Autobahn für Offshore-Strom
Minister Dr. Robert Habeck nimmt Höchstspannungs-Trasse zwischen Büttel und Wilster in Betrieb
Büttel
Mit einem Knopfdruck haben der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Dr. Robert Habeck und TenneT-Betriebszentrenleiter Dr. Andreas Stamm gestern die neue Höchstspannungs-Freileitung
zwischen dem neuen Umspannwerk in Büttel und dem Schaltwerk Wilster im
Nortorfer Ortsteil Schotten freigeschaltet. Knisterndes Zeichen dieses
Lückenschlusses für die Energiewende war der mit der Freischaltung
verbundene Lichtblitz in der Kupplung der 380-Kilovolt-Leitung.
Der Lückenschluss besteht aus einer drei Kilometer langen Leitung
zwischen dem Umspannwerk Büttel und der am Deich in St. Margarethen
verlaufenden Freileitung von Brunsbüttel nach Schotten. „Das sind die
einzigen drei Kilometer, die bundesweit überhaupt gebaut werden
durften“, bemerkte Dr. Andreas Stamm. Er beklagte die langwierigen
Genehmigungsverfahren von zehn Jahren und mehr und appellierte an die
Politik, Wege zu finden, damit das alles schneller gehe.
Zurzeit wird im Umspannwerk Büttel lediglich der Wind- und Solarstrom von den Onshore-Anlagen
an der Westküste auf 380 000 Volt transformiert und auf die
Stromautobahn geschickt. Ziel ist es, den Strom aus den Offshore-Windparks
in der Nordsee von Helgoland bis Sylt aufzunehmen, zu transformieren
und zu den Verbrauchern zu bringen. Aufbau der Windparks und der Bau von
den vor der Küste geplanten Konverter-Plattformen werden aber vermutlich erst 2014 abgeschlossen sein.
„Es geht voran mit dem Netzausbau. Nur wenn er gelingt, können wir
vor allem aus Wind gewonnenen Strom bis in den Süden Deutschlands
transportieren und damit wesentlich zur Versorgungssicherheit
beitragen“, sagte Minister Habeck nach einem Rundgang über das Gelände
des Umspannwerks, das in nur 15 Monaten aus der Marscherde gestampft
wurde. Mit der Fertigstellung des Anschlusses Büttel an das Netz habe
TenneT gezeigt, dass es mit der Energiewende vorangehe. „Wir sind auf
einem guten Weg!“
TenneT, so bestätigte der technische Leiter der Betriebszentren, Dr.
Andreas Stamm, sei in hohem Maße engagiert, die notwendigen
Leitungskapazitäten aufzubauen. Allein für die Hälfte der von der
Bundesregierung bis 2022 angepeilten elf Gigawatt Offshore-Strom
aus der Nordsee habe sein Unternehmen die Netzanbindungen schon jetzt
in Auftrag gegeben. Die Kosten liegen bei sechs Milliarden Euro. „Damit
ist TenneT größter Investor in die Energiewende“, stellte Stamm fest.
Das Investitionsvolumen sei größer, als für alle Netze an Land
ausgegeben worden sei. Der Bau des Umspannwerks Büttel sei eines der
ersten Projekte, die im Rahmen der Energiewende fertiggestellt wurden,
berichtete Stamm. Zum Bau gehört eine Konverterhalle, die den
eingespeisten 110-KV-Strom auf 380 KV hochtransformiert. Mit der neuen 380-KV-Leitung können 3000 Megawatt in Richtung Netz transportiert werden – „mehr als in ganz Schleswig-Holstein verbraucht wird“.
Nach dem erfolgreichen Lückenschluss bezeichnete Habeck die Energiewende als „Mega
-Projekt“.
TenneT habe aber gezeigt, wie man sie beispielhaft umsetzen könne. Der
für die Freileitungen zuständige Projektleiter Klaus Deitermann sprach
bei der Standortentscheidung für Büttel von einem Glücksfall. Bei
idealen Voraussetzungen sei es möglich geworden, das Bauvorhaben auf der
16 Hektar großen Fläche zügig zu errichten. „Wir sind darauf sehr
stolz“, unterstrich Deitermann, „dass wir das so schnell hinbekommen
haben.“
Jochen Schwarck