Aus für 100-Millionen-Projekt: Holcim und E.ON beenden Kooperation
Lägerdorf
Eines der ehrgeizigsten Projekte im Kreis Steinburg wird wohl
endgültig zu den Akten gelegt. „Technisch machbar, aber
unwirtschaftlich“, heißt es zum vom Zement-Hersteller
Holcim geplanten Pumpspeicherkraftwerk bei Lägerdorf. So jedenfalls
fasst Jörg Rudat, Projektleiter des Kooperationspartner E.ON, das
Ergebnis einer Machbarkeitsstudie zusammen. „Die hohen
Investitionskosten und eine geringe Wirtschaftlichkeit lassen eine
Realisierung derzeit nicht zu.“
Damit verschwindet ein Vorhaben im Papierkorb, das ein
Investitionsvolumen von immerhin gut 100 Millionen Euro mit sich
gebracht hätte.
Hauptgrund für die geringe Wirtschaftlichkeit sei die geografische
Lage in Norddeutschland. Danach betrage der nutzbare Höhenunterschied
der beiden Speicherbecken – je nach Füllstand des Beckens – nur zwischen
90 und 34 Meter. Dieser geringe Höhenunterschied erfordere eine
aufwendige Maschinentechnik und einen großen Tunneldurchmesser.
Hinzu komme ein Kostenrisiko aufgrund technischer und geologischer
Faktoren (Kreideboden), bei denen es keine Erfahrungswerte gebe. Dies
führe zu spezifischen Kosten, die bis zu dreimal so hoch sind, wie bei
vergleichbaren Pumpspeicher-Projekten.
Selbst bei einem Strompreis unter einem Cent pro Kilowattstunde – für
den Betrieb der Pumpen, um das Wasser vom Unterbecken ins Oberbecken zu
pumpen – wäre das Projekt aufgrund der hohen Investitionskosten nicht
wirtschaftlich.
Aus diesen Gründen hätten E.ON und Holcim beschlossen, die gemeinsame
Kooperation, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie geschlossen wurde,
einvernehmlich zu beenden.
In einer Mitteilung von Holcim heißt es weiter: „Die räumliche
Kombination am Standort Lägerdorf von Windpark, Pumpspeicherkraftwerk
und industriellem Großabnehmer von Strom ist und bleibt in Schleswig-Holstein
einmalig. Ein intelligentes Stromnetz, das die Akteure auf dem
Strommarkt durch das Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung,
Netzmanagement und Verbrauch in ein Gesamtsystem integriert, ist
zukunftsweisend.“
Andere Interessenten seien bereit, gemeinsam mit dem Unternehmen an
den Plänen in Lägerdorf weiterzuarbeiten. Holcim Vorstandssprecher Leo
Mittelholzer: „Wir werden hierzu in den kommenden Wochen entsprechende
Gespräche führen. Aber auch für uns als Unternehmen wird bei diesem
hochkomplexen Thema am Ende die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung die
zentrale Rolle spielen.“
Offen bleibt dabei weiterhin, wie es um die Windparkpläne von Holcim
steht. Bislang wollte das Unternehmen zu diesem so zu sagen von der
Landesplanung auf Eis gelegten Projekt noch keine Stellungnahme abgeben.
In der Vergangenheit hatte das Unternehmen aber mehrfach betont, dass
Pumpspeicherkraftwerk und Windpark letztlich auch eine Existenzfrage für
den Standort Lägerdorf über das Jahr 2030 hinaus darstellten.