmodell“, wie sie selbst sagt.
Was treibt sie an? „Wir haben nicht nur Rechte, sondern auch
Pflichten. Ich bin nicht wichtig. Es geht um die Sache.“ Sie lacht
verschmitzt, denn ihr ist bewusst, dass ihre Beharrlichkeit langsam,
aber sicher zum Ziel führen kann. „Die grummeln laut, aber sie hören
auch zu und denken nach und das ist schon was“, sagt sie.
Neulich war sie wieder mächtig aktiv: Einwohnerfragestunde der
Gemeindevertretung. Alma Kleist meldet sich, beginnt mit rauer, etwas
aufgeregter Stimme aus ihrem Heft abzulesen. Gemurmel, Unruhe, Unwillen
unter den Politikern. Rufe wie „Kannst du das nicht unterbinden?“,
werden laut. Nein, der Bürgermeister kann sie nicht stoppen.
Beharrlichkeit ist ihr zweiter Vorname. Ihre Frage? Geduld, Geduld, die
kommt noch. Erst will sie ihre Meinung sagen. Sie kritisiert, rückt
gerade, legt den Finger in die Wunde. So manch ein Kommunalpolitiker
kann es kaum ertragen, dass sie spricht. Dabei sollte jedem
Volksvertreter klar sein, was „Einwohnerfragestunde“ bedeutet. Dass sie
das Recht hat, hier nach Darlegung eines Sachverhalts eine Antwort zu
fordern, weiß auch Bürgermeister Werner Hill. Das Streitthema: eine
Lesung mit Biobauer und Autor Matthias Stührwoldt im neu erweiterten
Waldmuseum auf Einladung einer politischen Partei, der FDP. In der
Einwohnerfragestunde sagt Alma Kleist, dass Wald und Museum Eigentum der
Bürger seien. Sie sieht das Eigentum verunstaltet und befleckt durch
eine politische Veranstaltung. Amtsgebäude und Sitzungssaal seien dafür
der richtige Ort. „Ich hätte nie gedacht, dass dies so Wellen schlägt“,
sagt Bürgermeister Werner Hill an diesem Abend. In Zukunft werde man
anders handeln.
Annette Nonnenmacher