Leserbrief:
Weg mit der Steinzeittechnologie
Zum Bericht „Bauernverband lehnt Kohlekraftwerke ab“
(Ausgabe vom 18. Mai):
Den Steinburger Bauern kann man nur
zustimmen, wenn sie den Bau von Kohlekraftwerken in Brunsbüttel
ablehnen. Der Betrieb von Steinkohlekraftwerken zur Stromerzeugung – das
ist nämlich wie der Einsatz von „Steinzeittechnologie“ in der Neuzeit.
Vergleichsweise vielleicht so, als würde man Schlachttiere heute noch
mit der Keule erschlagen. Auch der Bau und Betrieb „modernster“
Steinkohlekraftwerke bedeutet keinen wirklichen Fortschritt: Der ist
vergleichsweise so groß, als würde man die Keule jetzt durch eine Axt
ersetzen. Beides ist primitiv, heute nicht mehr akzeptabel und deshalb
abzulehnen. Alte Kohlekraftwerke haben Wirkungsgrade zwischen 30 bis 40
Prozent, neue angeblich von 45 Prozent. Das heißt, dass diese 45 Prozent
der Energie aus der Kohle in Strom umwandeln. Selbst in den
„modernsten“ Kohlekraftwerken wird also der größere Teil der
eingesetzten Steinkohlenenergie – 55 Prozent – weiterhin in nicht oder
kaum nutzbare Abwärme umgewandelt. In Abwärme, die die Flüsse aufheizt
und das Eis der Pole schmelzen lässt. Was langfristig unser aller Leben
hier bedroht. Genau wie das Kohlendioxid und die vielen Gifte, die bei
der Kohleverbrennung freigesetzt werden. Dabei können wir heute genügend
Strom und Wärme mit Solar-, Wind- und Biogasanlagen umweltfreundlich
erzeugen. Die Technik hat hier gewaltige Fortschritte gemacht. Die
Sonne, der Wind und die Pflanzen liefern riesige Mengen an Energie, die
wir nur intelligent nutzen müssen. Damit (und mit Wärmepumpen) könnten
wir z. B. leicht alle Häuser heizen. Und wo das noch nicht reicht,
könnten wir Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
einsetzen. Solche Anlagen – wie der „Dachs“ von Senertec – verbrennen
Öl oder Gas (auch Biogas) mit einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent.
Sie nutzen die eingesetzte Energie also mehr als doppelt so gut wie
„modernste“ Kohlekraftwerke. Wobei auch hier die Entwicklung noch nicht
abgeschlossen ist und weitere Fortschritte und Einsatzmöglichkeiten in
Kürze zu erwarten sind. Entscheidend für die weitere Entwicklung ist vor
allem aber, was die Politik jetzt macht. Wenn sie die richtigen
Rahmenbedingungen für den Energiebereich setzt – also umweltfreundliche
Technologien fördert und umweltschädigende stark besteuert oder sogar
verbietet -, dann ist hier eine äußerst positive Entwicklung mit großen
Chancen möglich. Und zwar nicht nur für den Umweltschutz, sondern auch
für den Arbeitsmarkt. Hoffentlich erkennen unsere Politiker dies bald –
und handeln endlich danach. Es wäre jedenfalls unverantwortlich, wenn
sie es nicht täten. Wilhelm Dittmann
Lägerdorf