Notfall – Brokdorf wieder abgeschaltet
Ursache unklar / Ministeriumssprecher: „Keine Gefahr für die Bevölkerung“
Brokdorf /net
Was ist im Kernkraftwerk Brokdorf los? „Automatische Abschaltung“,
meldete gestern morgen der Betreiber – die Eon Kernkraft – der
zuständigen Aufsicht im Justizministerium Schleswig-Holstein.
Es habe eine Schutzabschaltung gegeben. Die Anlage wurde sofort
heruntergefahren, das Kraftwerk vom Netz genommen, bestätigte
Ministeriumssprecher Oliver Breuer gegenüber unserer Zeitung. Gefahr für
die Bevölkerung habe aber zu keiner Zeit bestanden: „Der Reaktorbereich
selbst ist von der Störung nicht betroffen.“ Der Fehler sei an den
beiden Maschinentransformatoren aufgetreten, die den erzeugten Strom
„auf die 380kV-Ebene umwandeln, um ihn in die Überlandnetze einspeisen zu können“.
Diese Schwachstelle ist bekannt – auch in anderen Kraftwerken. Feuer
im Transformatorenbereich meldete das AKW Krümmel 2007 und 2009.
Vattenfall geriet damals wegen schlechter Informationspolitik in die
Kritik: Zu spät räumte der Betreiber ein, dass der Vorfall auch den
Reaktorblock betraf. Die Kühlwasserversorgung wurde teilweise
unterbrochen.
Was gestern in Brokdorf passiert ist, blieb zunächst unklar.
Betreiber Eon Kernkraft war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Nach Angaben von Ministeriumssprecher Breuer habe es aber ein Feuer in
der Anlage wohl nicht gegeben. Genaues zur Ursache des Zwischenfalles
könne er aber erst sagen, wenn die Untersuchungen dazu abgeschlossen
seien: „Spekulieren nutzt jetzt nichts.“
Noch am Abend sollten Kraftwerks-Spezialisten
mit der Untersuchung der Anlage beginnen. Auch Gutachter der Kieler
Atomaufsicht werden in der kommenden Woche eingesetzt. Wie lange
Brokdorf vom Netz bleiben wird, war gestern Abend noch unklar. Das
Kraftwerk hat nach aktuellen Plänen eine Restlaufzeit von zehn Jahren.
Erst vor zwei Wochen war die Anlage nach Revisionsarbeiten wieder
hochgefahren worden.