Vision 2030: Mit Energie in eine rosige Zukunft
Ex-Wirtschaftsminister
Dietrich Austermann wagte auf der Steinburger Zukunftskonferenz einen
Blick in eine Zeit mit besten Aussichten für alle Menschen in der Region
Itzehoe/Brunsbüttel
In nicht einmal 20 Jahren könnten sich der
Kreis Steinburg und der Wirtschaftsraum Brunsbüttel in einen
Wachstumsmotor für den ganzen Norden verwandelt haben – wenn all das
eintritt, was geplant oder möglich ist. Ex-Wirtschaftsminister
Dietrich Austermann wagte auf der 2. Steinburger Zukunftskonferenz
einen Blick in eine rosige Zukunft. Hier seine visionären Ausführungen
im Wortlaut:
Wir haben mehr Energie! Das lässt sich belegen und da kann man ansetzen. Über 800 Energie-Einspeiseanlagen
im Kreis Steinburg erzeugen aus erneuerbaren Energien, also aus
Fotovoltaik, Deponiegas, Biomasse und Windenergie über 300 000
Megawattstunden im Jahr. Hinzu kommen 12 500 Megawattstunden aus
Kraftwärmekopplung. In Dithmarschen, dem Vorreiter der grünen Energie,
sind es wegen des stärkeren Windes als Standortvorteil sogar 1,7
MillionenMegawattstunden bei 680 MW Leistung. Zwölf Millionen MWh kommen
aus Brokdorf und, wenn es am Netz ist, aus dem Kernkraftwerk
Brunsbüttel, 6,2 Millionen MWh. Zusammen macht das etwa 20 Millionen
Megawattstunden.
Die 2600 Windenergieanlagen im Land leisten die Hälfte des
Weltmeisters und „Symbols“ Brokdorf, aber natürlich nur bei Wind. Der
Verbrauch in Schleswig-Holstein beträgt 14 TWh
bei einer Erzeugung von 35 TWh. Also, aus der Region Steinburg wird mehr
Strom geliefert als das ganze Land verbraucht - schon heute.
Und dennoch fängt die Vision bei der Entwicklungsperspektive in
Sachen Energie an: Brunsbüttel steht schon heute für einen vielfältigen
Energiemix aus Kernenergie, Kohle, Biomasse, Biodiesel und Wind, die
Region steht zusätzlich für Ersatzbrennstoffe in Glückstadt und
Lägerdorf, Kohlekraftwerk, Biogas und Fotovoltaik und Ölförderung aus
dem größten deutschen Ölfeld mit 50 Prozent der nationalen Ölreserven
(noch 25 Mio. Tonnen). Dank des Energieeinspeisegesetzes geht die
Entwicklung dynamisch weiter. Die Fläche für Windanlagen soll
verdoppelt, viele kleine Anlagen sollen durch weniger große ersetzt,
also repowered werden. Die Windenergie ist eine Kernkompetenz der Region
und ein zukunftsfähiges cluster mit hohem Potential.
Vom Stromspeicher bis zum Hersteller kleiner Batterien
Die Vision zeigt, dass noch mehr Energie möglich ist: ein neuer
Windpark mit einem Pumpspeicherwerk in Lägerdorf, ein Stromspeicher in
Hemmingstedt, die Erzeugung von Wasserstoff zum Antrieb von
Brennstoffzellen aus überschüssiger Windenergie, ein umweltfreundliches
Kohlekraftwerk (CCS), das Grundlast liefert, ein Offshore-Hafen
in Brunsbüttel für große Anlagen und Parks vor unserer Küste und ein
Servicehafen in Büsum. Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt bei den
Erneuerbaren, der Leistung bei denen, die die Grundlast sichern.
In Itzehoe werden energiesparende Leistungselektronik, neuartige
umweltfreundliche kleine Batterien und Batteriespeicher, Lithium-Akkumulatoren
entwickelt und hoffentlich auch produziert. Das Problem der volatilen
Erneuerbaren kann auf mehreren Wegen gelöst werden.
In Itzehoe werden schwere Flüssiggas/Dieselmotoren entwickelt. Das
Land braucht ein Institut für angewandte Eisenbahntechnologie, und wir
leisten dazu Aufbauarbeit. Eine Produktionsstätte für Wälzlager von
großen Generatoren und eine für neue große maschinell gefertigte
Rotorblätter aus Kohlefaser, eine neue Produktionsstätte für 150 Meter
hohe Gittermast-Windmühlen aus Krempe und für solche aus Itzehoe könnten Wirklichkeit werden.
