Windparks auf See: Experten sehen großes Potenzial für Häfen an der Westküste
Rendsburg /wob
Mit der Versorgung von Offshore-Windparks in der Nordsee eröffnet sich für die Häfen an der schleswig-holsteinischen
Westküste ein großes Beschäftigungspotenzial. Allein die sieben
Windparks mit ihren 540 Rotoren, die bis 2014 geplant sind, lassen Jahr
für Jahr 4000 Fahrten von Versorgungsschiffen erwarten. Das hat die
Hamburger Unternehmensberatung Uniconsult im Auftrag der
„Hafenkooperation Offshore-Häfen Nordsee SH“ ermittelt. Das entspräche rund ein Dutzend Schiffs-Abfahrten
täglich, sagte der Autor der Studie, Björn Pistol, auf einer
Informationsveranstaltung in Rendsburg. Für eine exakte Einschätzung der
Wertschöpfung in Euro und Cent ist es allerdings noch zu früh.
Der Geschäftsführer der Kooperation, Frank Schnabel (Brunsbüttel Ports) betonte, dass Schleswig-Holstein
„gerade rechtzeitig“ in den Wettbewerb um dieses Marktsegment
eingetreten ist. Der beim Terminalbau und der Flächenherrichtung
erkennbare Vorsprung von Cuxhaven, Bremerhaven und Esbjerg sei
„lediglich scheinbar“. Durch die Verzögerungen bei der Installation der
Windparks selbst „können und werden“ Schleswig-Holstein
Häfen aufholen. Die logistische Herausforderung bezeichnete Pistol als
beispiellos. Ihr Umfang sei so groß, dass genügend Arbeit für alle
abfalle.
Zum Zentrum der Offshore-Versorgung hat sich
bereits Helgoland entwickelt, sagte Pistol. Die Insel verfüge jedoch
nicht annähernd über ausreichend Lagerfläche, die er mit 450 bis 500
Hektar pro Windpark angab. Hier könne jeder Festlandshafen für sich
seine Stärken ausspielen. Nicht sinnvoll sei, dass jeder alles mache.
Anzustreben sei vielmehr ein Verbundsystem wie bei der Auto- oder
Flugzeugproduktion.
Je weiter entfernt von der Küste die Windparks errichtet werden, so
Pistol, desto vielfältiger würden sich die Anforderungen an die Shuttle-Dienste
gestalten. Wahrscheinlich sei, dass die so genannten Errichterschiffe,
die bis zu 14 komplette Windenergieanlagen transportieren können, so
lange wie möglich auf See verbleiben, um das Zeitfenster von maximal 150
bis 160 Arbeitstagen optimal auszunutzen, und deshalb regelmäßig selbst
Nachschub aller Art benötigten. Denkbar sei auch die Installation von
künstlichen Inseln als Zwischenlagerstationen: „Helgoland auf Stelzen“,
wie Pistol dieses Konzept nannte.
Sollten alle innerhalb der nächsten 20 Jahre auf hoher See geplanten 290
Windparks, davon 70 in der deutschen Hoheitszone, realisiert werden,
würden jährlich 30 000 Shuttle-Fahrten
erforderlich, meinte Pistol. Ein Volumen, für das aus heutiger Sicht das
erforderliche Arbeitskräftepotenzial nicht annähernd verfügbar ist.
Die Allianz der Nordsee-Häfen
In der Offshorehafen-Kooperation
haben sich die Häfen Brunsbüttel, Büsum, Husum, Wyk auf Föhr, Dagebüll,
Hörnum, List und Helgoland sowie der Schwerlasthafen Rendsburg-Osterrönfeld im Nord-Ostsee-Kanal
zusammengeschlossen. Neu zu dem Verbund gestoßen ist Havneby, weil
Investoren der dänischen Insel Röm den Vorzug vor Sylt gaben. Die Häfen
wollen im Zusammenspiel ihre jeweiligen Stärken als Produktions-,
Versorgungs- oder Servicehäfen wahrnehmen.