Hohe Erwartungen an Covestro
Die aus dem
Bayer-Konzern ausgegliederte MaterialScience firmiert unter neuem Namen und
hält an der geplanten 120-Millionen-Investition fest
Brunsbüttel
Noch ist der
Kamin grün gestrichen und trägt das Bayer-Logo, auch am Tor 1 ist der Name des
Leverkusener Konzerns noch nicht gegen Covestro ausgetauscht. So heißt Bayer
MaterialScience seit Monatsbeginn. Das Unternehmen wird aus dem Bayer-Konzern
ausgegliedert und noch in diesem Jahr eigenständig an die Börse gebracht.
Hauptaktionär ist Bayer, der Börsengang stellt eine Kapitalerhöhung dar. Das
Brunsbütteler Werk ist dann einer von weltweit acht Produktionsstandorten mit
insgesamt 16 000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 11,7 Milliarden
Euro. In Brunsbüttel beschäftigt Covestro aktuell 571 Mitarbeiter plus 145
Auszubildende.
„Nu geiht dat los!“, frohlockte Werkleiter Klaus Gebauer gestern bei einem
Empfang für geladene Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Der Sprung
in die Selbstständigkeit eröffne dem Werk größere Perspektiven, gab er die
Marschrichtung vor und erwähnte zugleich die zunächst größte geplante
Investition im neuen Konzern: Den Umbau der Produktion in Brunsbüttel zu einem
reinen Hersteller von MDI als Ausgangsstoff für harte Schaumstoffe, wie sie
beispielsweise in Dämmungen Anwendung finden. Der Jahresausstoß soll von
200 000 auf 400 000 Tonnen verdoppelt werden. Geschätzte
Investitionskosten: 120 Millionen Euro. Derzeit befinde sich das Vorhaben in
der Prüfungsphase, in der die Zahlen möglichst exakt ermittelt werden, sagte
Gebauer gegenüber unserer Zeitung. Dann werde der Vorstand über den Umbau
entscheiden. Baubeginn könnte Anfang 2016 sein. Die Pläne liegen im Grunde in
der Schublade, im Herbst 2013 trat Bayer auf die Bremse, verschob das Projekt.
Vor einem Jahr wurden die Ausgliederungspläne bekannt. Gebauer: „Das versetzt
uns in die Lage, unsere Stärken noch besser auszuspielen.“
Der Belegschaft wurde zugesichert, dass die Ausgliederung keine negativen
Auswirkungen haben solle. Die geltende Vereinbarung über einen besonderen
Kündigungsschutz bis 2020 gilt weiterhin, und auch die Pensionskasse ist nicht
vom geplanten Börsengang betroffen.
An die Bedeutung des Unternehmens für die Region, das trotz neuen Namens
bereits 42 Jahre in Brunsbüttel ansässig ist, erinnerte stellvertretende
Kreispräsidentin Veronika Kolb. Bayer sei in Dithmarschen ein Markenzeichen
gewesen und letztlich auch der Türöffner für weitere Ansiedlungen im
Industriegebiet. „An diesem Unternehmen hängen viele Arbeitsplätze und
Erwartungen“, sagt sie. Die wichtigste Botschaft nach der Ausgliederung laute
aber: „Covestro bleibt Brunsbüttel treu.“ Das stimme zuversichtlich.
„Hier beginnt etwas Neues, wir bauen darauf, dass das Zukunft hat“, erklärte
Frank Schnabel, Sprecher der Werkleiterrunde im ChemCoast Park. Der Erfolg des
landesweit größten Industriegebiets sei eng verknüpft mit dem Erfolg von
Covestro.
Das Unternehmen, so Klaus Gebauer, werde weiter daran arbeiten, neue Firmen
nach Brunsbüttel zu holen. Mit der geplanten Ansiedlung der Norderstedter
Schülke & Mayr, die für 20 Millionen Euro in unmittelbarer Nachbarschaft zu
Covestro ein Werk errichten wollen, sei ein Anfang gemacht.
Ralf Pöschus