„Formal ändert sich nichts“
Energieminister Robert Habeck zu den Auswirkungen des Schleswiger Zwischenlager-Urteils
Ändert das Urteil etwas an ihrem Angebot, Castoren in Brunsbüttel zu lagern?
Habeck: Formal ändert sich an diesem Angebot nichts. Die politische
Bereitschaft muss bestehen bleiben, weil die aktuelle Diskussion uns
erneut vor Augen führt, dass wir diesen Müll haben und nicht wissen,
wohin damit. Wir brauchen also ein sicheres Endlager, da sind alle in
der Pflicht. Die politische Diskussion wird aber nicht mehr so stark auf
Brunsbüttel fokussiert sein wie vor diesem Urteil. Dafür wird an
anderen betroffenen Standorten die Debatte angeheizt. Akzeptanz bei der
Bevölkerung zu finden, wird nach diesem Urteil noch schwerer sein.
Die Richter bemängeln, dass Unterlagen unter
Verschluss gehalten werden. Woran hapert es, an der Sicherheit, oder am
Beweis der Sicherheit? Die Krux liegt darin, dass das BfS nicht
alle Unterlagen offenlegen darf, weil wir dann möglicherweise
Terroristen Hinweise geben würden, und das Zwischenlager würde weniger
sicher werden. Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit. In der Realität
bleibt immer ein letztes Risiko. Konkret hat auch das Gericht keine
Sicherheitsdefizite festgestellt, sondern bemängelt, dass für das
Gericht Sicherheitsabwägungen nicht nachvollziehbar waren. Mein Fazit:
Wir müssen raus aus dieser Atomtechnik.
Wohin mit den Castoren, die schon in Brunsbüttel sind? Wenn das Urteil rechtskräftig werden sollte, dann haben wir eine
Situation, die wir so noch nie gehabt haben: Das Zwischenlager wäre
nicht mehr genehmigt, aber Castoren sind schon drin. Wir müssten dann
eine atomrechtliche Anordnung erlassen, um überhaupt vorläufig einen
rechtlichen Rahmen zu setzen,bis das BfS eine neue Genehmigung erteilt
hat. Solange es noch kein Endlager gibt, müssen die abgebrannten
Brennelemente in den Castoren auf den Geländen der AKWs gelagert werden,
das schreibt das Atomgesetz so vor. Wir können also die vorhandenen
Castoren aus Brunsbüttel nicht einfach nach Krümmel oder Brokdorf
bringen lassen.