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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 02.10.10, 18:38     Betreff: Integriertes Stadtkonzept: Stärken und Schwächen Brunsbüttels. WZ vom 02.10.2010

Bravo the Hits 2013
Nicht nur eine Kraftwerks-Stadt

Beim Auftaktforum für ein integriertes Stadtkonzept (ISEK) diskutierten rund 60 Besucher über Stärken und Schwächen Brunsbüttels

Brunsbüttel

Wo willst du hinziehen? Nach Brunsbüttel? Da steht doch das
Kernkraftwerk. So oder so ähnlich waren häufige Reaktionen von Freunden
und Verwandten, denen Brunhild Fuhrmann von ihren Umzugsplänen aus
Travemünde in die Schleusenstadt erzählte.


Seit März lebt sie hier mit ihrem Mann und war Donnerstag eine von
mehr als 60 interessierten Bürgern, die bei der Stadtentwicklung und
Zukunft Brunsbüttels mitmachen wollten und zum Auftaktforum von ISEK,
dem integrierten Stadtentwicklungskonzept, kamen. Wie nehmen die
Einwohner ihre Stadt wahr, welche Vorteile hat ein Leben hier, welche
Defizite der Industriestandort, wo gibt es Verbesserungsbedarf – für
alle Altersschichten gesprochen? Diese Fragen diskutierten jeweils bis
zu zehn Bürger unter den Aspekten: Wirtschaft und Tourismus, Städtebau
mit den Unterpunkten Wohnen, Freiraum und Verkehr sowie Soziales
worunter Bildung und Kultur fällt. Nach jeweils 20 Minuten wechelsten
die Teilnehmer den Tisch und damit das Thema.


Viele beklagten die Laufzeitverlängerung des Kernkraftwerks und die
Reduzierung der Stadt über die Landes- oder Kreisgrenzen hinaus als
Kernkraftstandort. „Wenn wir hier noch zwei Kohlekraftwerke kriegen
sollten, möchte ich meinen Altersruhesitz nicht hier haben“, sagte ein
Besucher. Christin Scharge, Schulleiterin des Förderzentrums der Stadt,
empfindet auch die Industrieansammlung vor Ort negativ: „Der Wohnwert
sinkt. Als ich jung war und hier aufgewachsen bin, hatten wir hier noch
keine Industrie und ich weiß nicht ob sich die Stadt mit der
Entscheidung zum Industriestandort damals einen Gefallen getan hat.“
Jedoch würde es ohne die Industrieansiedlungen in Brunsbüttel auch die
heutige Infrastruktur bis hin zur Kanalbrücke nicht geben, wie
Bürgermeister Hansen in seiner Eröffnungsrede betonte.


Doch gerade beim Verkehr und der Anbindung Brunsbüttels gibt es aus
Sicht der Bürger großen Verbesserungsbedarf: Keine Anbindung an die
deutsche Bahn, schlechte Businfrastruktur. Um mobil zu sein und um
Brunsbüttel verlassen zu können, brauche man ein eigenes Auto. Das sei
auch gerade für Ältere ein Problem.


Die Stärken der Stadt liegen im kulturellen Bereich: „Es gibt
unheimlich viele Vereine, Sportmöglichkeiten und kulturelle Angebote für
so eine kleine Stadt“, sagte Susanne Peacock. Als Leiterin des
Schulartübergreifenden Ganztagsangebots lobte sie die Schleusenstadt als
guten Schulstandort, der landesweit in der oberen Liga spiele. Negativ
stoße ihr jedoch die Unterbringung der Regionalschüler auf, an der sie
dringend etwas ändern möchte.


Ausbau des Tourismus, wenngleich die Bürger einen Widerspruch
zwischen Industriestandort und Tourismusort sahen, altersgerechtes
Wohnen, denkbar in einer Alten-WG oder
Wohnanlage und nicht nur Aufbewahrungsorte wie Heime, zentrale
Quartierszentren, einen Hundeplatz, der Wunsch nach Plätzen und Orte für
Jugendliche, die durch mögliche Paten betreut werden könnten, wurden
ebenso als Verbesserungsvorschläge zusammengetragen.


„Wir sind überrascht und freuen uns über die große Resonanz. Es gibt
Städte, da sah das ganz anders aus“, sagte Doris Grondke vom Büro
Petersen Pörksen Partner (PPP). Im nächsten Schritt wird die Architektin
gemeinsam mit den Projektbeteiligten den Ist-Zustand
festhalten, mit bestehenden Daten schauen, welcher Bedarf in der Stadt
besteht, welche Wünsche wie realisiserbar sind, und in einem weiteren
Forum im Dezember holen sich die Stadtplaner wieder Feedback von
interessierten Bürgern.


Die Idee hinter dem Bürgerforum zum Stadtentwicklungskonzept ist
modern – ebenso das damit verfolgte Ziel: „Es bringt gar nichts, Ihnen
etwas überzustülpen. Sie leben in der Stadt, müssen sich wohlfühlen. Nur
mit Ihnen schaffen wir ein Konzept, was zukunftsorientiert und modern
ist“, sagte Hansen
. Der demokratische Gedanke kommt an: „Ich bin hier,
weil ich die Möglichkeit nicht verstreichen lassen möchte, an etwas
teilzuhaben, was die Zukunft Brunsbüttels beeinflusst“, sagte Susanne
Peacock.
Constanze Emde









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