„Zu früh, um Korken knallen zu lassen“
Kohlekraftgegner wollen SWS-Sitzung am 19. Juli abwarten
Brunsbüttel
Erwartungsvolle Blicke werden am 19. Juli auf Tübingen gerichtet.
Dort tagt dann nämlich die Gesellschafterversammlung der Südweststrom
(SWS). Und es wird durchaus erwartet, dass es einen Beschluss zum
geplanten Kohlekraftwerk in Brunsbüttel gibt. Das jedenfalls hat
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer signalisiert.
Der Grünen-Politiker, der auch
Aufsichtsratsvorsitzender der am Kraftwerksbau beteiligten Tübinger
Stadtwerke ist, hält wegen der Energiewende den Bau neuer Kohlemeiler
für „nicht mehr rentabel“. Gegenüber dem Tübinger Tagblatt sagte Palmer:
„Die Geschäftsführung der Stadtwerke wird in der
Gesellschafterversammlung der Südweststrom am 19. Juli für ein Ende des
Projekts stimmen.“
Das löst bei der Bürgerinitiative Gesundheit und Klimaschutz
Unterelbe eine gewisse Vorfreude aus. Die Sektkorken knallen allerdings
noch nicht. „Wir sind da sehr konservativ. Jubelstimmung ist definitiv
erst nach der Sitzung angesagt“, dämpft BI-Sprecher
Karsten Hinrichsen die Freude. Es sei ja auch durchaus noch
vorstellbar, dass die Gesellschafter ohne Beschluss vertagen.
Eine Tendenz sei aber schon deutlich erkennbar, so Hinrichsen.
Allein, weil die Zeit den Kohlekraftgegnern in die Karten spiele. Bis
Ende Oktober müsse SWS erklären, ob das notwendige Grundstück gekauft
werde, dann läuft die Option ab. Und dann beginne die Rückabwicklung,
ist Hinrichsen überzeugt. Darauf werde auch die Stadt drängen, um den
Bauplatz frei zu machen.
„Wir haben oft mit Palmer geredet und haben den Eindruck gewonnen,
dass sein Wort in der Gesellschafterrunde schon Gewicht hat“, sagt der
BI-Sprecher. Auch das sei ein Grund, der dafür spreche, dass am 19. Juli die Akte SWS-Kraftwek
endgültig geschlossen werden könnte. Hinrichsen: „Dann wären wir schon
ein bisschen stolz auf das, was wir zumindest indirekt geleistet haben.“
Für die Bürgerinitiative wäre auch dann allerdings nicht Schluss. „Wir
haben Mittwochabend darüber gesprochen und sehen ein wichtiges neues
Feld auf uns zukommen: die CCS
-Speicherung“,
erklärt Hinrichsen. Vielen Menschen sei überhaupt nicht klar, welche
Gefahren damit auf die Gesellschaft zukämen. Außerdem soll die
Bürgerinitiative in Stade, wo zwei Kohlekraftwerke geplant sind,
unterstützt werden, „damit unser Knowhow nicht verpufft“.
Sönke Rother