Kraftwerk: Stadtwerke steigen aus
6. Januar 2011 | 00:10 Uhr | von Oliver Gabriel
WEDEL. Vor drei Monaten
war es eine Option mit hoher Wahrscheinlichkeit (wir berichteten), heute
ist es Fakt: Die Stadtwerke Wedel haben offiziell bekanntgegeben, dass
sie aus dem Projekt Kohlekraftwerksbau in Brunsbüttel aussteigen.
Aufsichtsrat und die Stadt Wedel als Gesellschafterin haben dem Rückzug
zugestimmt und Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel mit dem Mandat
ausgestattet, den Vertrag mit der Betreibergesellschaft SüdWestStrom
aufzulösen.
Eine Entscheidung nach gründlicher Prüfung der
Faktenlage, wie Krüppel es ausdrückte. Zu dieser Prüfung konnte
SüdWestStrom selbst offenbar wenig beitragen: Die schon vor Monaten
eingeforderte neue Kosten-Nutzen-Rechnung, die die aktuellen
Entwicklungen auf dem Energiemarkt berücksichtigt, hat der Betreiber
laut Krüppel bis heute nicht vorgelegt.
Schon im Herbst hatte
Stadtwerke-Aufsichtsratsmitglied Valerie Wilms bezweifelt, dass
angesichts der positiven Entwicklung in der alternativen
Energieerzeugung und der Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke
Kosten und Erträge der Ursprungskalkulation noch haltbar seien. Die
Stadtwerke Quickborn hatten sich da bereits eben auf Grund einer
fehlenden aktualisierten Wirtschaftlichkeitsberechnung von dem
Brunsbüttel-Kraftwerk verabschiedet. Auch für Krüppel steht jetzt
definitiv fest: "Das Gesamtpaket stimmt nicht."
Ob nun Wedel den
sechsstelligen Betrag zumindest in Teilen zurückbekommt, den die Stadt
bislang für die geplante Beteiligung aufbringen musste, bleibt fraglich.
Die Chance, dass beispielsweise andere Stadtwerke in die Wedeler
Verträge einsteigen und so Geld zurückfließt, bewertet Krüppel dabei als
verschwindend gering: Es sei kein Geheimnis, dass zurzeit nicht einmal
alle Anteile am ersten von zwei geplanten 800- bis 900-Megawatt-Blöcken
verkauft seien.
Arbeit am kompletten Abschied von CO2-Strom
Krüppel
begrüßt den Ausstieg nicht allein aus wirtschaftlichen Erwägungen,
sondern auch mit Blick auf den Umweltaspekt: Seit drei Jahren beliefern
die Stadtwerke alle 16 000 Wedeler Kunden mit CO2-freiem Strom. Und
überlegen nun, komplett CO2-frei im Strom-Angebot auch für Abnehmer von
außerhalb zu werden. Krüppel: "Wir arbeiten daran." Anzeichen eines
Umdenkens in Wedel in Sachen Beteiligung an der Stromproduktion, wie
auch der Geschäftsführer bestätigt.
Dazu passt, dass derzeit
Möglichkeiten des Einstiegs in die regenerative Energieerzeugung etwa in
Windparks oder Solarkraftwerken ernsthaft geprüft werden. Allerdings
auch mit gebotener Vorsicht ob der hohen Investitionssummen, wie Krüppel
verdeutlichte.
http://www.wedel-schulauer-tageblatt.de/nachrichten/lokales/wedel/wedel/artikeldetails/article/111/kraftwerk-stadtwerke-steigen-aus.html