Grünes Licht für Schwerlastpier
Einstimmiges Votum im Kreistag/ Vorhaben an der Elbe in Brunsbüttel soll Steuereinnahmen und Arbeitsplätze bringen
Brunsbüttel
Ob es jemals eine Multi-Purpose-Pier
in Brunsbüttel geben wird, ist zwar noch offen. Politisch gewollt ist
der Vielzweckhafen, von dem aus auch Anlagen für die Offshore-Windenergie
verschifft werden sollen, auf jeden Fall. Erst vor kurzem votierten die
Hauptausschüsse der Kreise Steinburg und Dithmarschen sowie der Stadt
Brunsbüttel in einer gemeinsamer Sitzung dafür, die ingenieurtechnischen
Planungen auszuschreiben, um damit auch einen Förderantrag beim Land
stellen zu können. Jetzt hat sich auch der Dithmarscher Kreistag
einstimmig dafür ausgesprochen. Vorausgesetzt, dass die
Wettbewerbssituation dies rechtfertigt und die Kosten nicht weiter in
die Höhe schießen.
Und die sind gewaltig. Allein 600 000 Euro verschlingen die
Planungen, die jetzt ausgeschrieben werden. Getragen werden die Kosten
von den beiden Kreisen und Brunsbüttel, wo künftig auch die Koordination
stattfinden wird. Die Gelder werden zwar vom Land zu 90 Prozent
gefördert. Aber erst, wenn tatsächlich gebaut wird.
„Die Pier ist eine wirtschaftliche Chance für die Region – dafür
brauchen wir aber auch die Infrastruktur wie die A20“, betonte der
Brunsbütteler Jörg Halusa (SPD) unter großem Beifall aller Fraktionen.
Einen Hauch von Kritik gab es von Karsten Wessels (SPD) und Holger
Dräger (Grüne). Sie befürchten, dass es für das Offshore-Geschäft vielleicht schon zu spät sein könnte, da vor allem Niedersachsen bereits Millionen investiert und den Offshore-Bereich
massiv vorangetrieben hat. Allein in Cuxhaven haben Land, Bund und EU
in Hafeninfrastruktur und Erschließung von Gewerbeflächen rund 160
Millionen Euro erstreckt. Hinzu kommen private Investitionen der
Offshore-Branche von rund 100 Millionen Euro. Bremerhaven will sich mit dem Bau eines 180 Millionen Euro teuren Offshore-Terminals als Schwerlast-, Montage- und Umschlagsanlage europäisches Offshore-Zentrum etablieren. Die Pläne laufen auf Hochtouren.
Soweit ist es in Brunsbüttel noch lange nicht. Die Pläne kommen nur
langsam voran. Wenn alles gut läuft, ist der Bau 2016 und die
Fertigstellung 2018 geplant. Der Schwerlasthafen, in unmittelbarer
Nachbarschaft zum privat betriebenen Elbehafen, wird nach ersten
Berechnungen Baukosten in Höhe von etwa 25 Millionen Euro verschlingen.
Hinzu kommen noch 4,2 Millionen Euro für den Straßenbau und rund drei
Millionen Euro für den Kauf der Hinterlandflächen. Finanziert wird dies
zu 90 Prozent vom Land. Die restlichen Investitionen in Höhe von etwa
drei Millionen Euro teilen sich die beiden Kreise und die Stadt zu
jeweils einem Drittel. Zudem entstehen nach ersten Berechnungen
ungedeckte Betriebskosten von jährlich rund 400 000 Euro, die
voraussichtlich von der Stadt Brunsbüttel getragen werden. Eine
Refinanzierung erhofften sich die Beteiligten über
Gewerbesteuereinnahmen von möglichen Unternehmensansiedlungen auf dem
durch den Hafen unmittelbar erschlossenen Industrieareal.
Grundsätzlich wollen sich Stadt und die beiden Kreise die
zusätzlichen Gewerbesteuer der künftigen Firmen teilen. Eine
Marktanalyse des Hamburger Unternehmensberatung Uniconsult, die von der
egeb: Wirtschaftsförderung und der Brunsbüttel Ports GmbH in Auftrag
gegeben wurde, hat ergeben, dass allein in Brunsbüttel bis zu 570
Arbeitsplätze entstehen und fiskalische Effekte von bis zu acht
Millionen Euro erreichten werden können.
Interesse an dem Betrieb eines acht Hektar großen Hafens, der nicht nur
für Windmühlen auf See, sondern für Schwerlastprodukte aller Art
ausgelegt sein soll, ist vorhanden. Auf ein sogenanntes
Interessenbekundungsverfahren der egeb haben sich drei potentielle
Betreiber gemeldet.
Angela Schmid