Das alles ist möglich, wenn wir mitmachen, wenn nicht mehr das
inzwischen übliche Dagegensein bei vielen im Vordergrund steht sondern
die gesamtstaatliche Verantwortung. Die Region Steinburg + gibt dem Land
einen Namen: Energieland Schleswig-Holstein.
Unsere Vision lautet: Energiekreis Steinburg+ . Die Energiepolitik der
Bundesregierung ermöglicht neben längeren Laufzeiten für unsere großen
Kraftwerke, eine Lizenz zum Gelddrucken für die Bürgermeister in
Brokdorf und Brunsbüttel, einen starken Einstieg in die
Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energieträger.
Aus dem neuen Fonds der Bundesregierung muss ein erheblicher Anteil
in unsere Region fließen! Wir wollen eine Modellregion des Bundes für
Elektromobilität werden. Im Öffentlichen Personennahverkehr der Region
könnten die ersten Modelle von Elektrobussen und Diesel-Hybrid-Bussen fahren. In Wewelsfleth könnten Diesel-Hybrid-Schiffsmotoren erprobt werden. Mit Firmen der Region und außerhalb des Kreises wird ein Gesamtkonzept E-Mobilität
entwickelt. Der Austausch von leistungsstärkeren Batterien, die über
das Stromnetz in der Garage angeschlossen, einen Leistungspuffer
darstellen, ist an Elektrotankstellen selbst für niemanden ein Problem.
Die Probleme mit zu geringen Reichweiten, hohen Anschaffungskosten,
fehlender Infrastruktur und lange Akkuladezeiten wurde gelöst. Mittel
aus dem Projekt der Bundesregierung zur „Nationalen Plattform
Elektromobilität“ wurden genutzt.
Die Region Steinburg + beteiligt sich mit Instituten (ISiT, FHW, CAT,
FTZ Büsum, IZET) und unseren Betrieben an einem Vorhaben „Modellregion
umweltfreundliche Energiesysteme“ und erarbeitet sich die
Technologieführerschaft in Teilbereichen. Ein neues Forschungsinstitut
für regenerative Energien wurde gegründet. Unsere Betriebe kooperieren
in einem Verbund E-Mobilität. Die Region eignet
sich ideal zur Erzeugung und Lagerung des neuen Energieträgers
Wasserstoff. (Produktion mit Hilfe von Elektrolyse und Speicherung in
Salzkavernen, Umsetzungsplan erstellen entsprechend der Studie der
Ludwig-Bölkow-System
GmbH, Wasserstoff kann für industrielle Prozesse genutzt werden, sagt
Vattenfall) Und jetzt der Haken: Das Problem der 2500 MW möglichen
Offshore-Energie wird über ein Kabel bei Büsum gelöst. Aber diese Energiemenge und der Ausbau der Windenergie auf 7500 MW Land-Wind in Schleswig-Holstein erfordern 350 km neue 380 kv-Leitungen,
eine über die Elbe westlich und eine östlich von Hamburg, neue
Standorte für WKA und neue für Pilotanlagen. Wer siegt: Protest gegen
Verantwortung ?
Alles ist möglich, wenn wir ohne Scheuklappen arbeiten
Bei Denkmalschutz und Umweltschutz ist Flexibilität gefragt. Ein
großes Pumpspeicherwerk steht in Konflikt mit dem Naturschutz. Es fehlt
ein Bundesleitungsgesetz, dass die zügige Umsetzung der notwendigen
Vorhaben ermöglicht. Denn alles ist möglich, wenn wir ohne Scheuklappen
für einen umweltfreundlichen Energiemix arbeiten (preiswert, sicher,
verfügbar, umweltfreundlich).
Genauso sieht es aus mit den Erschließungsvorhaben: Wir haben riesige erschlossene Gewerbe-und
Industrieflächen, aber auch Brachflächen in Brunsbüttel, Glückstadt –
zehn Hektar allein das ehemalige Ausbesserungswerk der Bahn – ,
Hohenlockstedt und Kellinghusen, mehr als jeder andere Kreis im Land.
Wir haben Häfen in Brunsbüttel und Glückstadt und am NOK. Wir haben
Gleisanschluß. Der Flughafen HH liegt in zumutbarer Nähe. Und so kann es
weitergehen: Wir werden die größte Baustelle im Land mit Kanal,
Schleuse, 2. Störbrücke, Elbtunnelbau und Autobahn 20 und mindestens
einem neuen Großkraftwerk.
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