Sonnenkraftwerk in der Marsch
Auf einer Fläche von zehn Hektar sollen
23 000 Photovoltaikmodule installiert werden / Gemeinde hofft auf
Steuern – Investoren auf Rendite
Neuenbrook
Im Eiltempo entsteht derzeit in Neuenbrook das größte Sonnenkraftwerk
in der Krempermarsch. Während Bürgermeister Jürgen Schröder gemeinsam
mit Planer, Investor und Projektmanager zum symbolischen ersten
Spatenstich schreitet, wird im Hintergrund schon fleißig gebaut. Auf
einer Fläche von 1000 mal 100 Meter direkt neben der Bahnstrecke Krempe-Itzehoe werden die Fundamente für insgesamt 23 000 Photovoltaik-Module
gesetzt. Je nach Wetterlage und Liefermöglichkeit für die Module sollen
die Arbeiten bereits Ende Januar abgeschlossen sein. Nach der
Inbetriebnahme hat das Sonnenkraftwerk eine Kapazität von rund 6,5
Megawatt – mehr als genug Strom, um sämtliche Haushalte in Neuenbrook
versorgen zu können.
„Wir hatten schon fast nicht mehr dran geglaubt“, erinnert
Bürgermeister Jürgen Schröder an den nicht immer einfachen
Planungsvorlauf. Der Startschuss war im März vergangenen Jahres
gefallen. Ursprünglich sollte die Anlage allerdings deutlich größer
werden und von der südlichen Gemeindegrenze bis an den Übergang nach
Dägeling im Norden reichen. Hier hatte allerdings der Denkmalschutz
einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Die haben mit gefakten Bildern
operiert“, empört sich rückblickend der Itzehoer Landschaftsarchitekt
Thomas Bünz. Er hatte im Auftrag der Solar-Kontor-Flensburg
GmbH die Planungen übernommen. Angeblich, so Bünz weiter, werde durch
einen Teil des geplanten Solarparks der Blick auf ein schützenswertes
Neuenbrooker Bauernhaus getrübt. Jetzt wird erst einmal eine Teilfläche
bebaut – und das auf Hochtouren. „Der Bürgermeister war schnell von dem
Projekt überzeugt“, lobt Bünz. Erleichtert wurde die Realisierung der
Anlage durch den Standort direkt neben der Bahnlinie. Das gesamte
Investitionsvolumen liegt bei rund 6,5 Millionen Euro. Projektmanager
Matthias Ziegler von der actensys GmbH im schwäbischen Ichenhausen nennt
den Standort für eine Photovoltaik-Freifläche
gut gewählt. Optimale Bedingungen gebe es nicht – wie vielleicht
erwartet – im Sommer, sondern bei kühlerer Witterung mit klarem Himmel
wie in den vergangenen Tagen. Aber selbst in grauen Novemberstunden
könne die Anlage dank der Verwertung auch von eher diffusem Licht noch
Strom abwerfen. Davon sollen bald auch die Neuenbrooker selbst
profitieren. Nach der Fertigstellung können im Rahmen eines Bürger-Solarparks
Anteile erworben werden. Ziegler beziffert die derzeit zu erwartende
Rendite auf 3 bis 3,5 Prozent. „Ich hoffe, dass wir mit der Anlage alle
glücklich werden“, meinte Henning Wriedt, einer der drei Geschäftsführer
des Solar-Kontors mit Sitz in Nordhackstedt.
„Ich hoffe, dass am Ende auch etwas für uns über ist“, würde sich auch
Bürgermeister Schröder über eine neue Einnahmequelle freuen. Nicht
umsonst hat die Gemeinde in einem eigens mit den Investoren
abgeschlossenen städtebaulichen Vertrag darauf gedrungen, dass der
Firmensitz für den neuen Solarpark Neuenbrook ist. Den Betreibern bot
Schröder im Gegenzug jetzt auch jede Hilfe, die die Gemeinde leisten
könne, an. Mit dem neuen Solar
-Park entwickelt
sich die Krempermarsch weiter zu einem der großen Energielieferanten in
der Region. Auch auf benachbartem Bahrenflether Terrain wird derzeit
eifrig gebaut. Nach einer ebenfalls recht schwierigen Planungsphase
entstehen hier neue Windkraftanlagen – allerdings nicht in herkömmlicher
Betonbauweise, sondern mit einem stählernen Gitterturm. Das System hat
der Kremper Stahlbauer Butzkies entwickelt, der sich damit einen
weltweiten Verkaufsschlager erhofft. Damit ist der Krempermarsch beim
Thema erneuerbare Energie für alle Witterungsbedingungen gerüstet.
Volker Mehmel