Vielzweckpier: Planung soll anlaufen
Bürgermeister Stefan Mohrdieck unterzeichnet den Auftrag/Bereits am Vorabend billigte der Dithmarscher Hauptausschuss Mehrkosten
Brunsbüttel
Ein ehrgeiziges Wirtschaftsprojekt, an dem die Kreise Dithmarschen
und Steinburg sowie die Stadt Brunsbüttel beteiligt sind, nimmt seit
gestern richtig Fahrt auf. Denn Bürgermeister Stefan Mohrdieck
unterzeichnete den Auftrag für die Entwurfsplanung einer Vielzweckpier
zwischen Elbehafen und Kernkraftwerk. Die wird rund 34 Millionen Euro
kosten, den Löwenanteil von 90 Prozent will das Land übernehmen. Den
Rest teilen sich die drei Partner. Läuft alles wie geplant, soll der
neue Hafen 2018 betriebsbereit sein.
Mit der Vielzweckpier, einem Schwerlasthafen mit zunächst 200 Metern
Kaikante – geplant wird bereits mit 600 Metern – soll die Region um
Brunsbüttel den Anschluss an den Offshore-Markt
bekommen. Mordieck: „Das ganze Projekt steht im Zeichen der
Energiewende.“ Dazu wird neben dem Hafenareal eine 26 Hektar große
Fläche vorgehalten, auf der Umschlagsgüter gelagert werden können, sich
aber auch Firmen ansiedeln können, vorzugsweise aus der
Windkraftbranche. Die Prognosen sind gut: Eine Marktanalyse ergab, dass
allein in Brunsbüttel bis zu 570 Arbeitsplätze entstehen und fiskalische
Effekte von bis zu acht Millionen Euro erreicht werden können. Es gibt
bereits fünf potenzielle Hafenbetreiber, die Interesse bekundet haben.
Zunächst geht es in die Entwurfsplanung. Bis März soll die
Kostenschätzung stehen. Dann kann Brunsbüttel die angekündigten
Landesmittel beantragen. Die Schleusenstadt ist Projektträger, bei ihr
laufen die Fäden zusammen. Deshalb auch war Mohrdieck am Dienstag Abend
noch einmal im Dithmarscher Hauptausschuss, um das Vorhaben zu
erläutern. Denn es ging um Mehrkosten bei der Planung.
600 000 Euro waren allein für die Planungen für Hafenanlage und
Hinterlandanbindung veranschlagt. Jetzt ist die Summe auf 822 000 Euro
gestiegen. Grund sind so genannte vorbereitende Maßnahmen wie
Baugrundgutachen und landschaftsplanerische Unterlagen. Die groben
Kostenschätzungen am Anfang des Projekts reichen dafür nicht aus. Die
Untersuchungen sind nach Auffassung von Stefan Mohrdieck aber dringend
notwendig. „Nur damit können wir verlässlich planen“, machte der
Bürgermeister aus Brunsbüttel im Hauptausschuss des Kreises Dithmarschen
deutlich. Und: „Der größte Feind ist die Zeit“, so Mohrdieck. Zwar ist
der Vielzweckhafen ein langwieriges Unterfangen. Doch der Wettbewerb ist
groß. Jeder Tag Verzögerung fehle am Ende.
So einfach wollte Klaus-Jürgen Esch (SPD) die
Gelder aber nicht rausrücken und im schlimmsten Fall „in der Elbe
versenken“. Denn die Untersuchen dienen bisher den Kommunalpolitikern
einzig und allein als Entscheidungsgrundlage. Den Vorschlag von Esch,
Vergleichsdaten für den Baugrund zu verwenden, um die Kosten
einzusparen, winkte Mohrdieck im Hauptausschuss ab. Aus seiner Sicht und
nach Rücksprache mit den dafür zuständigen Experten wären diese
Aussagen nicht verlässlich. Auch Landrat Dr. Jörn Klimant sieht das so.
„Es geht uns um ein Höchstmaß an Risikominimierung.“
Nachdem die Stadt Brunsbüttel und der Kreis Steinburg die höheren
Kosten in den politischen Gremien bereits abgesegnet hatten, schloss
sich jetzt auch der Dithmarscher Hauptausschuss mit einem einstimmigen
Votum an. Wenn alles glatt läuft, können Ende 2015/Anfang 2016 die
Bauarbeiten für den Hafen beginnen und voraussichtlich im Frühjahr 2018
der Betrieb starten.
Die Entwurfsplanung übernimmt die Ingenieurgemeinschaft Vielzweckhafen: Die beiden Büros Böger + Jäckle aus Hennstedt-Ulzburg
und Merkel Ingenieur Consult aus Kiel haben sich bei der
Auftragsvergabe gegen europäische Konkurrenz durchgesetzt. Stefan
Mohrdieck begrüßte gestern bei der Vertragsunterzeichnung, dass damit
zwei Planer aus Schleswig-Holstein zum Zuge kommen.
Ein erstes Gespräch mit betroffenen Behörden sowie den direkten
Nachbarn Brunsbüttel Ports und Kernkraftwerk hat bereits stattgefunden.
Nun, so Mohdieck, sollte mit Umweltverbänden gesprochen werden. Denn er
weiß: „Das ist ein sensibler Bereich, da gibt es viele Interessen.“
Parallel zur Planung soll die Vermarktung der Vielzweckpier anlaufen.
Die Federführung liegt in den Händen der egeb: Wirtschaftsförderung.
Ralf Pöschus/Angela Schmid