Chrisk
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Erstellt: 29.04.11, 10:51 Betreff: Re: [Forumsbeitrag der U] Stadtwerke Brunsbüttel |
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Reimer schrieb am 29. Apr um 09:35 Uhr: > Norddeutsche Rundschau vom 29.04.2011 ("Entlang des Kanals")
Ich halte das für ein sehr zweischneidiges Schwert.
Wenn die Stadt Brunsbüttel mit 18 Millionen für die Stadtwerke bürgen will, dann binden sie sich die Stadtwerke für sehr lange Zeit ans Bein. Verkaufen oder zumachen geht dann nicht mehr.
Im Moment scheint der Betrieb eigener Stadtwerke sich ja zu lohnen, weil dadurch ein paar Cent pro Kilowattstunde hängen bleiben. Viele Kommunen gehen diesen Weg. Doch las man neulich, dass die Stadtwerke Brunsbüttel zur Zeit 100 Kunden haben ... Die Betriebskosten dürften die Einnahmen deutlich übersteigen.
Nun soll das lokale Netz dazugekauft werden. Die großen Vier (Energiekonzerne), die sich vor ein paar Jahren noch sehr gegen den Verkauf von lokalen Netzen an die Städte und Kommunen gesträubt haben, haben nichts mehr dagegen. Die Ausgabe von 18 Mio. ¤ wäre für den ewig klammen Stadthaushalt allerdings kaum zu begründen. Also verschiebt man die Ausgabe zu den "Stadtwerken", mit der Begründung, die Millionen würden langfristig wieder hereinkommen, und noch mehr.
Doch ist das so? Die Durchleitungsgebühren fürs Stadtnetz sind ja nur ein Teil des Kuchens, der 20 Cent pro Kilowattstunde, die die Kunden zahlen müssen. Ein anderer Teil sind die Überlandleitungen, die Hochspannungs-Fernnetze.
Gerade die sind aber zur Zeit das Problem. Die Umstrukturierung der Energieversorgung erfordert hier einen Ausbau, der von den großen Vier jahrelang verschleppt wurde. Der Bund will offenbar hier kräftig zubuttern. Und einen Teil wird er sich von den Stromverbrauchern zurückholen.
Und dies geschieht über die Verteilung "des Kuchens"; die Aufteilung der Abgaben und Umlagen beim Strompreis ist Bundesgesetzgebung. Ich halte es für wahrscheinlich, dass genau die Gesetze, die zur Zeit den Eignern der Stadtnetze eine gewisse Rendite garantieren, in nicht allzuferner Zukunft geändert werden. Die Hochspannungsnetze müssen erweitert werden - die Stadtnetze sind ausreichend und in gutem Zustand.
Dann werden die Stadtwerke nicht eine langfristige Einnahmequelle, sondern ein langfristiger Minusbetrieb.
Die Stadt Brunsbüttel dreht hier ein zu großes Rad. Die Situation ist nicht wirklich überschaubar und beeinflussbar. Lieber sollte man zugeben, dass auch die Gründung der Stadtwerke, zumindest was den Strom betrifft, eine (wenn auch wesentlich kleinere) Fehlinvestition war - und sie wieder schließen. Den Stromkunden ist es egal, wo sie ihren Strom kaufen - vielleicht ja lieber Ökostrom?
Gruß Christian
-- Christian Knoke * * * http://cknoke.de * * * * * * * * * Ceterum censeo Microsoft esse dividendum.
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