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Claudia

Beiträge: 4532

New PostErstellt: 11.04.13, 22:46     Betreff: Re: 09.04.2013: Info-Veranstaltung zum AKW-Rückbau in Brunsbüttel

Die Königin der Wolle
WZ vom 11.04.2013:




Die schwierige Kiste Atommüll

Überlegung zur Zwischenlagerung von Castoren aus dem britischen Sellafield beunruhigen in der Region um Brunsbüttel

Brunsbüttel

In der Schleusenstadt macht sich die Sorge breit, dass Brunsbüttel
unversehens zum Endlager für hochradioaktiven Abfall werden könnte. In
einer von der Grünen-Landtagsfraktion
angeschobenen Diskussionsrunde geriet das eigentliche Anliegen, der
Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB), zur Nebensache.
Stattdessen lag der Fokus auf dem Angebot des Energiewendeministers Dr.
Robert Habeck (Grüne), strahlenden Müll aus der britischen
Wiederaufbereitungsanlage in Brunsbüttel zwischen zu lagern.
Ausgerechnet Habeck fehlte in der Sitzung – in Berlin wurde zeitgleich
fieberhaft nach einem bundesweiten Konsens gesucht zum Umgang mit den
aus Sellafield und La Hague avisierten 26 Castoren. Den gab es nicht, in
der Stadt darf man zunächst aufatmen.


Wie lange diese Atempause anhalten könne, sei offen, betonte gestern
der Moderator der Veranstaltung, Bernd Voß, gegenüber unserer Zeitung.
Denn es gibt klare Überlegungen, die Brunsbüttel favorisieren. Der kurze
Weg vom Elbehafen – zwei Kilometer – zum Kraftwerksgelände gehört dazu.
Und: Das Zwischenlager am Kernkraftwerk bietet Raum für 80 Castoren,
jene Behälter, in denen hochradioaktives Material transportiert wird.
Neun Behälter werden dort bereits gelagert, weitere elf im Zuge der
geplanten Stilllegung hinzukommen. Damit könnten dort 21 Castoren aus
Sellafield leicht untergebracht werden. Die fünf übrigen Castoren aus La
Hague sollen nach Baden-Württemberg gehen. Nach
Ansicht des für Reaktorsicherheit zuständigen Bundesumweltministers
Peter Altmaier seien weder das Zwischenlager Lubmin noch Unterweser gute
Alternativen.


Doch so einfach ist es nicht. Noch ist das Zwischenlager für
abgebrannte Elemente des seit 2007 abgeschalteten KKB nicht einmal
genehmigt – eine Klage ist noch anhängig. Zudem ist das auf 40 Jahre
befristete Zwischenlager derzeit nur vorgesehen für Material aus dem
Brunsbütteler Kernkraftwerk.


Und: Bislang möchte Betreiber Vattenfall das üppig dimensionierte
Zwischenlager auf dem Werksgelände für den Rückbau nutzen. Dort könnten
auch die schwach- und mittelradioaktiven Materialien gelagert werden,
bis sie ins Endlager Schacht Konrad gebracht werden. Stehen dort aber
Castoren aus Sellafield, müsste Vattenfall ein weiteres Zwischenlager
errichten. Das kostet Zeit.


Und die hat der Energiekonzern nicht. Zumindest, wenn es nach der
Kieler Atomaufsicht geht. Deren Leiter Dr. Wolfgang Cloosters forderte
am Dienstag den Vattenfall-Generalbevollmächtigten
Pieter Wasmuth auf: „Wir warten auf ihre differenzierten und
detaillierten Unterlagen!“ Bislang hat der Konzern lediglich sieben
Seiten zur Genehmigung der Stilllegung eingereicht.


Vattenfall brauche „ein planbares Szenario“, entgegnete Wasmuth. Der KKB-Betreiber
setze nicht auf Zeitverzögerung. Aber von den erwarteten 340 000 Tonnen
Material, die beim Rückbau anfallen, seien laut Rückbauplaner Dr. Ingo
Neuhaus rund 10 000 Tonnen strahlender Abfall. Ohnehin, allein die
Stilllegung wird sich über 15 bis 20 Jahre erstrecken. Der gesamte Abbau
wird mehrere Jahrzehnte dauern.


Bürgermeister Stefan Mohrdieck mahnte mehr Transparenz an. Die Stadt
dürfe nicht außen vor gelassen werden. Weder bei den Plänen zum Abbau
der Anlage noch bei Überlegungen, an der Otto-Hahn-Straße
ein hochsensibles Zwischenlager einzurichten. Das Ziel müsse sein,
„dass da irgendwann mal wieder eine grüne Wiese herrscht“, so der
Verwaltungschef. „Ob wir als Standort dafür herhalten müssen, was
jahrzehntelang ungelöst geblieben ist, wage ich zu bezweifeln“, lehnte
er zusätzlichen Atommüll ab. „Dass das nur in Brunsbüttel stattfindet,
kann ich nicht akzeptieren.“ Die Verantwortlichen müssten „Sorge tragen,
dass es nicht schleichend zum Endlager wird“.


Es werde keine grüne Wiese geben, so Dirk Seifert von der Umwelt-Organisation
Robin Wood. Vielmehr solle jetzt nach Gutsherrenart von oben
entschieden werden: „Das machen wir mal in Brunsbüttel.“


Dr. Ingrid Seifert, Staatsekretärin im Energieministerium, erklärte,
das Land habe sich nicht gemeldet, sondern sei von Altmaier kontaktiert
worden. Sie betonte: „Schleswig-Holstein kann
nicht der alleinige Abnehmer sein.“ Anderseits: „Die Castoren werden ab
2015 zurückkommen.“ Und da spreche die Sicherheitslage mit extrem kurzem
Weg vom Elbehafen für Brunsbüttel. „Es ist uns bewusst, dass das hier
eine schwierige Kiste ist.“


Das sieht auch der Steinburger Grünen-Landtagsabgeordnete
Bernd Voß so. Ihm graut allein schon vor der Vorstellung eines
hochradioaktiven Zwischenlagers im großen Stil und für unbestimmte Zeit
unmittelbar hinterm Elbdeich.
Ralf Pöschus






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