Groteske Falschinformationen
Brokdorf/Wewelsfleth /sh:z
Auf die Stellungnahme des Brokdorfer Kernkraftwerksleiters Uwe Jorden
am 20. Januar in unserer Zeitung („Kernkraftwerk nicht Ursache für
Krebserkrankungen“) reagiert die Initiative „Brokdorf akut“ in einer
Pressemitteilung. Initiativen-Sprecher Eilhard
Stelzner und Karsten Hinrichsen betonen: „Die Initiative hat keineswegs
behauptet, das AKW Brokdorf sei dafür verantwortlich, dass in
Wewelsfleth auffällig mehr Menschen an Krebs erkranken.“ Unbestreitbar
sei jedoch, dass die Zahl der Erkrankungen zirka 50 Prozent über den
Werten anderer Gemeinden und dem Landesdurchschnitt liegt. Wohl aber
beklage die Initiative, „dass vom Krebsregister in Schleswig-Holstein lediglich pauschale Mutmaßungen über die vermeintlichen Ursachen geäußert werden“. Die Initiativen-Sprecher
verwahren sich gegen den Vorwurf von Kraftwerksseite, die Initiative
würde „das Wewelsflether Leid für ihre Zwecke missbrauchen“. „Die
Initiative Brokdorf-akut weist dies entschieden
zurück und fordert die Eon auf, sich an der Ursachenklärung zu
beteiligen und Geld für aussagekräftige Studien bereitzustellen.“ Eines
sei unabweisbar: „Das Leben in der Nähe eines AKW stellt einen
Risikofaktor dar.“
Darüber hinaus habe die E.ON Kernkraft groteske Falschinformationen vermittelt.
„1. Die E.ON behauptet, die Studie ‚Auswertung der Krebshäufigkeit in
Wewelsfleth und Umgebung 1998 bis 2008‘ des Krebsregisters vom November
2009 stelle fest, dass ‚das Kernkraftwerk Brokdorf nicht der Grund für
die Krebsfälle in Wewelsfleth sei.‘ Tatsächlich heißt es: ‚Schlüssige
Hinweise für das Kernkraftwerk Brokdorf als Ursache lassen sich aus den
Daten nicht ableiten‘.
2. E.ON behauptet, ‚das Krebsregister hält einen Zusammenhang mit dem
Kernkraftwerk für unmöglich, da in Wewelsfleth eine Erhöhung von
Tumorarten vorliege, bei denen radioaktive Strahlung als Verursacher
ausgeschlossen werden kann.‘ Das Krebsregister schreibt dagegen: ‚Es
zeigten sich keine Auffälligkeiten für die eher strahlungssensible
Tumorgruppe der Leukämien und Lymphome.‘ Z. B. ist die mögliche
Verursachung von Dickdarmkrebs durch ionisierende Strahlung belegt.
Weitere Krebsarten können durch Strahlung initiiert werden.
3. E.ON behauptet: ‚Es ist wissenschaftlich ... belegt, dass ein
Kernkraftwerk im Leistungsbetrieb keine direkte Strahlung in die
Umgebung sendet.‘ Falsch: Gamma- und Neutronenstrahlung sowie Tritium
und radioaktiver Stickstoff durchdringen die Betonwände, wenn auch
vermindert, sehr wohl.
4. E.ON behauptet: ‚Die Aktivitätsabgabe über dem Kamin unterschreitet
... die Grenzwerte ausnahmslos um das Tausend- bis Zehntausendfache.‘
Falsch: An einem Tag des Jahres 1995 wurde der Tagesgrenzwert für
radioaktive Edelgase zur Hälfte erreicht.“