Neutrale Öko-Bilanz trotz
neuer Kraftwerke
Dithmarschen /ala
Der Kreis Dithmarschen soll CO2-neutral
werden. Umgesetzt wird das noch zu erarbeitende Konzept bis 2020 mit
den zum trilateralen Wattenmeerforum (WSF) gehörenden Küstenregionen in
Dänemark, Holland und Deutschland. „Damit soll die gesamte Region
international Vorreiter werden“, erklärt Manfred Vollmer, WSF-Geschäftsführer mit Sitz in Bremerhaven. Den Anfang
machten die Inseln.
Zwei Tage lang diskutierten 35 Teilnehmer des WSF im Dithmarscher
Kreistag über die Zukunft der Wattenmeerregion. Auch mit den in
Brunsbüttel geplanten Kohlekraftwerken befasst sich das Forum intensiv.
Die damit verbundene Erhöhung von Kohlendioxid in der Luft kann aus
Vollmers Sicht durch die große Anzahl von Windenergie in Dithmarschen
voraussichtlich ausgeglichen werden, damit Dithmarschen dennoch CO2-neutral wird. Auch im WSF sei der Bau der
Kraftwerke nicht unumstritten, doch neben dem Naturschutz müssten auch
die wirtschaftlichen Chancen für die Region berücksichtigt werden.
Ob die Kraftwerke realisiert werden, bleibt allerdings abzuwarten. In
Niedersachsen sind einige Projekte bereits eingestampft worden. Laut
Vollmer hat dies unter anderem mit nicht ausreichenden Kapazitäten der
Netze zu tun: „Offshore-Energie hat Vorrang.“
Sind die Netze voll, habe der aus Kohle gewonnene Strom das Nachsehen.
Intensiv verfolgen die WSF-Mitglieder auch
den Ausbau der Offshore-Energie. Besonders
bemängeln sie die fehlende internationale Abstimmung. „Jedes Land hat
einen Raumplan auf See – nur untereinander ist dies nicht abgestimmt“,
so Vollmer. Neben der Windenergie werden vor Holland zudem Öl- und
Gasbohrungen vorangetrieben. Hinzu kommen groß angelegte Sandentnahmen.
Mit einer vom Wattenmeerforum erstellten Karte sollen jetzt erstmals
alle Projekte und damit potenzielle Konflikte aufgezeigt werden. „Es
geht dabei auch um das Thema Schiffssicherheit“, so Landrat Dr. Jörn
Klimant, der seit 2005 Vorsitzender des Wattenmeerforums ist.
Zudem ging es um das Thema Nachhaltigkeit. „Niemand kann genau sagen,
was Nachhaltigkeit ist, woran das festgemacht wird und wie sich eine
Region vor diesem Hintergrund entwickelt“, so Klimant. Es solle jetzt
ein Indikatorsystem entwickelt werden.
Das WSF (Wadden Sea Forum) ist eine unabhängige Plattform für die
Interessensgruppen Landwirtschaft, Fischerei, Industrie/Häfen, Energie,
Tourismus und Naturschutz und der Verwaltungsebene. Offiziell ins Leben
gerufen wurde es auf der Trilateralen Regierungskonferenz in Esbjerg. Im
Mittelpunkt der Arbeit stehen das empfindliche Ökosystem der Nordsee-Anlieger und der Schutz der Landschaft und der
Kulturgeschichte. Aber es geht auch um die Menschen, die in der
Wattenmeerregion leben, arbeiten oder sich erholen. „Wir wollen
unterschiedliche Sichtweisen vereinbaren“, so Klimant.
Wichtig ist ihm dabei, die Interessen der Region auf internationaler
Ebene voranzubringen. Und das ist mittlerweile gelungen. „Die Vorschläge
des Wattenmeerforums gehen direkt in die Regierungsebene der drei
Länder.“