Millionen im Wind
Stiftung Warentest warnt vor Geldanlagen beim Itzehoer Energieunternehmen Prokon
Berlin/Itzehoe /til
Gegenwind für Prokon: Bis 2018 will das Unternehmen rund 10
Milliarden Euro von Anlegern einsammeln. Doch die Stiftung Warentest
warnt Verbraucher davor, die sogenannten Genussrechte des
Windkraftspezialisten aus Itzehoe zu erwerben, wenn sie eine sichere
Geldanlage suchen. Als zu riskant beschreiben die Tester in der
kommenden September-Ausgabe ihres Magazins „Finanztest“ das Investmentangebot aus Itzehoe.
Vor allem mit aggressiver Werbung hat Prokon seit jeher von sich
reden gemacht – mit offensichtlichem Erfolg. In den vergangenen Jahren
ist das Unternehmen zu einem milliardenschweren Projekt herangewachsen.
Fast 70 000 Anleger haben Prokon-Gründer Carsten
Rodbertus und seinem Team eine Summe von 1,3 Milliarden Euro
anvertraut. Nach Angaben des Analysehauses Feri konnten allein im Jahr
2012 rund 331 Millionen Euro neu eingeworben werden – fast neun Prozent
des Kapitals, das insgesamt im vergangenen Jahr in geschlossene Fonds in
Deutschland geflossen ist.
Was genau Prokon aber mit dem ganzen Geld anfangen will, ist unklar.
So kritisiert Stiftung Warentest, dass sich die Itzehoer auf kein
einziges konkretes Investment festlegten. Prokon verspricht mindestens
sechs Prozent Zinsen. Doch ob Anleger ihr Geld am Ende wiedersehen, ist
offen. Denn die Tester monieren weiter, dass Prokon sich das Recht
vorbehalte „Geld verspätet, nur in Teilen oder gar nicht zurückzuzahlen,
wenn die flüssigen Mittel nicht reichen“. Gerade Letzteres lasse sich
aus Sicht der Stiftung nur schwer sagen. Eine Kapitalflussrechnung, die
darüber Aufschluss geben könnte, fehlt in Prokons Verkaufsprospekt. Den
Konzernabschluss für 2012 konnte das Unternehmen bislang nicht vorlegen.
Anleger und Interessenten wurden auf September vertröstet.
Verbraucherzentrale mahnt zur Vorsicht
Mit seiner Warnung ist Stiftung Warentest nicht allein. Auch bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein
ist man dem Unternehmen gegenüber skeptisch eingestellt. „Da können
große Verluste drohen“, warnte ein Sprecher gestern. Der Finanzexperte
der Einrichtung, Michael Herte, warnte schon 2010: „Den rührseligen
Angaben in der Werbung zu den Prokon Genussrechten sollte man mit
gesunder Skepsis begegnen.“
Prokon selbst sieht sich angesichts solcher Kritik vor allem als Opfer
falscher Berichterstattung – und zieht es vor zu schweigen. Auf der
Internetseite der Firma heißt es seit Anfang des Monats, man habe sich
„entschlossen, für Anfragen der Medien nicht mehr zur Verfügung zu
stehen“.