Messstelle fordert erneut Aufklärung
Wissenschaftliche Ursachenforschung für Krebsfälle wichtig
Wewelsfleth
Der Verein Messstelle für Arbeits- und UmweltSchutz e.V. Bremen
fordert erneut die wissenschaftliche Untersuchung der erhöhten Häufung
von Krebserkrankungen in Wewelsfleth. In einer öffentlichen Mitteilung
bemängeln im Auftrag des Vereins Michael Henken, Dipl. Ingenieur für
Physik-Technik, und Physiker Dr. Fritz Storim, dass nach wie vor das Gesundheitsministerium, das Krebsregister Schleswig-Holstein, das Institut für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität Lübeck ebenso wie E.ON-Kernkraft
zwar eine signifikante Häufung von Krebserkrankungen in Wewelsfleth
bestätigten, aber die geforderten Untersuchungen und Ursachenforschungen
verweigerten. Sie werfen ihnen vor, „mit zu niedrigen Erkrankungszahlen
für wissenschaftliche Untersuchungen“ zu argumentieren und weitere
Ursachen wie Werft, Deponie, Früherkennungsuntersuchungen,
elektromagnetische Strahlung lediglich anzusprechen und „spekulativ
wieder auszuklammern“. Dennoch solle zukünftig erst einmal nur weiter
beobachtet werden. Der Verein betont: „Das bedeutet abwarten, bis die
Anzahl der Erkrankten für einen statistischen Beweis ausreicht und somit
eine weitere Schädigung von Menschen in Kauf zu nehmen.“ Das AKW
Brokdorf werde von vornherein als Ursache ausgeschlossen, mit der
Argumentation, die zulässigen Grenzwerte für radioaktive Strahlung seien
weit unterschritten und die für ionisierende Strahlung typischen
Krebsarten – wie Leukämie und Lymphomen – seien nicht statistisch
erhöht. „Diese Argumentationen sind wissenschaftlich nicht haltbar und
dienen nur dazu, weiterhin nichts für die Untersuchung und Aufklärung
der Ursachen der erhöhten Krebserkrankungen tun zu müssen.“
Wissenschaftlich sei belegt, dass es keine unschädliche Dosis für
ionisierende Strahlung gibt und viele Krebsarten wie Darmkrebs,
Hautkrebs, Nierenkrebs, Prostatakrebs, Leberkrebs, Lungenkrebs,
Leukämie, Schilddrüsenkrebs, Harnblasenkrebs, Hirntumoren und andere
durch Radioaktivität, auch im Niedrigdosis-Strahlungsbereich,
induziert werden könnten. Zudem seien Methoden der frühzeitigen
Erkennung eines direkten Zusammenhangs kurzfristig auftretender und
spezifischer Folgen niedrig dosierter Strahlung bekannt.
Zum weiteren Vorgehen fordert die Messstelle den Einsatz einer
unabhängigen Kommission mit dem Auftrag, mögliche Ursachen für die
Häufung der Krebserkrankungen in Wewelsfleth zu erkunden und zu
untersuchen sowie ihre Daten und Schlussfolgerungen öffentlich zu
dokumentieren. Dazu gehören eine umfassende Dokumentation und Analyse
aller Messwerte, Untersuchung und weitere Beobachtung der
zytogenetischen Schäden (Chromosomen Aberration) in der Bevölkerung
einschließlich der Kinder. Hinzu komme die Untersuchung der Entwicklung
der Geschlechterverhältnisse bei Neugeborenen mindestens seit 1970,
Untersuchungen medizinischer und beruflicher Strahlenbelastungen sowie
auf Synergieeffekte (elektromagnetische Strahlung, Mülldeponie, Werft,
toxische Gifte, Arbeitsplatz, Landwirtschaft). Schlussendlich bedürfe es
der Mitteilung und Auswertung der Daten vom Kinderkrebsregister für
Kinder in Wewelsfleth und den anderen Orten um das Atomkraftwerk
Brokdorf seit 1980.
Es gehe um Menschen, um ihr Leben und um ihr Recht auf körperliche
Unversehrtheit. Daher bestehe die Verpflichtung zur aktuellen
Gesundheitsprävention, unabhängig von einer langfristigen
wissenschaftlichen Sicherung des ursächlichen Beweises.