Kohlekraftgegner spüren Aufwind
Bürgerinitiative wertet GDF-Rückzug als Teilerfolg ihrer Arbeit
Brunsbüttel
„Jetzt erst recht“, heißt es bei der Bürgerinitiative Gesundheit und
Klimaschutz Unterelbe/Brunsbüttel, nachdem der Energiekonzern GdF Suez
sein geplantes Steinkohlekraftwerk ad Acta gelegt hat (wir berichteten).
„Nun geht es mit doppelter Kraft gegen das Wahnsinnsprojekt der Südweststrom“, kündigt Initiativen-Sprecher Dr. Karsten Hinrichsen aus Brokdorf an.
Über den beabsichtigten Ausstieg der GdF Suez habe er direkt von
Projektkleiter Frank Albers erfahren. Der habe sich einen Tag vor
Weihnachten telefonisch bei Hinrichsen gemeldet und ihm das Aus für das
800-Megawatt-Kraftwerk angekündigt. „Das ist schon ein ungewöhnlicher Schritt“, sagt Karsten Hinrichsen über das Telefonat.
„Wir sind froh und hoch motiviert für den Kampf gegen die übrigen
Kohlekraftwerke.“ Neben dem Tübinger Stadtwerkekonsortium Südweststrom
plant auch die Hannoveraner Getec einen Kohlemeiler in der Stadt.
Die Initiative werte den Rückzug als Erfolg ihrer Arbeit, sagte
Hinrichsen. Gleichwohl räumt er ein: „Die Hauptursache dürfte das
Energiekonzept der Bundesregierung mit der Laufzeitverlängerung der
Atomkraftwerke sein.“ Auf die Fahnen schreibe sich die Bürgerinitiative
jedoch die von Frank Albers monierte Rechtsunsicherheit im teuren
Genehmigungsverfahren. Eine Normenkontrollklage gegen der Bauleitplanung
der Stadt ist anhängig. Die Standortwahl sei ohnehin „ungut“ so nah am
Wohngebiet auf der Südseite.
Wenn Brunsbüttel nun die frei werdende Fläche für Offshore nutzen
wolle, so Hinrichsen, müsse sich die Stadt fragen, warum sie dieses
Thema nicht schon früher aufgegriffen habe.
Ob sich die Entscheidung von GdF Suez auf das mehr als doppelt so große
Kraftwerksprojekt der Südweststrom auswirken werde, sei offen: „Wir
hoffen, dass das Signalwirkung für Südweststrom hat.“
Ralf Pöschus