Grüner Wasserstoff: Raffinerie setzt auf Windenergie
Hemmingstedt /kas
Wer von Hamburg in Richtung Heide fährt kommt unweigerlich an ihr
vorbei, an der Raffinerie Heide am Standort Hemmingstedt. Mit unzähligen
Neonröhren verleiht sie Dithmarschens Kreisstadt eine imposante Skyline
– ein Stück „old economy“ in einer neuen Welt, so sieht es A. Gary
Klesch von der Klesch Group London. Die Klesch Group investierte 2010,
übernahm die Raffinerie, und bis heute sieht Klesch in dem Unternehmen
aus dem Bereich der konventionellen Energien viel Potenzial für die
Zukunft. Gestern traf sich der Unternehmer erstmals mit
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer auf dem Gelände der Raffinerie.
Das Gespräch, an dem auch die beiden Geschäftsführer der Raffinerie,
Thomas Gerber und Jürgen Wollschläger, sowie Landrat Dr. Jörn Klimant
teilnahmen, habe ihm viel Vergnügen gemacht, äußerte Klesch im
Anschluss. Es sei darum gegangen, wie die Raffinerie Heide am Zeitalter
der erneuerbaren Energien teilhaben könne. Oft werde vergessen, dass der
konventionelle Bereich viele Arbeitsplätze sichert, betonte Reinhard
Meyer. „Klesch konzentriert sich besonders auf solche Unternehmen und
entwickelt diese weiter“, so der Minister, der das Unternehmen auch mit
Blick auf die geplante Modellregion „Schaufenster Intelligente Energie“
einordnet, bei der die Westküste als Windenergielieferant und die
Industriestandorte Brunsbüttel und Hamburg als Verbraucher
zusammengebracht werden. Das Förderprojekt ist 40 Millionen Euro schwer.
Meyer geht es dabei unter anderem darum, die Produktion der
Windenergie so zu gestalten, dass die grüne Energie aus dem Wind auch
Verwendung findet, anstatt ungenutzt zu verbleiben. Deshalb seien der
Industriepark Brunsbüttel und die Metropolregion Hamburg als Abnehmer
wichtig, und hier kommt die Raffinerie Heide ins Spiel: Grüner
Wasserstoff heißt das Stichwort, mit dem sich CO2 sparen und
gleichzeitig Strom aus Windkraft verbrauchen lässt.
Wasserstoff wird in der Raffinerie bei der Verarbeitung des Rohöls benötigt. Die Raffinerie gehört zu den High-Conversion-Raffinerien,
die mit sogenannten Hydrocrackern arbeitet, ein Prozess, bei dem das Öl
durch die Zugabe von Wasserstoff auf molekularer Ebene gespalten wird.
Wasserstoff auf herkömmlichem Wege herzustellen, lässt jedoch große Mengen von CO2
anfallen. Deshalb setzt die Raffinerie Heide auf das Projekt „Power to
Gas“ und die dahinter stehende Idee Strom aus Windkraft in Wasserstoff
umzuwandeln. „Wir wollen klein anfangen und zeigen, dass es
funktioniert“, so Geschäftsführer Jürgen Wollschläger, dem die
Einrichtung einer entsprechenden Pilotanlage innerhalb der nächsten zwei
bis drei Jahre vorschwebt. Dazu stehe das Unternehmen bereits mit
mehreren Firmen in Kontakt, es sei jedoch zu früh, konkrete
Kooperationspartner zu benennen.
Landrat Jörn Klimant brachte es abschließend auf den Punkt: „Für mich ist
es wichtig, dass die Raffinerie im Gespräch ist.“ Er sieht in ihr einen
festen Bestandteil in der Energielandschaft Schleswig-Holsteins.