KKW Brunsbüttel: Rückbau erst ab 2017
Kiel/Brunsbüttel /höv
Das Kernkraftwerk Brunsbüttel an der Elbe – 300 000 Tonnen Stahl und
Beton sind hier verbaut. Bis spätestens 2033 soll die Atomanlage
abgebaut, das Areal wieder eine grüne Wiese sein. Der Betreiber
Vattenfall hat gestern seinen Fahrplan dazu im Kieler
Energiewendeministerium hinterlegt.
Geht alles glatt, könnte mit dem Abriss „in drei bis vier Jahren“
begonnen werden, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) gestern in
Kiel. „Ein Spaziergang“ werde der Abbau jedoch nicht, assistierte der
Grüne Energiepolitiker Detlef Matthiessen.
Problem Kernbrennstoff: Noch stecken die Brennelemente im
Reaktordruckbehälter. Was fehlt für die Entladung, sind Castorbehälter
in ausreichender Anzahl. Die müssten erst zugelassen werden – durch die
Bundesämter für Strahlenschutz und Materialforschung.
Problem schwach- und mittelradioaktiver Abfall: Das Endlager Schacht
Konrad ist zwar genehmigt, steht aber frühestens 2021 zur Verfügung.
Deshalb wird beim Kernkraftwerk Brunsbüttel auf einer Fläche von 4500
Quadratmetern vorübergehend ein Zwischenlager gebaut werden müssen.
Zwar gelten 93 Prozent des rund um die Anlage anfallenden Bauschutts
als „uneingeschränkt weiter verwendbar.“ Nur will niemand den Schrott
haben. „Der ist faktisch unproblematisch, aber emotional eben nicht“,
sagte der Geschäftsführer von Vattenfall Nuclear Energy, Pieter Wasmuth.
Deponiebetreiber weigerten sich bundesweit, solche radiologisch
unbedenklichen Abfälle anzunehmen. Bleibe es dabei, werden Stilllegung
und Abbau nicht gelingen, sagte Habeck.
Die Kosten für den Rückbau bezifferte Wasmuth auf einen hohen
dreistelligen Millionenbetrag. Dafür seien Rückstellungen von 1,6
Milliarden Euro gebildet worden. Wie Vattenfall mit dem ebenfalls
stillgelegten Kernkraftwerk Krümmel verfahren wird, ließ der Vattenfall-Manager offen.
Zugleich gibt es rechtliche Auseinandersetzungen. So hatte das
Oberverwaltungsgericht in Schleswig die Genehmigung für das Abstellen
von Castoren im Standort
-Zwischenlager
Brunsbüttel am 19. Juni aufgehoben. Ein Anwohner hatte geklagt, weil die
Folgen terroristischer Angriffe nicht hinreichend geprüft worden seien.
Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Sollte der Kläger sich
in dem wahrscheinlich noch Jahre dauernden Rechtsstreit durchsetzen,
drohe „ein mittleres atompolitisches Erdbeben“, sagte Habeck. Alle
Zwischenlager bundesweit seien ähnlich konzipiert. „Der Ball liegt bei
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU)“, so Habeck. Der Bund müsse
dafür sorgen, dass es eine rechtssichere Genehmigung für das Lager in
Brunsbüttel gibt.
Internet: www.perspektive-brunsbuettel.de