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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 04.12.11, 19:42     Betreff: Windpark: Hoffnung auf runden Tisch. WZ vom 03.12.2011

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Windpark: Hoffnung auf runden Tisch

Nach Entscheidung im Kreishaus: Holcim wirbt
für Leuchtturmprojekt und prüft alle Optionen für eine Nachmeldung der
Eignungsfläche

Lägerdorf

Es sollte eines der ehrgeizigsten Projekte im Kreis Steinburg werden –
bis der Kreistag für alle Beteiligten überraschend die Ampel auf Rot
stellte. Beim Windpark Breitenburg – und dem dahinter stehenden
Zementkonzern Holcim – setzt man nun alle Hoffnungen auf einen bald
stattfindenden runden Tisch. Das Ziel: Nachmeldung einer
Windeignungsfläche bei Rethwisch, auf der – so die bisherige Grobplanung
– mit 30 knapp 200 Meter hohen Windkraftanlagen jährlich bis zu 285
Megawattstunden Strom erzeugt werden könnten. Verantwortliche der
Kreisverwaltung und letztlich auch die Kreispolitik hatten die
vorgesehene Fläche im Windkonzept der Regionalplanung rot markiert und
damit zur Sperrzone erklärt. Einen möglichen Antrag auf Änderung
erstickte in der Kreistagssitzung Mitte November Landrat Dr. Jens Kullik
im Keime. Für diesen Fall kündigte er amtlichen Widerspruch an.
Begründung: Bei dem Gelände handele es sich unter anderem um einen
charakteristischen Landschaftsraum. Nach den Landesvorgaben sei dies ein
klares Ausschlusskriterium.


Groß diskutiert wurde das Thema nicht mehr. Im Zuschauerraum verfolgte allerdings ein sichtlich betroffener Holcim-Anlagenplaner Karsten Becker das Abstimmungsprozedere. Inzwischen haben sich die Unternehmens-Akteure
von dem ersten Schock erholt – und wollen nun noch einmal in die
Offensive gehen. Werkleiter Morten Holpert: „Wir sollten alles
unternehmen, um noch eine Nachmeldung hinzubekommen.“


Aus Sicht von Holcim wurden von dem Unternehmen nicht nur alle
Hausaufgaben gemacht – es gebe auch kaum nachvollziehbare Argumente
gegen das Projekt, das seit drei Jahren geplant wird und auch in den
betroffenen Gemeinden Lägerdorf und Rethwisch volle Unterstützung
genieße. Holpert lässt keinen Zweifel daran, dass es auch um eine
Existenzfrage für den Industriestandort gehe. Da bei der
Zementherstellung 37 Prozent der variablen Kosten auf den Faktor Strom
fallen, komme es angesichts steigender Preise entscheidend auf
Zukunftsfähigkeit in diesem Bereich an. Alle Einsparmöglichkeiten hier
seien ausgereizt. Und bei den übrigen Rahmenbedingungen – gute
Mitarbeiter, Rohstoffsicherung und Brennstoffe – sei das Unternehmen
schon optimal aufgestellt.


Selbst im Kieler Wirtschaftsministerium werde der Windpark
Breitenburg als Leuchtturmprojekt eingestuft, machen Holpert und Becker
aus ihrer Enttäuschung über das Votum auf Kreisebene keinen Hehl. Nach
ihrer Darstellung seien auch alle Rahmenbedingungen fast schon perfekt.
„Wir könnten sofort starten“, sagt Holpert. Grundstücksverträge seien
geschlossen, alle Pläne fertig, selbst eine
Umweltverträglichkeitsuntersuchung liege schon vor. „Jeder Baum, jeder
Strauch, jeder Vogel und jede Schnecke sind bekannt“, sagt Becker, der
allein schon wegen der Randlage im schützenswerten Terrain keine
Beeinträchtigungen für die Natur erkennen kann. Hervorgehoben wird auch
die Akzeptanz in der Region. Gewerbesteuern sollen direkt in die
Gemeindekassen fließen, ein Teil des Projekts wird als Bürgerwindpark
ausgewiesen. Optimal sei auch der Standort: Weil Holcim ohnehin schon
über eine gewaltige Stromversorgung verfügt, müssten keine aufwendigen
Netze neu gebaut werden. Hinzu komme, dass vom Werk lediglich 200 MWh/a
benötigt würden, umliegende Gemeinden also mitversorgt werden könnten.
Schließlich könne der schwankende Windstrom auch mit dem parallel
geplanten Pumpspeicherkraftwerk optimal genutzt werden.


Letztlich gehe es auch um eine Investitionssumme von rund 150 Millionen
Euro – zuzüglich weiteren 100 Millionen Euro für den Energiespeicher.
Möglich, so Holpert, wären zudem viele neue Arbeitsplätze. Der
Werkleiter verweist auf Interessenten für die Einrichtung eines
norddeutschen Logistikzentrums für Ersatzteile für Windkraftanlagen und
vielleicht sogar ein Ausbildungszentrum für Servicetechniker. Mit Blick
auf gemeinsame Planung von drei Gemeinden hat er auch die Vision von
„grünem Strom für ein interkommunales Gewerbegebiet“. Um den Windpark
doch noch realisieren zu können, prüft Holcim laut Holpert „nun alle
Optionen, auch rechtliche Möglichkeiten“. Ziel sei es aber, möglichst
viele Akteure bei dem Projekt mitzunehmen. Landrat Kullik hatte aus
Verwaltungssicht bereits versichert, dass er ja nicht gegen den Windpark
sei, aber die Landesvorgaben beachten müsse. Jetzt bleibt abzuwarten,
wie in Kiel diese Vorgaben mit dem Schwärmen für ein Leuchtturmprojekt
in Einklang zu bringen sind. Bedauerlich finden die Holcim-Sprecher
es allerdings, dass ein Vorhaben in dieser Größenordnung weder im
Wirtschaftsausschuss, noch im Kreistag auch nur im Ansatz diskutiert
worden sind.
Volker Mehmel






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