Viel Lärm für den Atomausstieg
Grüne und SPD hatten Sonnabend zur Demonstration aufgerufen/Auch Robin Wood beteiligte sich an der Aktion
Glückstadt
Ordentlich Krach schlugen die rund 60 Teilnehmer der Anti-Atomkraft-Demonstration
am Sonnabend in Glückstadt. Mit Trillerpfeifen und symbolischen
Atommüllfässern machten sie auf ihrem Marsch durch die Innenstadt auf
die Situation rund um Atomkraft und Atommüll aufmerksam. Aufgerufen zu
der Demonstration hatten die Glückstädter Fraktionen der Grünen und der
SPD.
Die Stadtvertreter Michael Kühl (SPD) und Christine Berg (Grüne)
hatten die Organisation der Veranstaltung übernommen und begrüßten die
Gäste. Auch Bürgervorsteher Paul Roloff zeigte Flagge auf der
Demonstration. Eingeladen und gekommen waren darüber hinaus die
Kreistagsabgeordneten Heinrich Voss und Christine von Bargen sowie der
grüne Landtagsabgeordnete Bernd Voss. „Toll, das so viele gekommen sind.
Die Fahnen, die hier heute hoch gehalten werden, sprechen mir aus dem
Herzen“, freute sich Christine Berg. Gemeint waren damit die vielen
„Atomkraft? Nein Danke“ Flaggen.
Aber auch andere Statements unterstützten die Veranstalter bei ihrem
Anliegen. So waren Mitglieder von „Robin Wood“ aus Hamburg gekommen, um
mit ihrem Banner „Atomausstieg sofort!“ die Glückstädter zu
unterstützen. Dazu wurde das Banner von einem mutigen Kletterteam sowohl
am Hafen als auch am Marktplatz in luftiger Höhe jeweils zwischen zwei
Fahnenmasten aufgehängt. Auch aus Brokdorf waren Unterstützer gekommen.
Karsten Hinrichsen von der Initiative „Brokdorf Akut“ hielt betonte
unter anderem, dass die schlecht gelagerten Atommülls für die heutige
und vor allem auch für die kommende Generation große Gefahren bereit
hielten. „Die Strahlenbelastung in den Atommüllkavernen ist so hoch,
dass ein normal gesunder Mensch nach einem vierstündigen Aufenthalt dort
tot ist“. Die Politik gäbe zwar vor, den schnellen Ausstieg aus der
Atomenergie zu wollen, ließe das in ihren Taten aber nicht erkennen. So
sind nach seinen Angaben beispielsweise die Grenzwerte für
Atommülllagerung allein in letzter Zeit zweimal nach oben korrigiert
worden, und auch im europäischen Ausland setze sich die Bundesregierung
nicht genügend für den Atomkraftausstieg ein. „Wir alle können etwas
tun, auch wenn nicht jeder die Zeit hat, sich aktiv zu engagieren. Wir
alle können auf die erneuerbaren Energien umsteigen und auch für sie
werben.“ Michael Kühl sah vor allem den radioaktiven Müll im Keller des
stillgelegten Atommeilers Brunsbüttel als Gefahr an. „Der Atommüll im
Kreis Steinburg und in der Umgebung ist letztendlich nicht nur der
Atommüll der Betreiber, sondern auch unser Atommüll, mit dem wir
Jahrtausende leben müssen.“
Aber auch um die Atommülltransporte, ging es bei der Demonstration.
So läuft in Hamburg von Robin Wood gerade eine Kampagne an, die es zum
Ziel hat, den Hamburger Hafen für Atommülltransporte zu sperren.
Das letzte Wort hatte der grüne Landtagsabgeordnete Bernd Voss. „Die
Energiewende ist auch zu verantworten durch die, die all die vielen
Jahre, die wir uns schon engagieren und kämpfen, nicht aufgegeben haben.
Wir brauchen die erneuerbaren Energien!“ In diesem Sinne freute er sich
über die große Beteiligung in Glückstadt. Vor allem die Zusammensetzung
der Demonstration zeige ihm, dass alle Bevölkerungsschichten ein
Interesse am Atomausstieg zu haben scheinen. „Die Teilnehmer gehen hier
ja von fünf bis 85 Jahren.“
Claudia Jörgens